Rewe & Co.: Absprachen schwer nachweisbar

Die Wettbewerbshüter filzen den Rewe-Konzern mit Billa, Merkur & Co. Unterlagen zu Preisabsprachen werden sie aber kaum finden.

Seit Montag durchforsten Mitarbeiter der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) die Unterlagen und Computer in der Konzernzentrale des größten Lebensmittelhändlers des Landes, der Rewe Group. Sie wollen Preisabsprachen im Lebensmitteleinzelhandel nachweisen – speziell bei Bier und Kaffee. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen, ein Kronzeuge soll den entscheidenden Tipp gegeben haben.

„Wir hoffen, dass wir heute die Durchsuchung abschließen können, es kann aber noch bis Ende der Woche dauern“, sagte eine BWB-Sprecherin. Egal, wie lange die Razzia noch dauert – Branchenkenner bezweifeln, dass die Aktion Erfolg haben wird. Die Wettbewerbshüter vermuten, dass Händler über die Plattform der Lieferanten die Preise abgestimmt haben. Sprich, die Lieferanten sollen dafür gesorgt haben, dass die Konkurrenz den Artikel nicht billiger verkauft als das eigene Handelshaus. „Dazu muss man die Hintergründe kennen“, sagt Handelsexperte Peter Györffy. „Die Industrie kann steigende Rohstoff-, Produktions- und Personalkosten immer schwerer beim Handel durchsetzen. Kein Händler will als erster die Preise hinaufsetzen, da er dadurch aus Konsumentensicht einen Wettbewerbsnachteil hat.“

Ein Hersteller meint, dass viele Preise schon aus „vorauseilendem Gehorsam“ abgesprochen werden. „Bietet ein Handelshaus einen Artikel billiger an als ein anderes, ruft der Einkäufer des benachteiligten Unternehmens sofort an und will bessere Konditionen durchsetzen, um preislich mithalten zu können.“ Schriftliche Unterlagen dazu gäbe es freilich keine, was die Wettbewerbshüter bei Rewe finden wollen, sei ihm daher schleierhaft.

Aktions-Kaiser

Mit Kaffee und Bier stehen zwei typische Aktionsartikel und damit Frequenzbringer im Fokus. Rund die Hälfte des Biers und Kaffees wandert in Österreich zu Aktionspreisen über die Ladentische. Nirgends in Europa gibt es so viele Aktionen im Lebensmittelhandel wie in Österreich. Bei Markenartikeln liegt der Anteil bei mehr als einem Drittel. „Damit ist dem Kunden aber nicht unbedingt gedient“, meint Handelsexperte Hanspeter Madlberger. Schließlich arbeiten die Händler unterm Strich auf eine bestimmte Marge hin . „Was bei den Aktionen weniger verdient wird, muss mit anderen Artikeln reingeholt werden, damit die Mischkalkulation passt.“

Marktkonzentration

Die Margen im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel liegen im Durchschnitt bei ein bis drei Prozent. Ausreißer nach oben ist Hofer mit geschätzten fünf bis sechs Prozent. Da sich drei Händler – Rewe, Spar und Hofer – 80 Prozent des Marktes aufteilen, ist „die Wettbewerbssituation extrem, das Verhältnis zwischen den Händlern angespannt“, betont Berater Willy Lehmann, der selbst in der Lebensmittelindustrie tätig war. Direkte Preisabsprachen zwischen Händlern schließt er aus. Auch dass die Wettbewerbshüter Absprachen über Lieferanten nachweisen können, glaubt der Branchenkenner nicht. „Die Ware preislich zu positionieren ist eine Notwendigkeit“, kann Lehmann den Vorwurf schwer nachvollziehen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare