Russen spielen Gas-Karte im Ukraine-Poker

Russen spielen Gas-Karte im Ukraine-Poker
Lieferungen von Erdgas nur noch bis Ende Mai garantiert.

Die Nervosität in der europäischen Energiewirtschaft steigt. Russland hat am Freitag Vertretern der Ukraine und der EU bei einem Spitzentreffen in Warschau unverhohlen mitgeteilt, dass Gaslieferungen nur noch bis Ende Mai garantiert seien.

Bis zu diesem Zeitpunkt seien die Erdgas-Schulden, die die Ukraine bei der russischen Gazprom angehäuft habe, noch gestundet, machte Russlands Energieminister Alexander Nowak klar. Mit rund drei Milliarden Euro steht die Ukraine bei Gazprom in der Kreide. Diese Schulden könnte das Land wohl mit dem zugesagten Geld des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU begleichen.

Doch Russland hat plötzliche eine neue Rechnung aufgestellt. Die Ukraine schulde Moskau viel mehr, nämlich elf Milliarden Euro. Dies ergebe sich aus Mieten, die Russland für die Stützpunkte auf der Krim gezahlt habe. Jetzt, wo die Krim russisch sei, müsse die Ukraine die bereits bezahlten Mieten zurück zahlen, lautet die Idee der Russen. Weder IWF noch EU können für diese Summe einspringen. Damit würden sie ja die Annexion der Krim akzeptieren.

Daher arbeiten die Energieexperten in ganz Europa hektisch an Plänen für den Gas-Notstand. Zwischen 30 und 40 Milliarden Kubikmeter Erdgas beziehen die EU-Länder derzeit aus Russland – etwa ein Drittel des Gesamt-Gasbedarfs.

Notfall-Szenarien

Die meisten EU-Länder könnten einen Ausfall der Russengas-Lieferungen durch die Ukraine wohl kompensieren, schätzt Walter Boltz, Chef der heimischen Energiemarktaufsicht. Ein Teil des Gases könnte über die Nord Stream durch die Ostsee nach Deutschland geliefert werden. Ein anderer Teil könnte über zusätzliches Flüssiggas, etwa aus Katar, kommen – allerdings zu einem höheren Preis als der aktuelle Russen-Gaspreis. Zudem würden alle Gasspeicher im Westen derzeit befüllt.

Das Hauptproblem aber wäre die Belieferung der Ukraine mit Erdgas. 20 bis 30 Milliarden Kubikmeter Gas benötigt das Land pro Jahr. Diese Menge könnte die EU wohl kaum zusätzlich aufstellen. Der deutsche Energiekonzern RWE hat der Ukraine vorläufig vier Milliarden Kubikmeter Gas zugesagt. Geliefert wird das Gas über eine Pipeline durch Polen.

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