Run auf die "Bank im Handy"

Run auf die "Bank im Handy"
Die Hälfte aller Bankkunden weltweit nutzt Finanz-Services von Start-ups, obwohl das Vertrauen gering ist.

Online-Rechnungen bezahlen mit sofortüberweisung.de, sein Geld anlegen über Scalable Capital und das Girokonto bei N26: Es sind längst nicht mehr nur die jungen, technikbegeisterten Menschen, die herkömmlichen Banken den Rücken kehren. Die Beliebtheit der neuen Finanz-Firmen, die ihre Dienste ausschließlich übers Internet anbieten (FinTechs genannt), zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Denn FinTechs offerieren schnelle, einfache Services sehr billig.

Da kommen viele Banken nicht mit: Sie sind zu teuer und müssen daher Filialen schließen und Mitarbeiter abbauen.

Die Hälfte aller Bankkunden der Welt nutzt bereits Produkte oder Dienstleistungen von FinTechs, geht aus dem World-FinTech-Report von Capgemini und LinkedIn hervor. Besonders beliebt sind diese jungen Finanz-Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Kein Wunder: Bankfilialen sind in weiten Gebieten Afrikas und Asiens unbekannt, Handys aber weit verbreitet. Mobile Banking, Bezahlen und Überweisen via Internet sind für viele Afrikaner und Asiaten der einzige Zugang zu Bank-Dienstleistungen. So nehmen 75 Prozent aller Kunden in China und Indien die Dienstleistungen von FinTechs in Anspruch, dicht gefolgt von Kunden in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Vermögende im Visier

In Europa haben es FinTechs neuerdings vermehrt auf Vermögensverwaltung abgesehen. 16,4 Prozent aller europäischen Kunden nutzen für ihre Geldanlage ausschließlich die Dienste von FinTechs, während 19,5 Prozent FinTech-Vermögensverwalter zusätzlich zu herkömmlichen Anbietern in Anspruch nehmen.

Dies ist umso bemerkenswerter, als Capgemini zufolge das Vertrauen in FinTechs nicht allzu groß ist. Nur 16,1 Prozent der Europäer gaben an, FinTech-Anbietern zu vertrauen, weltweit sind es mit 23,6 Prozent ein bisschen mehr. Traditionellen Banken vertrauen dagegen 24,1 Prozent der Europäer und 36,6 Prozent der Kunden weltweit. Vor allem in punkto Betrugsschutz und Transparenz sowie Service-Qualität können die Banken gegenüber der neuen Konkurrenz aus dem Netz punkten. In Österreich etwa nutzt die Erste Group genau das. Mit "George" versuche man, ein "cooles, digitales Feature" zu bieten, das aber im Hintergrund die vertraute traditionelle Bank habe, sagt Christian Hromatka, Erste-Bank-Sprecher.

Während Bankgeschäfte hierzulande erst allmählich ins Netz abwandern, ist Bezahlen per Smartphone fast schon jedermanns Sache. 73 Prozent der Österreicher nutzen digitales Bezahlen, bei den 18- bis 24-Jährigen sind es sogar 85 Prozent, geht aus einer Studie von Visa hervor. Europaweit hat sich der Anteil mobiler Zahler gegenüber 2015 auf 54 Prozent verdreifacht.

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