Rund 50 Interessenten für verlustreiche Wolford
Noch halten die Gründerfamilien Palmers und Wilhelm über zwei Privatstiftungen 40 Prozent an Wolford. Mit den Aktienpaketen, die Familienmitglieder zusätzlich halten, kommen sie auf die Mehrheit am Vorarlberger Strupfunternehmen. Das soll sich schnell ändern, bestenfalls bis Ende des Jahres. Die Familien wollen verkaufen.
Laut Wolford-Finanzvorstand Brigitte Kurz haben sich bereits um die 50 Bieter gemeldet. Die Interessenten sollen unter anderem aus Nordamerika und Asien kommen, darunter Branchenkenner wie Finanzinvestoren.
Mit den Finanzen hat der börsenotierte Konzern derzeit seine Probleme. In der Bilanz steht ein Verlust (EBITDA) von 3,39 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 8,38 Millionen Euro im Jahr zuvor. Grund dafür seien Sondereffekte und Wertberichtigungen. Die Ware lag mitunter wie Blei in den Regalen, der Umsatz (154, 28 Millionen Euro) fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau. Teils griffen die Kunden einfach nicht zu den angebotenen Kollektionen, teils verhagelten ungünstige Wechselkurs- und Marktentwicklungen – wie die ausbleibenden Shopping-Touristen aus China – die Bilanz.
Ausgeträumt
Den Traum von großen Umsatzsprüngen hat Vorstandschef Axel Dreher nun begraben. Er setzt auf Kostenreduktion. Vertrieb und Marketing wurden neu strukturiert, Plattformen zusammengelegt, Mietverträge neu verhandelt. In Schanghai verabschiedet sich der Konzern zudem von der Strategie, die Geschäfte selbst und damit mit eigenen Mitarbeitern zu führen. Dreher setzt fortan auf Master-Franchiseverträge.
Er muss sparen. Ohne Sondereffekte wäre der Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahr bei vier Millionen Euro gelegen. Da keine Umsatzsteigerungen zu erwarten sind, ist das die Größenordnung, in der die Kosten runtergefahren werden müssen. Läuft alles nach Plan, will Dreher im Geschäftsjahr 2018/’19 wieder Gewinn schreiben. 2017/’18 werden wieder Verluste in der Bilanz stehen, eine Dividendenzahlung können sich die Aktionäre daher schon jetzt abschminken.
Auch die Produktion in Bregenz blieb von der Umstrukturierung nicht verschont. Personalintensive Fertigungsschritte wurden nach Slowenien verlagert, was laut Dreher im abgelaufenen Geschäftsjahr Einsparungen von 700.000 Euro brachte. Wolford beschäftigt in Österreich noch 678 Mitarbeiter, um 27 weniger als ein Jahr zuvor.
Das Unternehmen macht den Großteil seines Geschäfts in den USA (20 Prozent), gefolgt von Deutschland (15 Prozent) sowie Österreich und Frankreich (jeweils zehn Prozent).
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