"Robuste Sorten für den Klimawandel"

Hermann Bürstmayr
Saatguthersteller brauchen robustere Sorten, die mit den Klimaschwankungen zurechtkommen.

Die Zeiten mit massiver Überproduktion in der Landwirtschaft gehen zu Ende. Die wachsende Weltbevölkerung sorgt für einen deutlich steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln. In den vergangenen zehn Jahren war die weltweite Produktion von Weizen in sechs Jahren geringer als die Nachfrage. Es besteht daher durchaus Handlungsbedarf.

Bisher konnte der höhere Bedarf an Lebensmitteln durch deutliche Ertragssteigerungen kompensiert werden. Beim Mais ist es in den USA gelungen die Erträge seit den 60er-Jahren auf 242 Prozent anzuheben, erläutert Hermann Bürstmayr, Professor an der Universität für Bodenkultur und Leiter der Abteilung für Pflanzenzüchtung. In Österreich sind die Erträge beim Weizen in den vergangenen 50 Jahren etwa um das Doppelte gestiegen.

Doch das kann nicht so weitergehen. Eine Steigerung der Erntemengen um das Doppelte in den nächsten 20 Jahren ist nicht realistisch. Es wäre „ziemlich naiv“ an derartige Zuwächse zu glauben, warnt Bürstmayr vor übertriebenen Erwartungen. „Seit den 80er- Jahren sind die Fortschritte immer kleiner geworden.“ Etwa ein Drittel der Ertragssteigerung ist durch genetische Verbesserungen gelungen, der Rest durch höhere Effizienz beim Pflanzenschutz und bei der Düngung.

Durch den Klimawandel verändert sich natürlich auch die Aufgabenstellung der Saatguthersteller. Bürstmayer: „Wir brauchen robustere Sorten, die mit den Klimaschwankungen zurechtkommen.“ Eine höhere Resistenz der Pflanzen ist ohnehin Ziel der Forschung. Das hilft die Stabilität der Erträge trotz Klimaschwankungen zu stabilisieren. Die Universität für Bodenkultur versucht derzeit die Resistenz der Weinrebe gegen Pilzkrankheiten deutlich zu verbessern.

Anpassung

Entscheidend für den Ertrag ist die erfolgreiche Anpassung des Saatgutes an regionale Unterschiede wie etwa die Bodenbeschaffenheit oder das Klima. „US-Weizen würde bei uns nicht gut wachsen“, weiß Bürstmayr. „Man braucht für guten Ertrag regional angepasste Züchtungen. “ Das ist natürlich nicht von heute auf morgen möglich.

Das trotz der Ertragssteigerung der Hunger in der Welt nach wie vor ein ungelöstes Problem ist hat auch mit der Verteilung der Mittel zu tun. Bürstmayr verweist auf die Daten der OECD. In den 80er-Jahren wurden 16 Prozent der Entwicklungshilfe in agrarische Produktion investiert. Heute sind es nur mehr vier Prozent.

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