Russengas gegen US-Gas: „Markt entscheidet, nicht Politik“

OMV-Chef Seele präsentierte Halbjahresbilanz
Konzernchef Seele ist zuversichtlich für die umstrittene Gazprom-Pipeline Nord Stream 2.

 Der Gas- und Ölkonzern OMV konnte im ersten Halbjahr 2018 Produktion und Gewinn deutlich steigern. Doch die internationale politische Entwicklung bereitet Rainer Seele Sorgen. Die Vereinbarung zwischen EU-Kommissionschef Juncker und US-Präsident Trump, Europa solle künftig mehramerikanisches Flüssiggas LNG kaufen, hält der OMV-Boss für wenig realistisch.

„Die Verbraucher sind nicht gewillt, einen höheren Preis zu zahlen, weil das Gas mit einem Schiff über den Atlantik gefahren wird“, sagte Seele bei der Präsentation der Halbjahres-Ergebnisse. Der Markt werde für LNG offen sein, „wenn der Preis stimmt“. Derzeit sei amerikanisches Flüssiggas um rund 50 Prozent teurer als Gas aus Russland. „Welches Gas gekauft wird, entscheidet der Markt und nicht die Politik.“ Die OMV werde nicht „die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden und des Standortes gefährden“, tönte Seele.

Plan B fehlt

Die umstrittene Gazprom-Pipeline Nord Stream 2 sei ebenso wie diverse Vereinbarungen zwischen der OMV und Gazprom nicht von den verschärften US-Sanktionen betroffen. Das sei mit dem Finanz- und Außenministerium geklärt, sagte Finanzvorstand Reinhard Florey. Einen Plan B, falls es sich Trump anders überlegt, habe man nicht.

Bis dato hat die OMV 460 Millionen Euro in das insgesamt 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline-Projekt gezahlt. Aus dem Cashflow, wird betont. Um die noch ausstehende Genehmigung in Dänemark zu umgehen, werde die Route leicht abgeändert.

Norwegen

Ob der geplante Asset-Tausch mit Gazprom funktionieren wird, ist derzeit fraglich. 2016 hatten sich beide Konzerne darauf geeinigt, dass sich die OMV an einem sibirischen Gasfeld beteiligt und Gazprom im Gegenzug 38,5 Prozent an der norwegischen OMV-Tochter erhält. Noch hat Norwegen nicht zugestimmt, im Herbst werde man, so Seele, weiter darüber diskutieren. Er versicherte nachdrücklich, dass Gazprom bei einem Scheitern des Deals keine Beteiligung an einer der OMV-Raffinierien erhalten werde.

Gemeinsame Förderprojekte mit dem Iran sind wegen der US-Sanktionen bereits auf Eis gelegt, die Absichtserklärung sei ausgelaufen. Im ersten Halbjahr 2018 bezog die OMV rund 500.000 Tonnen Rohöl aus dem Iran. Nicht viel, aber damit sei es vorbei, sobald die Sanktionen greifen, so Downstream-Vorstand Manfred Leitner.

Ebenfalls nicht erfreulich läuft es für die OMV politisch in Rumänien. Der Tochter-Konzern Petrom will im Schwarzen Meer Gas fördern und exportieren, doch die Politik macht Probleme.

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