Realeinkommen: Kritik an UBS-Studie

Realeinkommen: Kritik an UBS-Studie
Sind die Reallöhne in Österreich seit dem Jahr 2000 massiv gesunken? IV, UniCredit und OeNB widersprechen der Studie der Großbank.

Eine kürzlich veröffentlichte Analyse der Schweizer Investmentbank UBS, die starke Reallohneinbußen für die Bezieher kleinerer Einkommen in Österreich errechnet, erntet nun massiven Widerspruch.

In eine Studie der Bank Austria/UniCredit werden die Ergebnisse der Schweizer als "definitiv falsch" bezeichnet und unterstrichen, dass die UBS die Reallohnverluste als viel zu hoch dargestellt habe. Die wirklichen Lohnverluste hauptsächlich für die unteren Schichten seien auch nicht auf die europäische Gemeinschaftswährung, sondern auf die Globalisierung zurückzuführen.

Die Industriellenvereinigung (IV) wiederum erklärte, es gebe gar keine Reallohnverluste, die Kaufkraft sei gestiegen.

Ebenso die Oesterreichische Nationalbank (OeNB). "Tatsächlich ist die Summe des realen - d.h. inflationsbereinigten - verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte  in Österreich von 2000 bis 2010 um 12,2% gewachsen, während sie z.B. in Deutschland nur um 3,3% und in den Niederlanden um 1,6% zugenommen hat", heißt es aus der Notenbank.

Unterste Einkommensschicht zahlt trotzdem drauf

"Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Inflationsentwicklung ist das reale Medianeinkommen in Österreich zwischen 2000 und 2010 tatsächlich gesunken, allerdings nur um 1,5 Prozent. Im untersten Einkommensquartil ergibt sich ein Minus um rund 9 Prozent, im oberen Bereich sind die Einkommen dagegen real gestiegen", schreibt Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria/ UniCredit in seiner Replik auf seinen UBS-Kollegen Paul Donovan. Die Lohnentwicklung in Österreich sei immerhin besser als jene in Deutschland gewesen.

"Die moderate Einkommensentwicklung in Österreich kann nach unserer Einschätzung nicht mit der Teilnahme an der Europäischen Währungsunion erklärt werden", schreibt Bruckbauer dagegen unter Hinweis auf andere entwickelte Länder mit Reallohnverlusten, die aber nicht der Eurozone angehören. Die nur wenig steigenden Löhne für die schlecht Ausgebildeten müsse man eher mit "strukturellen Veränderungen in Zusammenhang mit der Globalisierung" verstehen.

IV, OeNB: Daten höchst fragwürdig

Die Industriellenvereinigung (IV) wiederum erklärte unter Berufung auf Eurostat, dass die realen Einkommen in keinem der elf untersuchten Länder gefallen seien. Die von UBS (auch) verwendeten Euromonitor-Daten seien "höchst intransparent" und stammten außerdem "von einem privaten Umfrageunternehmen".

Die offiziellen Daten von Eurostat zeigten jedenfalls ein diametral anderes Bild: "Hier sind die real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte in den Jahren 2000-2010 bei allen elf untersuchten Eurozonen-Mitgliedern (außer in Deutschland in den untersten Dezilen) in allen Einkommensdezilen gestiegen." Eine Schnellauswertung von EcoAustria ergebe, dass in Österreich die tatsächliche Kaufkraft seit 2000 in allen Einkommensdezilen gestiegen sei.

Auch die Nationalbank kritisiert "schwere methodische Mängel in der UBS-Analyse". Selbst das von UBS behauptete, "im Prinzip zutreffende" höhere Gewicht der Preissteigerungen für Nahrungsmittel und Energie bei niedrigeren Einkommen "kann die von der UBS berechnete ungünstige Position Österreichs im internationalen Vergleich nicht erklären".

Die relativ schwache Reallohnentwicklung habe mitgeholfen, im Export Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und das Beschäftigungsniveau hoch zu halten.

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