Schillerplatz: Alle gegen den Gutachter des Staatsanwaltes

Ex-ÖBB-Chef Martin Huber, Ex-Telekom-Finanzchef Stefano Colombo und Ex-Telekom-Chef Heinz Sundt vor Beginn der Hauptverhandlung zur Causa Schillerplatz am Straflandesgericht in Wien.
Die Angeklagten haben gute Chancen, dass ihre Privatgutachter zugelassen werden.

Wie hoch war der tatsächliche Marktwert (Verkehrswert), als die Telekom Austria 2006 zwei Geschoße ihres imposanten Palais am Schillerplatz in der Wiener Innenstadt an Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und dessen Frau Barbara Huber-Lipp verkaufte? Das ist eine der zentralen Fragen im Schöffenprozess gegen sieben Angeklagte, der am Donnerstag im Landesgericht begann.

Schillerplatz: Alle gegen den Gutachter des Staatsanwaltes
Die Verteidiger aller sieben Angeklagten schossen sich unisono auf den Gutachter der Staatsanwaltschaft ein. Roland Popp hatte den Verkehrswert mit 9,8 Millionen Euro bewertet, das Ehepaar Huber zahlte an die Telekom 5,4 Millionen Euro. Und machte mit dem Weiterverkauf der Palais-Flächen an die Seeste Bau AG innerhalb von vier Jahren einen Gewinn vor Steuern von 3,9 Millionen Euro. Die Staatsanwaltschaft wirft wie berichtet Ex-Telekom-Chef Heinz Sundt und seinem Vorstandskollegen Stefano Colombo Untreue vor und den Hubers Beihilfe zur Untreue. Alle Angeklagten bekennen sich „nicht schuldig“.

Die Verteidiger beantragten geschlossen, den Gutachter der Staatsanwaltschaft wegen dessen Nähe zum Ankläger nicht zum Sachverständigen des Gerichts zu bestellen. Dieser Rollenwechsel, bisher üblich, in Justizkreisen aber immer öfter kritisiert, sei unvereinbar. Und die privaten Gutachter sollten „in Hinblick auf ein faires Verfahren“ (Huber-Anwalt Meinhard Novak) beim Prozess zugelassen werden. Außerdem wird Popp vorgeworfen, in einem Fachmagazin publiziert zu haben, das Telekom-Inserate erhielt und über die Seeste berichtete.

Richterin Claudia Moravec-Loidolt, die das Großverfahren souverän leitet, will am Freitag darüber entscheiden. Die Chancen stehen nicht schlecht. Im Hypo-Untreueprozess in Klagenfurt wurden am Mittwoch die Privatgutachten der Verteidigung zugelassen.

Der Prokurist war’s

Heinz Sundt schiebt bei seiner Einvernahme die gesamte Verantwortung für den Deal dem ehemaligen Telekom-Prokuristen Wolfgang Frauenholz zu. Der war Einkaufschef und für die Immobilienabteilung zuständig und müsste einer der mächtigsten Manager im Konzern gewesen sein. Er ist nur leider schwer erkrankt und kann nicht mehr aussagen.

Schillerplatz: Alle gegen den Gutachter des Staatsanwaltes
Der befreundete Bau-Unternehmer Josef Kallinger habe ihn wegen des Schillerplatzes angesprochen, erzählte Sundt. Er habe, beteuert Sundt, die Sache an den Prokuristen weitergegeben, sich inhaltlich nie mehr darum gekümmert und kurz vor seinem Abgang als Telekom-Chef nur noch den Kaufvertrag unterschrieben. Als Richterin, Staatsanwalt Michael Radasztics und Telekom-Anwalt Norbert Wess (als Privatbeteiligten-Vertreter) kritisch nachfragen, beruft sich Sundt ständig auf den Prokuristen. Ein Gutachten über den Verkehrswert der Palais-Geschoße habe dieser nicht für notwendig befunden, daher auch der Herr Generaldirektor nicht.

Auf die Frage des Telekom-Anwalts, ob er nicht befangen gewesen sei, als er einen Vertrag mit einem privaten Freund (Kallinger) unterschrieb, kontert Sundt bemerkenswert: „Das war ja nichts Illegales. Wenn ich mit allen Personen, mit denen ich befreundet war, kein Geschäft gemacht hätte, na, da hätt’ ma liab ausg’schaut“.

Die Hubers traten in das Projekt ein, da Kallinger schwer erkrankte.

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