Sevelda beerbt sein großes Vorbild Stepic

Dr. Walter Rothensteiner, Präsident des Aufsichtsrates der Raiffeisen Bank International AG, präsentiert den Medien den neuen RBI-Chef Karl Sevelda in den Sky Conference Räumlichkeiten am Stadtpark. Wien, am 7.6.2013
Karl Sevelda folgt auf Herbert Stepic an die Spitze der RBI. Der neue Boss hat Sympathien für die "Neos".

Ich wünsche Ihnen einen schönen guten Tag.“ Mit diesen Worten, wegen der vielen Journalisten und Kameraleute gleich zwei Mal gesprochen, startete Karl Sevelda am Freitag zu Mittag in eine neue Ära für sich und die Raiffeisen Bank International (RBI).

Die Bank mit 60.000 Mitarbeitern und einem aktuellen Börsenwert von fünf Milliarden Euro muss erst den Abgang ihres langjährigen Frontmannes, „Mr. OsteuropaHerbert Stepic verdauen. Stepic (66) geht, weil er nach Diskussionen über seine Steueroasen-Geschäfte Schaden von Raiffeisen abwenden will. Sein Vize seit 2010, der frühere Creditanstalt-Banker Karl Sevelda (63), beerbt ihn. Und lobt Stepic bei der Antrittspressekonferenz über den grünen Klee als sein großes berufliches Vorbild („die RBI ist zu einem großen Teil sein Kind“).

Sevelda beerbt sein großes Vorbild Stepic
Das Magazin trend machte Stepic nach dem erfolgreichen Börsengang der RI zum Mann des Jahres.

Wie wohl seit mehr als 35 Jahren als anerkannter Fachmann im Bankwesen tätig, war Sevelda bisher schwerpunktmäßig im österreichischen Firmenkundengeschäft unterwegs. Jetzt muss er sich rasch einen Überblick über das riesige Auslandsnetzwerk der RBI verschaffen, das bereits weit nach Asien – bis Singapur – reicht.

Seine Reiselust, die er mit Stepic teilt, wird ihm dabei helfen. Auch gilt Sevelda als Workaholic, ausdauernd und hartnäckig, manchmal an Sturheit grenzend. Er selbst sagt: „Auch ich habe Trekking im Himalaja gemacht, aber beruflich sind wir nicht gut beraten, Abenteurer zu sein.“

Kontinuität, Kontinuität, Kontinuität – man bleibt allen wichtigen Ländern, insbesondere Russland, treu – will aber gleichzeitig eigene Duftmarken setzen. Das wird die erste Zeit von Karl Sevelda an der Spitze der Großbank prägen. Für die Hobbys Musik (Oper), Radfahren oder Wandern – kein Jäger – bleibt da kaum Zeit.

Privat

Sevelda ist zum zweiten Mal verheiratet, hat eine Tochter aus erster Ehe und ein Enkelkind. Wer ihn für zu alt und damit für einen Übergangskandidaten hielt, wurde eines Besseren belehrt. RBI-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner verkündete, alle Vorstandsverträge seien bis Mitte 2017 verlängert worden. Seveldas Vize wird Risikovorstand Johann Strobl (53). Was die Herren verdienen, blieb ebenso geheim wie die Summe, mit der Raiffeisen Herbert Stepic verabschiedet. Gedankt wurde ihm am Freitag oft.

Doch zurück zum Neuen: Politisch war Sevelda, dessen Wurzeln nach Tschechien reichen, stets ein Liberaler. Mitte der 1980er-Jahren war er Büroleiter von Vizekanzler, Handelsminister Nobert Steger (FPÖ, später LIF). Ein Jahrzehnt später gehörte Sevelda zu den Gründungsmitgliedern des Liberalen Forums um Heide Schmidt und war neben seinem Bankjob als Finanzreferent für das Landesforum Wien tätig.

Heute hat Sevelda „starke Sympathien“ für die Neos, eine Bewegung, die mit den Überresten des LIF fusioniert hat (oder umgekehrt) und die er auch finanziell unterstützen soll. „Ich trenne das strikt“, antwortet Sevelda auf entsprechende Fragen. Schmunzelnd fügt er hinzu: „Aber glauben Sie mir, der CEO in der Raiffeisen Bank International ist keine politische Postenbesetzung.“

Er war bisher einer der markantesten Manager des Landes: Herbert Stepic, seit 2001 Chef der Raiffeisen Bank International (RBI) und seit 1973 im Raiffeisen-Konzern, steht vor dem Abgang. Stepic stellt seine Funktion "aus persönlichen Gründen" zur Verfügung, wie es heißt. Und es darf erwartet werden, dass sein Rücktrittsangebot angenommen wird. Denn eine anhaltende Diskussion über Banker, die nicht wissen wohin mit ihren Millionengagen, will sich der Konzern wohl nicht antun.

Denn seit Mittwoch ist bekannt, dass der Banker über zwei Offshore-Konstruktionen drei Wohnungen in Singapur gekauft hat. Geschätzter Wert: mehr als neun Millionen Euro. Auch wenn Stepic, wie er betont, kein unversteuerten Gelder dafür verwendet hat, ist die Optik schief. Investments in Steueroasen wie Singapur über undurchschaubare Finanzkonstruktionen gelten als Makel.

Hinzu kommt, dass der RBI-Boss von der Finanzmarktaufsicht wegen eines dubiosen Immobiliengeschäfts unter die Lupe genommen wurde.Die FMA hat die Ermittlungen allerdings vor kurzem eingestellt. Diskussionen gab es auch über die Gage des Raiffeisen-Bankers. Zunächst hat er für 2012 fünf Millionen Euro kassiert. Ihm sei dieser hohe Betrag erst im Geschäftsbericht aufgefallen. Dann habe er zwei Millionen Euro "aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit" wieder zurückgezahlt. Wie zu hören ist, soll aber auch Druck aus dem Aufsichtsrat zu diesem Schritt geführt haben.

Das alles dürfte zu viel sein für eine Großbank mit internationaler Bedeutung und Schlagkraft. Auch wenn Stepics Leistungen unbestritten sind. Der 66-jährige hat Raiffeisen in Zentral- und Osteuropa groß gemacht. Die RBI ist in 15 Ländern vertreten, wo sie 14 Millionen Kunden betreut. Mit viel Fleiß und Geschick baute der Workaholic das Netzwerk sukzessive aus. Mit dem Börsegang 2005 öffnete der studierte Handelswissenschaftler die Bank auch für Investoren, die an die Erfolgsgeschichte glaubten und daran teilhaben wollten. Mit den frischen Milliarden setzte er weitere Expansionsschritte. Erst die Finanzkrise 2008 stoppte den Höhenflug. Einen geeigneten Nachfolger für Stepic zu finden, wird alles andere als leicht werden.

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