Kotányi weicht nach Serbien aus
Gegen die Sanktionen von Wladimir Putin ist auch beim Gewürzspezialisten Kotányi kein Kraut gewachsen. Rund zwanzig Prozent des Unternehmensumsatzes – im Vorjahr 138 Millionen Euro bei einer Exportquote von 70 Prozent – erwirtschaftet das niederösterreichische Unternehmen in Russland.
Jetzt machen ihm die Sanktionen gegen EU-Lebensmittel einen Strich durch die Rechnung. Zumindest Kräutermischungen und Knoblauchgranulat darf Kotányi nicht aus Österreich liefern. Der Grund: Sie fallen unter dieselbe Zolltarifnummer wie Gemüse, das auf der Liste der vom Embargo betroffenen Waren steht.
China-Ernte betroffen
Dabei ist die Situation mitunter skurril. Denn viele Kräuter, die unter Putins Einfuhrverbot fallen, sind gar nicht in Europa gewachsen. Majoran kommt fast ausschließlich aus Ägypten, Knoblauch fast nur aus China. Das sind nur zwei Beispiele von Importware, die in Österreich verarbeitet und verpackt wurde.
Großkonzerne, mit Tochtergesellschaften in mehreren Ländern, versuchen derzeit emsig, die wegfallenden Russland-Exporte aus der EU durch Tochtergesellschaften in anderen Ländern zu ersetzen. Niederlassungen in der Türkei kommen so mitunter zu einem Zusatzgeschäft.
In die Mühlen der Weltpolitik ist selbst die weltweit größte Fast-Food-Kette McDonald’s geraten. In Moskau mussten vier Filialen wegen angeblicher Hygienemängel schließen, in 70 weiteren Niederlassungen wurde kontrolliert.
Für heimische Apfelbauern kommt das Einfuhrverbot Russlands zur Unzeit. Heuer haben große Erzeugerländer wie Polen, Deutschland, Italien und Frankreich Rekordernten und bringen damit eine Überproduktion von bis zu zwei Millionen Tonnen Äpfeln auf den Markt. Dazu kommt, dass allein Polen auf bis zu 800.000 Tonnen Äpfeln sitzen bleibt, die Russland nun nicht abnimmt. "Mit den europaweiten Überkapazitäten kommen auch wir unter Druck", sagt Thomas Reiter, Geschäftsführer der Opst (Obst Partner Steiermark). Die Hälfte der Ernte, 60 Mio. Tonnen, geht in den Export.
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