Recycling in Österreich: Plastik wird zur Herausforderung

"Wir fahren viel Luft herum“, sagt ARA-Vorstand Scharff. Auch weil Flaschen nicht aufgeschraubt und zusammengedrückt entsorgt werden.
Mehr als 100 Tonnen Verpackungen und Altpapier sammelt der Österreicher im Durchschnitt. Ein Spitzenwert, aber zu wenig.

Beim Mülltrennen sind die Österreicher vorbildlich. Wohl auch, weil sie es nicht weit zur nächsten Sammelstelle haben.

1,86 Millionen Container hat die Altstoff Recycling Austria (ARA) österreichweit aufgestellt, zudem werden von 1,74 Millionen Haushalten die sogenannten Gelben Säcke abgeholt. „Je näher wir am Kunden dran sind, desto mehr wird gesammelt“, sagt ARA-Vorstand Werner Knausz. Im Umkehrschluss heißt das, dass es in den Städten noch am meisten Aufholbedarf gibt.

 

Recycling in Österreich: Plastik wird zur Herausforderung

„Wir müssen hier die Bring-Systeme verstärken“, meint sein Vorstandskollege Christoph Scharff. Sprich, zusätzliche Container aufstellen. Derzeit würde ein knappes Drittel der Bevölkerung auf die Mülltrennung pfeifen. „Viele haben schlicht andere Sorgen“, sagt Knausz mit Blick auf das Prekariat.

Recycling in Österreich: Plastik wird zur Herausforderung

Mehr als 1,8 Millionen Sammelbehälter hat die ARA österreichweit aufgestellt

Dennoch erreicht Österreich beim Recycling von Papier, Glas und Metall schon jetzt die von der EU vorgeschriebenen Ziele für das Jahr 2025. Anders bei Kunststoff. „In den kommenden sechs Jahren müssen wir das Recycling von Kunststoffverpackungen gegenüber heute verdoppeln“, sagt Knausz. Gelingen soll das durch den Ausbau der getrennten Sammlung, einer besseren Einbindung von Gewerbebetrieben sowie technischen Maßnahmen zum besseren Aussortieren des Restmülls. Nötig sind auch recycling-freundlichere Kunststoffverpackungen. „ ARA-Aufsichtsrat Alfred Berger betont: „Hier brauchen wir europäische Richtlinien, weil ein Getränkekonzern nicht für ein Land, sondern für ganz Europa abfüllt.“

Recycling in Österreich: Plastik wird zur Herausforderung

Ob Einweg- oder Mehrwegflaschen sinnvoller sind, kann man pauschal nicht beantworten

Debatte um Pfand

Wenig Freude haben die ARA-Manager mit der Diskussion um neue Pfandsysteme nach deutschem Vorbild. Ein Pfand für Einwegflaschen würde aufgrund von Doppelgleisigkeiten nur zu mehr Kosten in der Industrie und im Handel führen, so das Argument. Ob Ein- oder Mehrweg sinnvoller sind, müsse immer im Einzelfall analysiert werden, und zwar an Hand von drei Faktoren: Der Umlaufzahl der Mehrwegflaschen, der Recyclingquote von Einweg und den Transportkilometern. Als Faustregel gilt, dass bis zu einem Umkreis von 100 Kilometern Mehrweggebinde besser abschneiden. Allerdings sind hundert Kilometer ein relativ kleiner Radius, wenn man bedenkt, dass Mineralwasserbrunnen im Burgenland für ganz Österreich abfüllen.

Derzeit wird im Umweltministerium an einer Studie rund um die Ausweitung von Pfandsystemen gearbeitet, das Ergebnis soll im Herbst vorliegen. Das umstrittene Plastiksackerlverbot hat laut Scharff lediglich symbolische Wirkung. „Die Auswirkungen sind unter der Wahrnehmungsschwelle. 80 Prozent der Sackerl wurden als Müllsack wiederverwendet. Jetzt kaufen wir Müllsäcke.“

Kommentare