S Immo sieht sich für Krise gut gerüstet

FILE PHOTO: Austrian property group S IMMO CEO Vejdovszky attends a news conference in Vienna
Mietausfälle nicht abschätzbar, aber ausreichend Liquidität, für 2021 zuversichtlich, Fusion mit Immofinanz „sinnvoll“

Mit Rekordjahren ist es für S Immo erst einmal vorbei. Die börsenotierte Immobilien-Gruppe werde die Corona-Krise 2020 „sehr deutlich treffen“, sagte CEO Ernst Vejdovszky am Donnerstag bei per Telefon-Konferenz abgehaltenen Bilanzpressekonferenz.

Mit  liquiden Mitteln von knapp 112 Millionen Euro sei das Unternehmen in dieser Krise „von der Liquidität her sehr, sehr entspannt“, betonte Vejdovszky.  Auch seien  heuer keine Anleihetilgungen fällig, man habe im Vorjahr kurzfristige Anleihen gegen langfristige, günstiger verzinste Bonds getauscht, was „rückblickend doppelt wertvoll“ sei.

Miet-Stundungen

Wie hoch die Mietausfälle sein werden, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Das hänge von der Dauer der Krise ab, die noch nicht absehbar sei. Der S-Immo-Chef  versprach den Mieter Fairness, man werde mit jedem  von der Krise betroffenen Mieter eine individuelle Lösung und eine Einzelvereinbarung versuchen.  Etwa in Form von kurzfristigen Stundungen, eine Reduktion der Miete freilich wolle  man „erst ganz hinten anhängen“.

Für März hätten noch alle Mieter pünktlich bezahlt, für April gebe es bis dato eine kleine Zahl an Ausfällen bei kleinen Mietern. Aber auch große Mieter hätten sich bereits gemeldet.

Besonders betroffen von der Krise seien der Hotel- und der Retail-Bereich, bei den Büros sei die Lage überschaubar.  Für Unternehmen wie S-Immo werde es keine Staatshilfe geben, Vejdovszky rechnet jedoch damit, dass aufseiten der Mieter Staatshilfe fließt.

Einige noch nicht ausverhandelte Projekte wird das Unternehmen vorläufig auf  Eis legen.
FusionDie im Vorjahr abgesagte Fusion mit der Immofinanz wird wieder neu gestartet. Wie berichtet hat sich die Aktionärsstruktur geändert,  in beiden Unternehmen ist der Investor Ronny Pecik mit Partnern der größte Aktionär.

Fusion

Zum aktuellen Zeitpunkt „haben wir alle andere Dinge zu tun, als die Fusion zu beplaudern“, sagte Vejdovszky. Doch sobald  man sich wieder persönlich treffen könne, werde  man alle Optionen prüfen und bewerten. Durch die  Aktionärsstruktur würden sich neue Optionen bieten. Beide Unternehmen sind auch gegenseitig  beteiligt.

Vejdovszky hielte es für sinnvoll, auch die dritte große heimische Immobilien-Gruppe, die CA-Immo einzubeziehen, an der die S Immo derzeit sechs Prozent hält. Doch aufgrund der Aktionärsstruktur der CA-Immo sei  eine Fusion „nicht denkbar“. Größter Aktionär dort ist die Starwood Capital Group.

2021 soll wieder normal laufen

Trotz der Krise will S Immo das Aktienrückkauf-Programm weiter durchziehen, das angesichts des niedrigen Kurses, der deutlich unter dem Buchwert liege, „ein gutes Geschäft“ sei.

Notverkäufe von Assets werde es nicht geben, das habe man auch in der  Finanzkrise nicht gemacht. „2020 wird schlecht, aber 2021 sollte das Geschäft wieder normal laufen. Immobilien sind weiterhin ein sicherer Hafen“, ist der S-Immo-Chef zuversichtlich.

Die weitere Strategie steht auf drei Beinen:
Dem selektiven Kauf von Bestandsimmobilien in guten Lagen, Neu-Projekten und der Bevorratung von Grundstücken. So hat das Unternehmen im Speckgürtel von Berlin rund zwei Millionen Quadratmeter erstanden. Die Umwidmung dieser Flächen werde einige Jahre dauern.  

Dividende überdenken

Sobald  die Verordnung des  Finanzministeriums  veröffentlicht ist,  wie in der Krise Hauptversammlungen   abzuhalten sind, will S Immo die abgesagte Aktionärsversammlung nachholen.  Vor der Virus-Krise war eine unveränderte Dividende von 70 Cent pro Aktie vorgesehen. Diese werde man „nochmals überdenken“.  

Ergebnisse 2019

Die Eigenkapitalquote liegt derzeit bei 46 Prozent, die Kapitalerhöhung im Jänner brachte 149 Millionen Euro.  Das Immobilien-Vermögen ist  derzeit gemäß IFRS mit 2,37 Milliarden Euro bewertet, die Nutzflächen waren 2019 zu 95,5 Prozent ausgelastet, die Mietrendite liegt bei durchschnittlich 5,4 Prozent. Das Portfolio besteht zu 71 Prozent aus Büros, Hotels und Geschäften, der Rest sind Wohnobjekte. Der Jahresüberschuss erreichte im Vorjahr den Rekordwert von 213 Millionen Euro.


Die Anteile der S-Immo an der Immofinanz und der CA Immo hat sich die S-Immo zu 426 Mio. Euro angeschafft, Ende 2019 lag der Buchwert bei 553 Mio. Euro. Trotz der massiven Aktienkursrückgänge durch die Corona-Krise sei man per 31. März noch immer mit 19 Mio. Euro im Plus gelegen, nach über 200 Mio. Euro im Februar, so Vejdovszky. Insgesamt erhielt man aus den Beteiligungen bisher 36 Mio. Euro Dividende, davon allein 17 Mio. Euro im Jahr 2019.

 

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