Registrierkasse: Frist bringt Hersteller an ihre Grenzen

Registrierkassenpflicht für Bargeldgeschäfte.
Telefone laufen heiß, Firmen legen Schichtbetrieb ein.

Knapp eine Woche vor Ablauf der Übergangsfrist für die Registrierkassenpflicht haben die Hersteller und Händler von Kassen alle Hände voll zu tun. "Wir haben Schichtbetrieb eingelegt. Allein vorige Woche haben wir über 1.000 Anrufe mit Fragen bekommen", schilderte Markus Zoglauer, Chef der Firma Etron, im APA-Gespräch. Ab 1. April müssen alle Kassen in Österreich manipulationssicher und beim Finanzamt online angemeldet sein.

Updates erforderlich

Schon seit dem Vorjahr unterliegen rund 400.000 Firmen der Registrierkassenpflicht. Nun müssen diese Kassen aber auch manipulationssicher sein und benötigen daher Updates. "Im Idealfall dauert das zwei bis drei Stunden. Bei manchen Firmen hängt an der Kasse aber die gesamte Warenwirtschaft und Buchhaltung dran, das kann dann einen halben Tag dauern", sagte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer, zur APA.

Kassen müssen über FinanzOnline registriert werden

Wenn dann alles funktioniert, müssen die Kassen über FinanzOnline registriert werden. "Viele tun sich dabei irrsinnig schwer", so Thalbauer. Die Kammer habe zwar ein Video gemacht, das die Registrierung Schritt für Schritt vorführe, doch viele Unternehmer etwa mit Migrationshintergrund seien damit rein sprachlich überfordert.

Auch beim Kassenhersteller BMD laufen die Telefone heiß. "Seit der zweiten Märzwoche ist eine richtige Welle auf uns zugekommen. Das ist ganz massiv derzeit. Wir könnten die Mannschaft vervierfachen", erzählte Prokurist Markus Knasmüller. "Viele haben anscheinend geglaubt, dass die Frist noch einmal verschoben wird. Und jetzt geht es sich zeitlich nicht mehr aus." Knasmüller glaubt, dass rund die Hälfte der Betriebe die Umstellung mit 1. April nicht schaffen wird. Etron-Boss Zoglauer geht sogar von zwei Drittel aus. "Von einem Informationsdefizit kann man nicht sprechen", räumte Thalbauer ein.

"Lottosechser für die Branche"

Auch wenn die Firmen momentan ziemlich überfordert sind, ist es auch ein gutes Geschäft. Als "Lottosechser für die Branche" bezeichnete Knasmüller gar die Registrierkassenpflicht. Bei BMD hätten sich die Umsätze im Geschäftsfeld Kassen seit Ende 2015 mehr als verdoppelt. Ähnliches hat auch der Etron-Chef zu berichten: Derzeit habe man sechs Mal so viele Kunde wie im Jahr 2015.

Dass mit der Registrierkassenpflicht ein gutes Geschäft zu machen ist, haben auch andere Anbieter erkannt. Verzeichnete die Branche Ende 2015 noch 200 Hersteller, so sind es nun 600. Der Markt dürfte sich, nachdem alle Firmen mit Kassen ausgerüstet sind, aber wieder konsolidieren. "Man muss davon ausgehen, dass die Umsätze dann auch wieder stark zurückgehen", erwartet Knasmüller.

Kommentare