Richard Branson will 600 Satelliten ins All befördern

Eigenes, alternatives Hochgeschwindigkeits-Internet soll auch entlegene Gebiete der Erde erreichen.

Richard Branson ist und bleibt ein Visionär. Selbst der Absturz seines touristischen Raumschiff-Transporters "SpaceShipTwo" im Oktober des Vorjahres konnte den Selfmade-Milliardär nicht aus seiner Umlaufbahn werfen. Ein weiteres Test-Raumschiff wird gerade gebaut– und Branson nimmt bereits ein neues Weltraum-Projekt in Angriff: Sein Luftraum-Unternehmen Virgin Galactic soll 648 Mikrosatelliten ins All befördern, um ein Hochgeschwindigkeits-Internet selbst für die entlegensten Gebiete der Welt zu ermöglichen.

Gemeinsam mit dem US-Mobilfunkspezialisten Qualcomm stieg Bransons Virgin Group Ende der Vorwoche beim Unternehmen OneWeb ein, das einen weltweiten Alternativ-Zugang zum Internet via Mikro-Satelliten schaffen will. Dabei soll eine selbstständige Infrastruktur mit nur 110 Kilogramm schweren Kommunikationssatelliten aufgebaut werden. Zum Vergleich: Bestehende Kommunikationssatelliten sind etwa vier mal so schwer. Die Flotte soll zunächst 648 Satelliten umfassen und in einer Höhe von 1200 Kilometer zum Einsatz kommen.

Über diese Flotte soll Breitbandinternet in Gebiete der Erde gebracht werden, die bisher nicht mit schnellen Internet-Zugängen versorgt werden können. Laut Branson haben derzeit mehr als die Hälfte der Menschen auf der Erde keinen Zugang zum Internet. "Diese neue Satellitenkonstellation könnte diese Zahl deutlich senken", hofft der Virgin-Gründer. Die Kombination aus geringer Höhe und vielen Satelliten soll auch hohe Datentransferraten ermöglichen.

Milliardenprojekt

Wie viel Branson das Engagement bei OneWeb wert ist, wurde nicht bekannt gegeben. Das Gesamtvolumen des OneWeb-Projekts wird auf gut zwei Milliarden Dollar geschätzt. OneWeb-Gründer Greg Wyler hatte zuvor schon beim US-Internetriesen Google ein ähnliches Internet-per-Satellit-Projekt geleitet. Schon im Vorjahr sicherte er sich die nötigen Frequenzen im Funkspektrum. "Unser Ziel ist es, erschwingliches Internet für alle zu ermöglichen", so Wyler. Die Web-Zugänge sollen über lokale Telekom-Betreiber vertrieben werden. Ein genauer Zeitplan für das Projekt liegt allerdings noch nicht vor. Weitere Investoren sowie Mitarbeiter für das Projekt werden noch gesucht.

Für den Transport der Mini-Satelliten hat Virgin Galactic bereits die zweistufige Rakete "Launcher One" entwickelt, die jedoch noch im Bau ist. Die Mini-Rakete kann eine Last von bis zu 225 Kilogramm befördern. Der Clou: Sie muss nicht vom Boden abheben, sondern wird wie "SpaceShipTwo" von einem speziellen Trägerflugzeug in eine Höhe von 15 Kilometer transportiert, was erheblich Kosten spart.

Der wirtschaftliche Erfolg des Weltraumprojektes ist freilich ungewiss, die Investoren sind jedoch hellhörig. Denn schließlich gibt es mit dem schillernden Tesla-Gründer Elon Musk bereits einen namhaften Mitbewerber auf dem Gebiet der privaten Raumfahrt. Sein Unternehmen SpaceX bastelt laut Wall Street Journal ebenfalls an einem Projekt für ein neues Satelliten-Internet. Ob sich die beiden Visionäre Branson und Musk zusammentun, wie vermutet wird, bleibt vorerst offen.

Kommentare