Roboter könnten 50 Prozent der Hoteljobs ersetzen
Mario sitzt am Podium einer Diskussionsveranstaltung auf der Reisemesse, sein Blick wandert von einem Diskutanten zum anderen. Normal arbeitet er in einem Marriott-Hotel, begrüßt die Gäste, gibt Zimmerkarten aus oder spielt mit Gesangs- und Tanzeinlagen den Entertainer. Mario ist der Prototyp des Hotelmitarbeiters der Zukunft: Er ist ein Roboter.
Bis 2025 könnten 50 Prozent der Hotellerie-Jobs durch Roboter und Softwarelösungen ersetzt werden, glaubt Roland Schwenke vom Tourismusberatungsunternehmen Dicon. In Hotelküchen, wo Maschinen Kartoffel schälen oder abwaschen, zeichne sich diese Entwicklung schon ab. In kalifornischen Hotels haben Roboter das Zimmerservice übernommen, in einem japanischen Hotel begrüßen sie Gäste.
Diese brauchen dank Smartphone immer weniger Service. Gebucht wird online, gezahlt ebenfalls, das Navi am Handy ersetzt den Tipp des Portiers und in einigen Hotels muss sich der Gast nicht mehr an der Rezeption um den Zimmerschlüssel anstellen: Er bekommt einen digitalen Schlüssel als App aufs Smartphone geschickt. Nebeneffekt: "Die Gäste wollen nicht mehr für Services bezahlen, die sie nicht benötigen", sagt Schwenke. Die technischen Möglichkeiten gefährden vor allem die Jobs von weniger gut qualifizierten Mitarbeitern.
Laut einer weltweiten Umfrage sind allen voran Chinesen Roboter-Fans, ganz im Gegensatz zu Deutschen und Franzosen. Für Richard Singer, Präsident des Tourismusunternehmens Travelzoo, ist das logisch: "Zwei Drittel der weltweiten Roboter sind in Asien im Einsatz, deswegen sind sie dort am besten akzeptiert."
Wofür sich Tourismusmanager aus aller Welt besonders interessieren, ist auf der Reisemesse ITB in Berlin schnell klar. Während an einigen Länder-Ständen gähnende Leere herrscht, sind die Gänge in den Technikhallen hoffnungslos überfüllt. Dort werben Software-Anbieter mit mehr Buchungen, mehr Klicks und mehr Profit.
Große Versprechen gehören seit jeher zur Branche. Auf der ITB werben Kreuzfahrt-Anbieter mit Schiffen so groß wie Gemeindebauten mit "großen Momenten ganz exklusiv", alle Destinationen wollen "traumhaft", "fantastisch", "einzigartig" sein.
Am Österreich-Stand kann man heuer unter anderem über die Nockberge wandern. Mithilfe einer 360-Grad-Brille, die den Rundumblick ermöglicht. Das wirkt so echt, dass einer Besucherin schwindlig wird. Am Stand von Niedersachsen sitzt ein Besucher mit der gleichen Riesenbrille auf einem Fahrrad, in Polen kann man dank der 360-Grad-Brille einen Hubschrauberflug über Warschau machen.
Malediven empören
Viel Häme für die Messeverantwortlichen gab es heuer wegen der Auswahl des Partnerlandes, den Malediven. "Nur wer glaubt, dass Tourismus nichts mit Politik zu tun hat, kann diesem Land eine solche Bühne bieten. Die Malediven sind ein lupenreiner islamistischer Staat", kommentiert die Berliner Zeitung. Den Besucherzustrom am Stand hat das nicht gebremst. In Endlosschleife laufen Videos von Fischmärkten, Stränden, Papageien, glücklichen Menschen. An der Strandbar drängen sich die Gäste. Ausgeschenkt wird vor allem eines: Red Bull.
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