RBI-Chef: "Wir sind Spielball der Politik"

RBI-Chef: "Wir sind Spielball der Politik"
Karl Sevelda im KURIER-Gespräch über Bankgeschäft in Krisenländern und Regulierungswut der Politik.

KURIER: Seit einem Jahr herrscht in der Ukraine eine schwere Krise und Russland hat mit EU-Sanktionen zu kämpfen. Wie funktioniert dort das Bankgeschäft?

Karl Sevelda: Erstaunlich gut. In der Ukraine haben wir alle Filialen in der Separatisten-Zone geschlossen, jene auf der Krim verkauft. Im Rest des Landes haben wir in den vergangenen Monaten sogar positiv gewirtschaftet. Aber natürlich ist das Bankgeschäft in einer Wirtschaft, die heuer zehn Prozent schrumpft, nicht einfach. In Russland arbeitet unsere Bank nach wie vor sehr positiv.

Die RBI will ihr Geschäft aber in Russland verkleinern. Warum?
Erstens war das Geschäft in Russland im Vergleich zu jenem in den anderen Ost-Ländern zu groß. Wir wollen ein ausgewogenes Verhältnis. Und zweitens werden wir uns vor allem aus dem Fernost-Teil Russlands zurückziehen, weil wir dort nicht besonders profitabel sind.

Der Verkauf der Polen-Tochter zieht sich. Wo liegt das Problem?
Eine Bank verkauft sich nicht so schnell wie ein Laib Brot. Wir haben den Verkauf der Polbank im Februar beschlossen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass wir die Bank verkaufen wollen, gleichzeitig aber verpflichtet sind, 15 Prozent an die Börse zu bringen. Daher müssen wir den Börsegang vorbereiten und mit Käufern verhandeln. Die Wahlen in Polen im Oktober machen das schwierig. Der Verkaufsprozess kann sich daher etwas verzögern. Banken sind leider Spielball der Politik.

Ist Banken Wachstum kein Ziel mehr?
Früher hieß es: Big ist beautiful. Da haben wir Rekord-Spareinlagen gefeiert. Heute sagen die Banken: Um Gottes Willen, was soll ich mit der vielen Liquidität machen. Wir müssen uns auf profitable Bereiche konzentrieren und verkleinern. Denn Eigenkapital ist der Engpass. Wir verkaufen bzw. redimensionieren daher in Polen, Slowenien, Asien und in den USA. Aber in den profitablen Märkten Tschechien, Rumänien, Slowakei, am Westbalkan und in Österreich wachsen wir stärker als bisher.

Wachsen in Österreich? Banken klagen, dass hier wegen der extrem tiefen Zinsen nichts zu verdienen ist ...
Die Zinsen sind in Tschechien noch tiefer. Wir haben aber schon vor Jahren begonnen, das Provisionsgeschäft auszubauen, der Anteil des Zinsgeschäfts sinkt. In vielen Ost-Ländern sind die Zins-Margen höher als in Österreich, sie fallen aber auch dort. Wir haben im Osten allerdings ein exzellentes Image und können dort oft einen ganzen Prozentpunkt weniger Zinsen für Einlagen zahlen als Konkurrenzbanken. Die Leute kommen trotzdem zu uns.

Wie lautet die Notfallstrategie, wenn es mit den Verkäufen nicht klappt?
Ich gehe davon aus, dass es funktioniert und unsere Kapitalquote dadurch bis Ende 2017 auf zwölf Prozent steigt. Über Alternativen will ich gar nicht reden.

Einige Banken beklagen, dass Anleihen kaum verkaufbar sind, seit die Regierung beschlossen hat, dass Hypo-Bonds nicht gänzlich zurückgezahlt werden. Spürt das die RBI?
Gut hat uns das nicht getan. Das haben wir auch dem Finanzminister gesagt. Gerade in Deutschland, wo Österreich den Großteil der langfristigen Anleihen verkauft, trifft uns das.

Vergibt die RBI noch Fremdwährungskredite in Ostländern?
Nur noch an Firmenkunden. Man verurteilt heute die Banken dafür. Aber den Zentralbanken der Ost-Länder waren die Fremdwährungskredite seinerzeit sehr willkommen, denn sie bauten damit Devisenreserven auf. Außerdem gab es in den Ländern langfristige Finanzierungen in nationaler Währung gar nicht.

Die RBI hat sich ein strenges Sparprogramm verordnet. Wie weit sind Sie damit?
Wir wollen die Kosten bis 2017 um 600 Millionen Euro reduzieren und setzen bis 2020 weitere Einsparungen drauf. Diese ergeben sich zum Teil durch Verkäufe von Tochterbanken und die Reduktion von Niederlassungen im Ausland. Aber auch in der Zentrale in Wien wird gespart. Dagegen steht die explosionsartige Ausweitung der Regularien, die Banken erfüllen müssen.

Weniger Mitarbeiter fürs Bankgeschäft, aber mehr in der Verwaltung ...
90 Prozent unserer IT-Projekte befassen sich derzeit mit dem Meldewesen und der Erfüllung regulatorischer Vorschriften, lediglich zehn Prozent mit der Verbesserung des Kunden-Service. Es sollte umgekehrt sein. Aber solange Banken in Europa im Visier der Politik stehen, wird sich das nicht ändern.

Klingt nach Resignation ...
Nein, aber viele Hoffnungen wurden schon enttäuscht. Im Zuge der Steuerreform hätte ich mir erwartet, dass die Einzahlung in den Bankenabwicklungsfonds auf die Bankensteuer angerechnet wird. Müssten die RBI und die RZB keine Bankensteuer in Österreich, Ungarn und der Slowakei zahlen, hätten wir um einen Prozentpunkt mehr Eigenkapital.

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