Sberbank: „Bauen Wiener VBI-Zentrale aus“

Sberbank: „Bauen Wiener VBI-Zentrale aus“
Nach dem Kauf der Volksbank International (VBI) hat die russische Sberbank große Pläne zur Expansion in Europa.

Für 505 Millionen Euro hat Russlands größte Bank, die Sberbank, die Ostbanken-Holding der Österreichischen Volksbanken AG erworben. Damit hat die Sberbank erstmals Bank-Töchter in der EU. Was sie mit der VBI vorhat und welche Wachstumspläne sie verfolgt, erklärt Vizechef Sergey Gorkov im KURIER-Gespräch.

KURIER: Die Volksbank International hat ihren Sitz in Wien. Wird ihn die Sberbank erhalten?
Sergey Gorkov:
Ja. Die Zentrale wird weiterhin in Wien bleiben. Hier wird das Personal sogar aufgestockt. Wie bauen von 60 auf 100 Mitarbeiter aus und wollen mittelfristig noch viel mehr Jobs in der Wiener Zentrale schaffen.

Die Sberbank hat mit der VBI nun eine Bankenlizenz in der EU. Auf welchen Märkten wollen Sie wachsen?
Die VBI hat in der EU Töchter in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien. Sehr interessiert sind wir an einem Einstieg in den polnischen Markt. Konkrete Verhandlungen über einen Bankkauf gibt es dort aber noch nicht.

Die VBI-Tochter in Ungarn hat große Verluste geschrieben und von ihren bisherigen Eigentümern noch 80 Millionen an Kapital bekommen. Was hat die Sberbank jetzt mit der Ungarn-Tochter vor?
Die Handlungen der dortigen Regierung sind schwer zu erklären. Ich kann noch nicht genau sagen, wie es mit unseren Banken in Ungarn weitergeht, weil wir das Portefeuille erst analysieren müssen. Wir haben uns vorgenommen, innerhalb der nächsten drei Monate eine klare Strategie vorzulegen.

Welche Ziele verfolgt die Sberbank außerhalb der EU?
Unser besonderer Fokus liegt auf der Türkei. Dort möchte die Sberbank gerne Fuß fassen. Die Verhandlungen über einen Kauf der türkischen Denizbank, die die angeschlagene Dexia Bank abgeben will, sind aber ergebnislos beendet worden. Derzeit gibt es keine konkreten Kaufobjekte in der Türkei.

Mit der VBI ist die Sberbank jetzt auch am Balkan – in Serbien, Kroatien und Bosnien – präsent. Gibt es Interesse Töchter der Hypo-Alpe-Adria-Bank auf diesen Märkten zu erwerben?
Nein. Daran sind wir nicht interessiert. Grundsätzlich wollen wir auf diesen Märkten von innen heraus wachsen, also ohne Zukäufe.

Wie geht es der Sberbank in Russland. Ist sie dort an die Grenzen des Wachstums gestoßen?
Wir sind Marktführer mit rund 27 Prozent Marktanteil gemessen am Gesamtgeschäftsvolumen aller Banken. Aber der russische Bankenmarkt wächst schnell. Wir konnten im Vorjahr in allen Geschäftsfeldern Marktanteile gewinnen. Wir investieren viel in neue Technologien und können dadurch unsere Position stärken.

Wie beurteilen Sie die Schuldenkrise in Europa. Wird der Euro überleben?
Da tue ich mir schwer. Das müssen die Regierungen entscheiden, ob sie den Euro erhalten wollen. Die Situation ist schwierig. Ich gehe aber davon aus, dass die großen Länder wie Deutschland und Frankreich sowie die Europäische Zentralbank alles daran setzen, um aus der Krise zu kommen.

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