Der Winter ist "die Butter aufs Brot"

Der Winter ist "die Butter aufs Brot"
Das Jahr 2016 ist gelaufen, sagt der Chef der Rewe-Touristik. Die Risiken für 2017 sind groß.

KURIER: Politische Unruhen und Terror – Reisen war auch schon lustiger. Gehen viele auf Nummer sicher und buchen jetzt wieder über Veranstalter?

Martin Fast: Na ja. Viele merken erst, dass sie auf sich allein gestellt sind, wenn sie in einem ägyptischen Hotel oder auf einem Flughafen festsitzen. Da müssen wir als Veranstalter sicher noch mehr aufklären.

Fix ist, dass Veranstalter ihre Kontingente umschichten müssen. Um wie viel ist das Türkei-Geschäft eingebrochen?

Bei Rewe Touristik um zwei Drittel und ich glaube nicht, dass irgendein Konkurrent deutlich besser liegt. Eigentlich ist das Geschäft im ganzen östlichen Mittelmeer weggebrochen, also auch in Ägypten, Tunesien und Teilen Griechenlands.

Kann der Winter da noch irgendetwas retten?

Der Winter ist "nice to have", die Butter aufs Brot. Wir müssen jetzt auf 2017 schauen, 2016 ist gelaufen. Wir liegen umsatzmäßig sicher im einstelligen Prozentbereich hinter dem Vorjahr. Die Türkei hat einen echten Image-Verlust, speziell in Österreich und Deutschland, wo sich Politiker ja auch medial gegenseitig beschimpfen. In Osteuropa ist die Stimmung nicht ganz so angekratzt. Schwer zu sagen, wie sich die Situation bis nächsten Sommer entwickelt.

Kuba meldet aktuell so viele Touristen wie nie zuvor. Drängen auch die Österreicher verstärkt auf die Insel?

Im Sommer hatten wir im Jahresvergleich um 33 Prozent mehr Kuba-Reisende. Das ist ein echter Hype.

Deswegen haben Veranstalter ja auch schon bekannt gegeben, dass Kuba-Reisen heuer um knapp zehn Prozent teurer sein werden als im Vorjahr. Sollte man also besser warten?

Nächstes Jahr wird es bestimmt auch nicht billiger. Aber im Tourismus gibt es immer Wellen, in ein paar Jahren boomen wieder andere Ziele, dann wird es wieder günstiger. Wir haben den Fokus nicht auf Kuba gelegt.

Warum?

Kuba hat Probleme, den Ansturm von Touristen zu meistern. Nicht bei den Hotels oder Airlines, sondern bei der Infrastruktur, also zum Beispiel bei Transfers oder bei Tagesausflügen.

Was wurde diesen Sommer am häufigsten bei Rewe-Touristik gebucht?

Griechenland, Spanien und Kroatien. In Kroatien hatten wir ein Plus von 50 Prozent gegenüber dem vorigen Sommer. Wir werden nächstes Jahr definitiv die Flugkapazitäten nach Kroatien ausbauen.

Weil das Geschäft mit Selbstfahrern für Sie wenig Gewinn abwirft?

Veranstalter machen ihr Geschäft mit Paketen, also Flug plus Hotel. Das ist natürlich rentabler. Deswegen werden wir nächsten Sommer auch die Flugverbindungen nach Sardinien und Sizilien ausbauen.

Was wird kommenden Winter ausgebaut?

Wir versuchen derzeit noch mehr Kapazitäten in Spanien zu bekommen. Das ist aber gar nicht einfach. Ganz Europa drängt jetzt nach Spanien, es ist schwer zusätzliche Hotelbetten zu bekommen.

Vor allem ist es eine Frage des Preises, oder?

Natürlich, wie immer wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Einige Hoteliers können heuer bestimmt zweistellige Preissteigerungen durchsetzen.

Zusätzliche Maschinen nach Spanien zu chartern ist kein Problem?

Nein, die Airlines müssen ja auch schauen, wie sie ihre Maschinen auslasten, die bisher in die Türkei, Tunesien, Ägypten geflogen sind. Es gibt sicher Überkapazitäten.

Laufen die Buchungen für den Winter gut an?

Zumindest in den ersten drei Wochen schon. Im Sommer hatten wir bei der Buchungslage aber osteuropäische Verhältnisse.

Was meinen Sie?

Die Tschechen, Slowaken oder Ungarn buchen traditionell sehr kurzfristig, also maximal sechs Wochen vor der Abreise. Veranstalter haben also sechs Wochen vor den Termin eine Auslastung von gerade einmal 30 Prozent. Da würden wir schon Blut schwitzen – wir haben zu dem Zeitpunkt schon 80 Prozent der Plätze verkauft. Heuer haben viele Österreicher aber auch erst im letzten Moment gebucht. Das war eine Zitterpartie.

Rewe Touristik Austria

Die 100-Prozent Tochter der Billa AG ist mit ITS Billa Reisen und Jahn Reisen nach TUI die Nummer zwei am österreichischen Veranstaltermarkt. Im Vorjahr betrug der Umsatz 133 Millionen Euro. Das Unternehmen hat 55 Beschäftigte in Österreich.

Martin Fast

Der gebürtige Wiener ist seit 1998 Chef der Rewe Touristik Austria. In den Jahren zuvor war der Tourismusexperte unter anderem bei den Mitbewerbern Neckermann Reisen, Globetrotter oder Touropa tätig. Der 52-Jährige ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

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