Von Licht bis IT: Das Geschäft für heimische Unternehmen in Saudi-Arabien boomt

Eine Frau in dunkler Kleidung geht an einer großen, bunt beleuchteten Kugel mit leuchtendem Herz vorbei.
Experten zufolge sind für Geschäfte in Saudi-Arabien unter anderem lokale Kontakte und Präsenz vor Ort ausschlaggebend.

Zusammenfassung

  • Österreichische Unternehmen verzeichnen steigende Exporte und wachsende Präsenz in Saudi-Arabien, profitieren aber nur mit Geduld und lokalen Kontakten.
  • Großprojekte wie das 90-Millionen-Euro-Beleuchtungsprojekt in Mekka und innovative IT-Lösungen für Tourismus und Kultur prägen das Geschäft vor Ort.
  • Herausforderungen sind lange Projektdauer, volatile Aufträge und hohe Preissensibilität, wobei lokale Expertise und Anpassung an den Markt entscheidend sind.

Um die Beziehungen mit Saudi-Arabien zu vertiefen, hat das Europäische Parlament am 16. Dezember eine Resolution verabschiedet. Während die EU und Saudi-Arabien sich annähern, wird das Land ein zunehmend wichtiger Absatzmarkt für Österreich. Heimische Exporte nach Saudi-Arabien stiegen 2024 um rund 49 Prozent auf knapp 800 Millionen Euro an, über 450 heimische Firmen sind mittlerweile dort tätig. Die APA hat österreichische Unternehmen zu ihren Erfahrungen vor Ort befragt.

90-Millionen-Euro-Beleuchtungsprojekt für Mekka

Das Unternehmen Lights of Vienna aus Guntramsdorf ist seit rund 30 Jahren in Saudi-Arabien aktiv und hat dieses Jahr ein 90-Millionen-Euro-Beleuchtungsprojekt für die Al-Haram Moschee in Mekka abgeschlossen. Die Moschee wurde bereits in den 1970er-Jahren mit Kronleuchtern der Wiener Firma J. & L. Lobmeyr ausgestattet. "Licht steht dort für göttliche Präsenz, Wegweisung und Wahrheit. Daher kommt Kronleuchtern so eine große Bedeutung zu", erklärte der Managing Partner von Lights of Vienna, Alexander Oborny

Das Projekt in der Al-Haram Moschee habe satte 70 Prozent des Gesamtgeschäfts der vergangenen zwei Jahre ausgemacht. Denn Lights of Vienna vergoldete die Luster mit nicht weniger als 200 Kilogramm 24-karätigem Gold. Das Ergebnis vor Ort kenne Oborny selbst aber nur aus Videos und Bildern. Als Nicht-Muslim sei es ihm verboten, die Moschee zu betreten.

Trotz guter Geschäfte "nicht das goldene Ei"

Trotz blühender Geschäfte sei Saudi-Arabien "nicht das goldene Ei, das sich so mancher erwartet", sondern "ein Markt wie jeder andere", betonte der Gründer des Beleuchtungsunternehmens MK Illumination, Klaus Mark. Um in Saudi-Arabien erfolgreich zu sein, benötige man vor allem "Geduld und die Zeit, den Markt kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen", sagte Mark. Seine Firma mit Sitz in Tirol kreiert festliche und saisonale Lichtinstallationen. Für 2026 plane das Unternehmen eine eigene Niederlassung in Saudi-Arabien, so Mark. Um an lokale Kontakte zu kommen, habe die Firma zunächst mit Ex-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck kooperiert, die in Saudi-Arabien tätig sei. Seitdem punkte das Unternehmen insbesondere mit Ramadan-Beleuchtungen in Einkaufszentren. Dafür engagiere man "Lichtkünstler und Designer, die die Kultur kennen und den Geschmack verstehen", ergänzte Mark.

Publikum in Saudi-Arabien: jung, mit hohen technischen Ansprüchen

Ähnlich setzt auch Nous Digital auf lokale Expertise. Die IT-Firma hat sich nach eigenen Angaben auf Geschichtenerzählen spezialisiert und nützt dafür Media-Guides, Apps und Virtual Reality. Das Ziel: eine Verbindung von "asiatischem Pioniergeist aus Dubai und dem Wiener Charme", wie es auf der Unternehmenswebsite heißt. Viele Aufträge erhalte Nous Digital aktuell von groß angelegten Tourismus- und Kulturprojekten in Saudi-Arabien, etwa in der Oase al-'Ula, einem zentralen Kultur- und Tourismusprojekt des Königreichs. Das Publikum in Saudi-Arabien sei jung, der technische Anspruch hoch, so Geschäftsführer Raphael Schneeberger. Für die Umsetzung von Projekten spreche die Firma mit Archäologen, übersetze Inhalte in den saudischen Dialekt und passe Konzepte an die lokale Bevölkerung an. Mit Virtual-Reality-Gläsern könnten Besucher der Oase beispielsweise mitverfolgen, wie dort vor rund 2.000 Jahren Leichen zu Grabe getragen wurden.

Volatile und langwierige Projekte als Herausforderung

Die Firmen kämpfen mit ähnlichen Herausforderungen, um in Saudi-Arabien Geschäft zu machen. Einerseits führe die lange Dauer und ein potenziell volatiler Verlauf der Projekte dazu, dass manche Aufträge ohne offizielle Bestellung beginnen müssten, erklärte Schneeberger. Andererseits sei viel Überzeugungsarbeit gefragt, um Kunden dazu zu bewegen, qualitativ hochwertige Ware zu einem höheren Preis zu kaufen. Um Projekte zu gewinnen und abzuwickeln, seien außerdem lokale Kontakte und Präsenz vor Ort extrem wichtig. Denn der Erstkontakt geht meist vom Kunden aus: "Im arabischen Raum wird man gefunden", so Schneeberger.

(Die Gespräche führte Pia Hecher/APA)

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