RBI tritt auf die Kostenbremse

Karl Sevelda, RBI, Raiffeisen Bank International, Interview
Der neue RBI-Chef Karl Sevelda erklärt im KURIER-Gespräch die Geschäftsstrategie der Bank in Zeiten geringen Wachstums.

Karl Sevelda, neuer Chef der Raiffeisen Bank International, erklärt im KURIER-Gespräch, warum die Bank nach Jahren des steilen Wachstumkurses auf die Kostenbremse tritt, was er von Steueroasen hält und warum es schwierig ist, die Finanzministerin bei der Gründung einer Bad Bank für die Hypo- Alpe-Adria-Bank zu unterstützen.

KURIER: Herr Sevelda, Sie sind seit 7. Juni neuer Chef der Raiffeisen Bank International. Ihr Arbeitstag war schon bisher lang. Müssen Sie jetzt Ihre Hobbys streichen?
Karl Sevelda:
Am Dienstag war ich beim Elton-John-Konzert in der Wiener Stadthalle. Ich bin ein Musikfan. Ich mag alles – von Oper, Konzert, Klassik bis Pop. Die Zeit dafür möchte ich mir auch in Zukunft nehmen.

Sie haben den Umstieg vom Vize-Chef auf den Chefposten kürzlich als Quantensprung bezeichnet. Ist der Unterschied wirklich so groß?
Ich habe inzwischen gelernt, dass ein Quantensprung eigentlich etwas ganz Kleines ist. Gemeint habe ich, dass es ein sehr großer Sprung ist. Man hat eine ganz andere Funktion als Chef. Man ist Vertreter der Gruppe nach außen – gegenüber den Aktionären, dem Betriebsrat; ich bin für alle Kunden da, für alle Mitarbeiter und die Regulatoren. Als Vize war ich „nur“ für die Kunden zuständig.

Wer macht denn künftig das Firmenkundengeschäft im Vorstand?
Wir überlegen uns gerade, ob wir die Struktur und den Organisationsaufbau einer Revision unterziehen. Das werden wir in den nächsten Wochen beraten. Wir haben einen sechsköpfigen Vorstand und für dieses Marktgebiet, das wir haben, und für unsere Rolle als Universalbank sind sechs Vorstandsmitglieder auf Dauer zu wenig. Ich glaube, wir sollen uns wieder verstärken – die Zustimmung des Aufsichtsrats natürlich vorausgesetzt.

Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner hat kürzlich aber von Einsparungen gesprochen ...
Das Kostenthema wird in den nächsten Monaten und Jahren sicherlich ein ganz entscheidendes sein. Wir sehen ja, dass aufgrund der wirtschaftlichen Situation die Wachstumsmöglichkeiten begrenzt sind. Daher wird man auf Kostenseite versuchen müssen, alle Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer Verbesserung der Ertragslage führen.

Kommen nach den Wachstumsjahren die Sparjahre?
Sicherlich. Es wird zwar Wachstum geben, aber selektiv. Wir werden nicht in allen Märkten gleich wachsen – im Privatkundengeschäft stärker als im Firmenkundengeschäft.

Wo kann die RBI sparen?
Ich sehe sehr viele Synergien, die wir aus einer besseren Zusammenarbeit zwischen unseren Ost-Banken, aber auch mit dem Sektor heben können. Ich glaube, dass wir das Thema gemeinsamer Abwicklungszentren angehen müssen. Da sollte es keine Tabus geben. Wenn wir unser Kosten/Ertrags-Verhältnis mit anderen Banken vergleichen, dann sehen wir, dass wir zu hohe Kosten haben. Bei der RBI sind die Kosten 60,5 Prozent der Erträge.

Überlegen Sie auch den Rückzug aus einzelnen Ländern?
Es gibt keine Absicht, eine Region aufzulassen. In Russland, Polen, der Slowakei, Tschechien, Rumänien und Österreich wollen wir weiter wachsen, schwerpunktmäßig im Privatkundengeschäft. In anderen Märkten werden wir nur leicht wachsen oder eher stagnieren.

Ihr Vorgänger ist über private Geschäfte in Steueroasen gestolpert. Was halten Sie von solchen Geschäften?
Hier hat in der Gesellschaft ein Umdenken stattgefunden. Zweifellos sind Betriebe innerhalb eines legalen Rahmens auch in Steueroasen gegangen. Auch aus einer gewissen Verantwortung den Aktionären gegenüber, im Sinne einer Optimierung des ausschüttungsfähigen Gewinns. Wir bei Raiffeisen waren da immer zurückhaltend. Wir haben für unsere Kunden da und dort Geschäfte in Offshore-Destinationen gemacht und in manchen Steueroasen Niederlassungen gegründet, weil wir vor Ort lokales Geschäft gemacht haben. Wir werden diese Politik aber zweifellos überdenken und unsere Tochtergesellschaften einer Überprüfung unterzeihen.

Werden die Steueroasen-Töchter geschlossen?
Dort, wo es möglich ist, könnte das sein. Wenn die Gesellschaft für einen Kunden gegründet wurde, bräuchte es dessen Einverständnis. Im Fall von Leasing wurde ja oft für eine einzelnes Projekt eine eigene Gesellschaft gegründet.

Und was halten Sie privat von Steueroasen?
Ich bin nie in die Verlegenheit gekommen, selbst in Steueroasen veranlagen zu können. Ich bin noch in der Phase der Kreditrückzahlung für die Wohnung meiner Frau und die meiner Tochter. Solange man auf dem Boden der Legalität bleibt, sind Bemühungen, Steuern zu minimieren, aber nicht unbedingt verwerflich.

Haben Sie Verständnis, dass gegen Steueroasen vorgegangen wird?
Da habe ich großes Verständnis dafür. Ich habe mir oft gedacht, warum ist das überhaupt möglich? Ich verstehe aber auch unsere Finanzministerin, die sagt, wenn wir unser Bankgeheimnis aufgeben, dann erwarten wir, dass andere Länder ihre Steueroasen aufgeben – wie etwa Großbritannien die Isle of Man oder Jersey. Da sollte man schon Fairness walten lassen. Ich zahle übrigens als RBI-Konzern knapp 40 Prozent Steuern – Bankensteuern und Körperschaftssteuer.

Wäre die RBI eigentlich bereit, der Finanzministerin bei der Hypo Alpe-Adria helfen, indem sie sich an einer möglichen Bad Bank beteiligt?
Da wir in dieser Frage nicht kontaktiert worden sind, möchte ich das nicht kommentieren. Generell ist aber zu sagen, dass wir derzeit schon viele Belastungen zu tragen haben. Wir haben die Situation, dass wir einerseits Bankensteuern zahlen, gleichzeitig massive Kostenbelastungen durch Basel III und überbordende Regulatoren zu tragen haben. Die andere Seite ist, dass wir Kapital aufbauen müssen. Und da unterstützt uns die Regierung auch nicht gerade mit kapitalmarktfreundlicher Politik.

Was würden Sie sich für die RBI wünschen?
Mittelfristig unser Ziel eines Return on Equity (Anm. Ertrag auf das eingesetzte Kapital) von 15 Prozent vor Steuern erreichen; dass wir unser Problemkind Ungarn in Griff bekommen; dass die Integration der Polbank in die Raiffeisenbank Polen erfolgreich verläuft; dass Russland weiterhin die Erträge bringt, die es derzeit bringt und dass wir uns weiter auf verlässliche Aktionäre und Großaktionäre, die Raiffeisenlandesbanken, stützen können.

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