Rewe oder Spar – wer darf in die Creditanstalt?

Um den nächsten Luxus-Gourmetmarkt in der Wiener City tobt ein heftiger Rechtsstreit

Die letzten Bankmitarbeiter zogen Ende Mai aus der ehemaligen Creditanstalt aus. Seither wird das neoklassizistische Gebäude am Wiener Schottenring entrümpelt, umgebaut und saniert. In zwei Jahren soll Österreichs einst traditionsreichstes Geldhaus mit wechselvoller Historie in neuem Glanz erstrahlen.

Im ehemaligen Kassensaal im Erdgeschoß ist ein Interspar geplant. Die Spar-Gruppe will einen Gourmetmarkt samt Gastronomie auf höchstem Qualitätsniveau bieten. Ein gewöhnlicher Supermarkt wäre in dem feudalen Gebäude im neoklassizistischen Stil, erbaut von Albert Salomon Anselm von Rotschild in den Jahren 1909 bis 1912, wohl nicht angebracht.

Spar hat einen Mietvertrag mit einer Immobiliengesellschaft der Privatstiftungen der Familien Koch-Leiner. Die ehemalige Möbelhandels-Dynastie (Kika, Leiner) kaufte den Bankpalast 2012 von der UniCredit Bank Austria und investierte knapp 300 Millionen Euro. Das Projekt wird von der Tiroler Immobilien-Gruppe Pema entwickelt, an der die Stiftungen Koch/Leiner zu 50 Prozent beteiligt sind.

Rechtsstreit

Doch die Adaptierung der feudalen Halle mit Wänden aus Orowitzer Marmor hat noch nicht begonnen. Denn Spar wartet ab, wie ein Rechtsstreit im Bezirksgericht Innere Stadt ausgehen wird. Dort brachte der Erzrivale Rewe über seine Tochter Merkur einen Antrag auf einstweilige Verfügung ein. Die Verhandlungen mit Spar (die zu diesem Zeitpunkt offenbar schon abgeschlossen waren) sowie der Umbau mögen gestoppt werden. Das Gericht gab dem Rewe-Konzern recht.

Jetzt muss, wie man aus Juristenkreisen hört, im Hauptverfahren geklärt werden, wer eigentlich der rechtmäßige Mieter ist. Kürzlich fand der erste Verhandlungstermin statt, die nächste Tagsetzung ist für März 2019 anberaumt. Bei der Schnelligkeit der Gerichte kann sich das Verfahren bis zur Letzt-Entscheidung locker über einige Jährchen hinziehen.

Er habe Mietverträge mit Spar, McFit (Fitness-Center) und Regus (Business-Center-Betreiber) unterschrieben, mehr wolle er in Hinblick auf das laufende Verfahren nicht sagen, erklärte Hans Georg Feik, Stiftungsvorstand und Geschäftsführer der Besitzgesellschaft, gegenüber dem KURIER. Auch Spar und Rewe wollen dazu keine Stellungnahmen abgeben.

Welcher Vertrag gilt?

Die Causa ist komplex. Insider wollen wissen, dass sich Rewe auf einen Letter of Intent (LoI)beruft, angeblich abgeschlossen mit Pema-Chef Markus Schafferer. Fragt sich, wie man einen LoI definiert, von einer vagen Absichtserklärung bis zu einer sehr konkreten Grundsatzvereinbarung ist alles möglich. Bis zu einem Stichtag sei mit Rewe exklusiv verhandelt worden, weil man sich aber nicht über den Preis einig wurde, sei Spar ins Geschäft gekommen. Die Miete ist jedenfalls erst bei Einzug in die Kassenhalle fällig.

Rewe ist in der Wiener Innenstadt bereits mit zwei exklusiven Standorte (Billa Corso am Neuen Markt, Merkur am Hohen Markt) präsent. Spar wiederum hat viel Erfahrung mit historischen, geschützten Gebäudesubstanzen. Der Salzburger Familienkonzern betreibt einen Spar-Gourmet in Mozarts Geburtshaus in Salzburg und einen Supermarkt im spätgotischen Papalic Palast in Split.

Die Sache bleibt spannend. Eine gütliche Einigung im Kampf um die City ist angesichts der jahrzehntelangen, harten Konkurrenz zwischen Spar und Rewe eher nicht anzunehmen. Die beiden Handelsriesen halten in Österreich bei einem Marktanteil von gemeinsam rund 65 Prozent. andrea.hodoschek

Kommentare