Schicksalstreffen der Öl-Scheichs

Billiges Öl ist gut für die Industrie, schlecht für Öl-Förderer. Den OPEC-Staaten fehlen die Petro-Dollars.
Tiefer Ölpreis entzweit Ölmarktkartell - Gipfel in Wien wird zur Nagelprobe für die zwölf Mitglieder.

Es wird wohl das heikelste Gipfeltreffen der zwölf Mitgliedsstaaten der Organisation Erdöl produzierender Länder (OPEC) seit der Jahrtausendwende: Wenn die Ölminister der OPEC kommenden Donnerstag in Wien zusammenkommen, ist Streit programmiert. Denn höchstens die Hälfte der Mitglieder will sich auf eine Kürzung der Ölförderung einlassen, die notwendig wäre, um den stark gefallenen Ölpreis vor einem weiteren Absturz zu schützen.

Gut eine Millionen Fass Öl pro Tag werden weltweit in den nächsten Monaten mehr produziert als es Nachfrage gibt, sind sich Ölmarktanalysten einig. Mit 30 Millionen Fass pro Tag ist die OPEC für gut ein Drittel des globalen Ölangebots verantwortlich. So weit, so klar. Doch wer kürzt seine Förderung und verzichtet damit auf Einnahmen und Marktanteile?

Saudi-Arabien als größter Ölproduzent innerhalb der OPEC wäre ein Kandidat für so eine Reduktion. "Doch die Saudis werden das nicht allein machen", ist Tamas Pletser, Öl-Analyst der Erste Group in Budapest, überzeugt. Die OPEC-Staaten Iran, Irak und Libyen haben wenig Lust, auf Öl-Dollars zu verzichten. Sie brauchen das Geld dringend für ihre Budgets. Denn im Gegensatz zu früheren Förderreduktionen – immerhin elf Mal seit 1984 – haben die Länder im Nahen Osten mit innenpolitischen Problemen schwer zu kämpfen. Der Arabische Frühling hat die Unzufriedenheit und Armut von Teilen der Bevölkerung offenbart. Mit höheren Staatsausgaben versuchen die Länder seither neue Unruhen zu verhindern. Geringe Öleinnahmen können sie da gar nicht brauchen. Pletser kann sich dennoch vorstellen, dass die OPEC in Wien zu einer Einigung kommt und die Ölförderung reduziert. Es müsse aber zumindest eine Millionen Fass pro Tag weniger gefördert werden. Würden sich die Staaten auf eine geringere Produktionskürzung verständigen, würde der Ölpreis weiter abstürzen.

Zerreißprobe

"Die OPEC wird wohl einen breiten Schulterschluss zur Förderreduktion finden müssen. Alles andere wäre kritisch", sagt Johannes Benigni, Chef des Ölberatungsunternehmens JBC zum KURIER. Denn Saudi-Arabien habe bisher stets betont, an einem stabilen Ölmarkt interessiert zu sein. Komme es am Donnerstag in Wien zu keiner Verständigung, weniger Öl in die Märkte zu pumpen, stelle sich die OPEC selbst infrage.

"Wozu braucht man dann eine Organisation, die das Ziel verfolge, gemeinsam den Ölmarkt zu regulieren, wenn sie das nicht mehr tut", erklärt der Öl-Experte. Seiner Ansicht nach wären dann die Türen für alle möglichen Spekulationen offen.

Ohne Förderkürzung müsse man sich fragen, wem die Ölschwemme nütze. "Dann wird es spannend. Es geht dann nicht mehr um den Ölmarkt, sondern um Politik", so Benigni. Die Verlierer weiter sinkender Ölpreise wären jedenfalls vor allem der Iran und Russland.

Schicksalstreffen der Öl-Scheichs

Die österreichische Gasversorgung ist im kommenden Winter auch für Extremsituationen gesichert: Diese beruhigende Botschaft sendet die Regulierungsbehörde E-Control aus. Die aktuelle Überprüfung zum Versorgungsstand aller in Österreich tätigen Gasversorger zeige, "dass die heimischen Gaskunden auch bei lang anhaltenden Kälteperioden weiterhin sicher mit Gas versorgt werden können", hält E-Control-Vorstand Walter Boltz fest.

Die E-Control könne allen in Österreich tätigen Gasanbietern ein gutes Zeugnis ausstellen: Die Vorgaben der EU-Versorgungsstandards würden nicht nur von den etablierten Unternehmen erfüllt, auch die neuen Anbieter seien sich der Verantwortung bei der Belieferung von geschützten Kunden, also Haushaltskunden, bewusst.

Stresstest

Vorgesehen sind in den entsprechenden EU-Bestimmungen drei Szenarien, die von den Gaslieferanten von Oktober 2014 bis einschließlich März 2015 erfüllt werden müssen. Es handle sich um Extremsituationen, in denen die Gasversorgung aufrechterhalten werden muss, wie die Versorgung im Fall von extremen Temperaturen an sieben aufeinanderfolgenden Tagen mit Spitzenlastverbrauch oder ein außergewöhnlich hoher Gasverbrauch über einen Zeitraum von mindestens 30 Tagen, so Boltz. Dabei gehe es um eine Eintrittswahrscheinlichkeit, wie sie einmal in 20 Jahren vorkommt.

Schicksalstreffen der Öl-Scheichs
Hintergrund für das dritte Szenario - der Ausfall der größten einzelnen Gasinfrastruktur, also des Gasknotens im niederösterreichischen Baumgarten, für mindestens 30 Tage unter durchschnittlichen Winterbedingungen - war die Ukraine-Krise. "Mit einem Speicherfüllstand von derzeit mehr als 90 Prozent, inländischen Produktionskapazitäten und dem Import über Deutschland könnte Österreich auch diesen Fall abdecken", sagt Boltz (Bild).

Das zeige auch der EU-Energieversorgungssicherheit-Stresstest. Demnach hätte eine langfristige Unterbrechung der russischen Erdgaslieferungen gravierende Auswirkungen auf die Versorgung in Europa und würde die Gaswirtschaft vor große Herausforderungen stellen. EU-Länder im Osten hätten am meisten darunter zu leiden hätten, die Situation für Österreich wäre allerdings bewältigbar.

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