s.Oliver stellt sich gegen Preiskampf
Oliver Hein, Verkaufschef der deutschen s.Oliver-Gruppe über steigende Löhne in den Produzentenländern, die Expansion in Österreich und neue Mitbewerber im Billigsegment.
KURIER: s.Oliver hat Geschäfte in rund 30 Ländern. Welche Bedeutung hat Österreich im Konzern?
Oliver Hein: Österreich war eines unserer ersten Exportländer und ist heute die Nummer zwei hinter Deutschland. Wir haben im Vorjahr insgesamt 1,07 Milliarden Euro umgesetzt, davon acht Prozent in Österreich.
Wollen Sie in Österreich noch weiter expandieren?
Wir investieren heuer eine hohe einstellige Millionensumme in Österreich und eröffnen 13 neue Läden. Im Herbst kommen zwei neue s.Oliver-Shops in der Wiener Mariahilfer Straße. In den aktuellen Standort dort kommen dann das Taschenlabel Liebeskind (Anm.: seit November 2010 zu 50 Prozent im Besitz von s.Oliver) und comma (Anm.: Textilkette, die 2001 von s.Oliver übernommen wurde) .
Was ist mit Liebeskind noch geplant?
Zusätzlich zur Kooperation in der Mariahilfer Straße werden wir im September 2011 einen Liebeskind-Laden in der Wiener Seilergasse eröffnen. s.Oliver Österreich hat mit Liebeskind einen exklusiven Master-Franchise-Vertrag abgeschlossen. Das bedeutet, 2012 wird der nächste Liebeskind-Shop in Salzburg eröffnet.
Die Textilketten stöhnen unter steigenden Baumwollkosten. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Nicht nur Baumwolle ist teurer geworden, auch die Löhne in wichtigen Produktionsländern wie China oder Bangladesch steigen stark, ebenso die Transportkosten. Unterm Strich kam es seit Ende 2009 zu einer Verteuerung von 40 Prozent. Das bringt unsere Margen unter Druck.
Dass heißt im Klartext, dass die Ware teurer wird?
Preiserhöhungen sind derzeit schwer unterzubringen, auch weil sehr preisaggressive neue Anbieter neu auf den Markt kommen. Auf diesen Preiskampf können wir uns nicht einlassen. Unsere Strategie ist es, mit wertigerer Ware höhere Preise zu erzielen. Auch auf der Kostenseite haben wir optimiert.
Wie kann man sich das vorstellen?
Der große Hebel liegt bei den Stoffen und einer rechtzeitigen Reservierung der Rohstoffe. In der Finanzkrise haben viele Landwirte von Baumwolle auf Pflanzen wie Mais umgestellt, die verspritet werden. In dem Bereich waren die Verdienstaussichten besser. Gleichzeitig sind viele Zulieferer, wie Spinnereien und Färbereien, bankrott gegangen. Man musste sich rechtzeitig die Kapazitäten sichern. Beim Transport stellen wir zudem von Luft- auf Seefracht um. Die Kostenersparnis beim Transport einer Jeans liegt bei 1,30 US-Dollar. Derzeit kommen 55 Prozent der Ware per See, wir wollen 80 Prozent.
2010 hat s.Oliver die Umsatz-Milliarde geknackt. Was ist das Ziel 2011?
Wir wollen heuer um 15 Prozent zulegen. Zwar geben die Konsumenten nicht mehr Geld aus, aber wir profitieren von der Konkurrenzsituation. Viele Mitbewerber stehen unter Druck und geben Flächen ab. Dadurch kommen wir zu zusätzlichen, guten Standorten.
Bernd Freier - der Gründer meidet die Öffentlichkeit
Vor mehr als 40 Jahren hat s.Oliver-Gründer Bernd Freier sein erstes Geschäft in Würzburg eröffnet, mittlerweile gibt es Läden in rund 30 Ländern, die einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr machen. Freier - Vater von vier Kindern, die zum Teil bereits im Unternehmen tätig sind - hat das Zepter noch immer fest in der Hand. Interviews gibt der Unternehmer keine, fotografieren lässt sich der Multimillionär schon gar nicht.
s.Oliver - steht für Sir Oliver, benannt nach dem Romanhelden Oliver Twist - ist in 30 Ländern vertreten und verfügt über Beschaffungsorganisationen in China, Indonesien, Bangladesch und der Türkei. Die Märkte Österreich, Schweiz und Benelux werden seit 2003 als eigene Töchterunternehmen geführt. Vom Firmensitz im deutschen Rottendorf aus (1800 Mitarbeiter) werden täglich 350.000 Kleidungsstücke an die Verkaufsstellen verschickt.
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