Die Gewerkschaft drängt auf Tagesarbeitszeit

Reinigungspersonal ist meist außerhalb der Bürozeiten im Einsatz.
AK-Enquete. Kunden für Früh- und Abenddienst. Überstunden werden laut Umfrage zur Hälfte nicht abgegolten.

Die Arbeit beginnt um sechs Uhr am Morgen und dauert bis kurz nach zehn am Vormittag. Dann ist Pause. Weiter geht es am Abend von 17.30 bis maximal 21 Uhr. Das sind übliche Arbeitszeiten in der Reinigungsbranche. „Es war extrem schwierig, vor allem wegen der Kinder“, erinnert sich Frau Mina Dunic, die seit Jahren dort arbeitet. „Vor sechs Uhr hat noch kein Kindergarten offen.“ Dazu komme der doppelte Weg zum Arbeitsplatz.

„Die öffentlichen Auftraggeber sollen nur mehr Tagesarbeitszeit ausschreiben“, lautet daher die Forderung von Ursula Woditschka, zuständig für private Dienstleistungen bei der vida. In der Reinigungsbranche arbeiten etwa 40.000 Personen. 70 Prozent sind Frauen. Viele haben Kinder zu betreuen.

Hälfte kommt mit Gehalt nicht aus

Auch die durchaus üblichen Teilzeitverträge werden als Problem gesehen. Das Meinungsforschungsinstitut IFES hat im Auftrag der vida mit 52 Beschäftigten in der Reinigungsbranche umfangreiche Tiefeninterviews geführt. 50 Prozent der Befragen sagen, sie kämen mit ihrem Teilzeit-Gehalt nicht aus und seien daher auf Unterstützung durch den Partner angewiesen.

Frau Dunic ist die Ausnahme von der Regel. Sie werkt nun beim ÖGB und reinigt zwischen acht und 18 Uhr als Vollarbeitskraft.

"Die Vermittelung erfolgt meist über Verwandte, Bekannte oder Freunde"

Eine weitere Eigenheit der Branche ist der oftmalige Dienstgeber-Wechsel. „Die Vermittelung erfolgt meist über Verwandte, Bekannte oder Freunde“, so Woditschka. Ihre Chancen am Arbeitsmarkt schätzen die Reinigungskräfte laut Umfrage eher gering ein. Zwei Drittel wünschen sich bessere Aufstiegsmöglichkeiten.

Am Donnerstag veranstalten Arbeiterkammer und Gewerkschaft dazu eine Enquete im ÖGB-Catamaran am Johann Böhm Platz 1 in Wien mit Vorträgen und einer Podiumsdiskussion. Ein Thema ist die Bezahlung der Überstunden. Laut Umfrage werden sie in der Hälfte der Fälle nicht abgegolten.

Hohe Zuschläge

Gerhard Komarek, Vorsitzender der Berufsgruppe Denkmal-, Fassaden und Gebäudereiniger in der Wirtschaftskammer verweist auf die hohen Überstundenzuschläge, die Zeitausgleich notwendig machen. „Ich kann die Zuschläge dem Kunden nicht einfach weiterverrechnen.“

Die Umstellung auf Tagesarbeitszeit scheitere nicht an den Reinigungsfirmen, sondern vielmehr an den Auftraggebern, so Komarek. Sowohl bei den Bundesministerin als auch beim AMS sei in den Ausschreibungen die Arbeitszeit in der Früh und am Abend vorgegeben.

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