Russen-Rekord in Österreich
Sie sind steinreich, essen Kaviar und trinken (zu) viel Wodka. Diese Klischees über ihre Landsleute hören russische Gäste gar nicht gerne. Schließlich ist es verstärkt die aufstrebende Mittelschicht, die sich für einen Urlaub in Österreich entscheidet, vor allem im Winter. „Seit der Saison 2004/’05 hat sich die Zahl der russischen Gästenächtigungen mehr als verdreifacht“, rechnet Tourismusobmann Hans Schenner vor. Heuer sollen die neuen russischen Frühlingsferien Ende März zusätzlichen Schwung gebracht haben (Zahlen liegen noch nicht vor). Ob es die neuen Ferien ab jetzt jedes Jahr geben wird, ist laut Sergej Netschajew, russischer Botschafter in Österreich, aber noch offen. Fix ist, dass russische Kinder die Osterferien noch vor sich haben: Die russisch-orthodoxen Ostern sind erst am 5. Mai.
Hoteliers brauchen vor allem russisch sprechendes Personal und russisches Fernsehen, um bei den Gästen zu punkten, meint Netschajew. Ein Hemmschuh für Österreich sei die Visa-Pflicht. „Nicht wegen der Kosten, sondern wegen der Anstellerei.“ In manchen Ländern gelte für Russen eine saisonale Visafreiheit, „damit steigt die Attraktivität des Landes sofort“, sagte Netschajew bei einem Seminar der Bundessparte Tourismus. Im Sommer fahren seine Landsleute am liebsten in die Türkei oder nach Ägypten – Visum brauchen sie dort keines.
Zumindest im Winter steht Österreich bei den Wunsch-Destinationen ganz oben. Zwischen November und Februar checkten 208.000 Russen in heimischen Betrieben ein und blieben insgesamt mehr als eine Million Nächte – ein neuer Rekordwert. Die beliebtesten Wintersportorte sind Mayrhofen, Sölden, Ischgl und Zell am See. Das Potenzial ist freilich noch enorm. Im Vorjahr kamen 476.000 Russen nach Österreich, das sind aber gerade einmal 0,36 Prozent der Bevölkerung.
Allerdings rüstet Russland auch im eigenen Land auf – dank der Winterolympiade 2014 in Sotschi. „Die meisten Investitionen betreffen die Infrastruktur und sollen Schwung in die Region bringen“, hofft Netschajew auf eine langfristige Nutzung. Für Österreich sind die Spiele schon jetzt ein gutes Geschäft. 50 Firmen – von der Strabag bis zur Vamed – haben Aufträge im Gesamtvolumen von 1,2 Milliarden Euro an Land gezogen.
Schladming-Bilanz
Ob sich Großveranstaltungen rechnen, ist umstritten. „Für uns hat sich die Ski WM in Schladming rentiert“, widerspricht Hermann Gruber, Geschäftsführer der Dachstein-Tauern-Region, anderslautenden Berichten. Ohne WM wäre es nicht möglich gewesen „die Gegend auf Vordermann zu bringen“. Allein die Hotellerie hat 210 Millionen Euro investiert, weitere 70 Millionen sind in die Pisten geflossen. Dennoch blieben gerade wegen der WM viele Gäste aus. Im Februar kamen um ein Fünftel weniger Deutsche und 30 Prozent weniger Urlauber aus Benelux. „Wir haben es nicht geschafft, dem Gast zu sagen, dass er 85 Prozent der Pisten trotz WM nutzen kann“, gesteht Gruber.
Schlecht gelaufen ist es deswegen auch bei einigen Händlern im Ort, die im Februar Umsatzeinbußen von 50 Prozent hatten. 2013 rechnet Gruber, auch dank 2100 zusätzlicher Gästebetten, mit 100.000 zusätzlichen Nächtigungen, was einem Plus fünf Prozent entspräche.
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