Rücktritt von Stark ist "ein Super-GAU"

Rücktritt von Stark ist "ein Super-GAU"
Politikberater und Europa-Experte Jurka analysiert für den KURIER den überraschenden Abgang von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark.

Politikberater und Europa-Experte Karl Jurka ist Insider in der Berliner Politikszene. Das Beratungsunternehmen des gebürtigen Österreichers hat Büros in Wien und Berlin. Im KURIER-Interview sagt er ...

… zum überraschenden Abgang von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark
Es gab schon seit Mitte August Gerüchte, dass Jürgen Stark zurücktreten will. Es haben aber alle gedacht, dass er zumindest bis zum 29. September bleiben wird, also bis zur Abstimmung über das ESFS-Hilfspaket im deutschen Bundestag. Stark galt als Garant für eine harte Linie, dass die EZB keine Schrottpapiere kauft und gegen die Inflation auftritt. Mit seinem Rücktritt steht eine Mehrheit im Bundestag an der Kippe. Er bringt Kanzlerin Merkel in Bedrängnis. In Berlin wird sein Rücktritt als Super-Gau bezeichnet. Der Zeitpunkt ist für alle ein Rätsel.

… zu Starks Einstellung zum Kauf von Staatspapieren
Im August gab es einen Beschluss der EZB zum Ankauf spanischer und italienischer Staatspapiere. In einem ersten Abstimmung gab es vier Gegenstimmen: Zwei aus Deutschland und jene aus Holland und Finnland. In einer zweiten Runde haben nur noch die Deutschen - und damit auch Stark - dagegengestimmt.

… zur Ernennung Draghis zum EZB-Chef
Stark fürchtet, dass der Italiener in seiner neuen Funktion gegenüber seinen Landsleuten wenig Härte bei den Sparmaßnahmen zeigen wird. Das war ein weiterer Grund für seinen Rücktritt.

… zum Verhältnis zu Kanzlerin Angela Merkel
Stark war von Merkel enttäuscht, weil er von ihr zu wenig Unterstützung bekommen hat in seiner Forderung nach einem härteren Kurs. Er wollte seinen Posten als Chefvolkswirt der EZB schon im Vorjahr räumen, konnte von Merkel aber noch einmal zum bleiben überredet werden. Diesmal ist ihr das nicht mehr gelungen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Analyse

  • Kommentar

Kommentare