Reife Leistung: Wie die Banane zu uns kommt

Reife Leistung: Wie die   Banane zu uns kommt
26.000 Tonnen Bananen reifen jedes Jahr in einem kleinen Ort in der Steiermark.

Wenn es um Obst geht, steht die Banane in der Beliebtheitsskala der Österreicher ganz oben. Laut Statistik isst jeder Österreicher jährlich zwölf Kilo davon, macht einen landesweiten Konsum von 99.000 Tonnen im Jahr.

Gunar Nakladal steht zwischen Hunderten, mannshoch geschlichteten Bananenkartons in einer Lagerhalle im steirischen Hartl bei Kaindorf. Jede Banane, die die Handelskette Spar in Österreich verkauft, macht hier bei der Firma Frutura eine Zwischenstation.

Weite Reise

Gerade kam eine Lieferung, Reifemeister Nakladal macht einen ersten Qualitätscheck. Als er einen der Kartons aufschneidet, treten Spinnenphobiker unweigerlich einen Schritt zurück. Völlig zu Unrecht, findet der Fachmann, der seit knapp 20 Jahren im Bananengeschäft tätig ist. „Ein einziges Mal habe ich in all den Jahren eine kleine Vogelspinne in einem Bananenkarton gefunden. Steif vor Kälte und ungefährlich“, behauptet er.

Statistisch gesehen sei es wahrscheinlicher, dass man eine Drogensendung der Mafia in einem Karton findet, witzelt er. Das sei zumindest voriges Jahr bei einem Diskonter in Deutschland passiert. Nakladal nimmt eine Banane aus dem Karton, misst mit einer Art Fieberthermometer deren Temperatur. Bananen werden noch grün von den Stauden geschnitten und treten bei einer Temperatur von 13,5 Grad im Containerschiff ihre zwei- bis dreiwöchige Reise nach Europa an. „Luftdicht verpackt, damit sie schlafen, also nicht reifen können“, erläutert Nakladal. Wäre die Temperatur der Banane bei der Ankunft in der Reiferei entschieden darüber, würde das heißen, dass sie schon im Reifeprozess ist, also Wärme abgibt.

Die Banane „schläft noch“, ist grasgrün, völlig ungenießbar. Nakladal schneidet sie auf, zäh fließt eine kautschukartige Flüssigkeit aus der Frucht. Die Banane riecht nach Gurke. Genauso gehöre sich das, sagt der Experte und schickt die Lieferung weiter in Richtung Reifekammer.

Reifen für Spezialisten

Bananen, die in österreichischen Supermärkten verkauft werden, kommen meist vom anderen Ende der Welt und reifen in österreichischen Spezialanlagen. Davon gibt es etwa eine Handvoll im Land, eine davon ist jene der Frutura.

Im Jahr 2009 hat das steirische Familienunternehmen von der Salzburger Handelskette Spar den Auftrag bekommen, die Reifung sämtlicher Bananen für die Handelskette zu übernehmen. Millionen wurden in die entsprechende Anlage investiert, die 2011 in Betrieb genommen wurde. Frutura beliefert Spar mit 26.000 Tonnen Bananen im Jahr, davon rund 40 Prozent unter dem Fairtrade-Siegel. „Um zu reifen, brauchen die Bananen Sauerstoff und Ethylen“, erklärt der Reifemeister, was in den 30 Reifekammern passiert. Fünf bis sechs Tage liegen Bananen in den Reifekammern, die jeweils Platz für eine Containerladung haben. Erst in dieser Zeit wird die vorhandene Stärke in Zucker umgewandelt und die Frucht gelb und genießbar.

Krumme Bananen

Weltweit werden jährlich 113,2 Millionen Tonnen Bananen geerntet, geht aus dem Fairtrade-Bananen-Bericht hervor. Die größten Anbauländer sind Ecuador, die Philippinen, Costa Rica, Kolumbien und Guatemala. Während Kochbananen mehr oder weniger für den Konsum in den Anbauländern bestimmt sind, gehen Dessertbananen fast ausschließlich in den Export. Größter Importeur ist mit einem Anteil von rund einem Drittel die Europäische Union.

Die globale Bananenindustrie stand immer wieder wegen des hohen Pestizideinsatzes auf den Plantagen und wegen der schlechten Arbeitsbedingungen am Prager. Dazu kam die Marktkonzentration. In den 1980er-Jahren waren Chiquita, Dole und Del Monte laut dem Fairtrade-Branchenbericht für zwei Drittel aller Bananenexporte verantwortlich. Ihre Marktmacht habe zwar inzwischen abgenommen, so der Bericht. Demnach kamen sie 2013 zusammengenommen auf rund 36 Prozent Marktanteil. Die Macht sei aber noch vorhanden, schreibt Fairtrade: „Traditionell sind die dominierenden drei Konzerne vertikal organisiert – d. h. sie kontrollierten alle Verarbeitungsschritte.“ Fairtrade fördert gezielt Kleinbauernkooperativen.

Kommentare