Quester-Pleite: Fortbetrieb läuft, weitere Filialschließungen könnten drohen

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Erste Interessenten für eine Gesamtübernahme oder einzelner Filialen haben sich bereits gemeldet.

Beim insolventen Wiener Baustoffhändler Quester (320 Mitarbeiter, rund 48 Millionen Euro Schulden) wurden die ersten Weichen für den Fortbetrieb und die mögliche Sanierung gestellt. Heute, Dienstag, findet die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung am Handelsgericht Wien statt. Dazu liegen dem KURIER vorab schon erste Informationen vor.

„Im Zuge der Umsetzung der erforderlichen Rationalisierungsmaßnahmen ist auch geplant, vereinzelt verlustbringende Standorte zu schließen, um den Bestand des Unternehmens abzusichern und die Sanierung überhaupt erst zu ermöglichen“, heißt es im ersten Bericht des renommierten Sanierungsverwalters Matthias Schmidt. Schon vor der Insolvenz wurden drei Filialen geschlossen. Inklusive der Zentrale in der Wiener Heiligenstädter Straße verfügt das Unternehmen derzeit nur noch über 16 Standorte.

Frühwarnsystem

Aus Gründen der Vorsorge wurden die Mitarbeiter vergangene Woche beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet. Ganz wesentlich für den Fortbetrieb ist die Abstimmung mit der bisherigen Factoringbank und einem Warenkreditversicherer. Einerseits wird so die Liquidität gesichert, andererseits werden die Lieferanten gegen Zahlungsausfälle abgesichert.

Das Factoringinstitut bevorschusst die angekauften Rechnungen mit 80 Prozent des Gesamtbetrags. Der Gesamtrahmen dieser Finanzierungslinie beträgt zehn Millionen Euro. Dieser Deal wurde innerhalb von wenigen Tagen abgeschlossen, hebt der Sanierungsverwalter hervor. Nur der bisherige Warenkreditversicherer ist abgesprungen. So wird der Baustoffhändler mit einem neuen Versicherer einen Vertrag abschließen. „Eine aufrechte Warenkredit-Versicherungsdeckung ist aber grundlegende Voraussetzung für die weitere Zusammenarbeit mit der Factoringbank“, heißt es im Bericht weiters.

Finanzplan positiv

Außerdem wurde bis zur Sanierungsplantagsatzung am 1. Februar 2026 ein Finanzplan erstellt. Anhand dessen zeigt sich, dass der Fortbetrieb kostendeckend sei und die Liquiditätssituation sich positiv entwickelt.

„Der Sanierungsplan soll einerseits durch den Einstieg eines Investors und andererseits aus dem operativen Betrieb finanziert werden“, heißt es weiters. „In diesem Zusammenhang kann bereits festgehalten werden, dass vereinzelt Gespräche mit Investoren stattfinden bzw. stattgefunden haben. Die Interessen reichen von beabsichtigten Übernahmen einzelner Standorte bis hin zur Gesamtübernahme der Schuldnerin inklusive Finanzierung des Sanierungsplans.“

Wie aus dem Insolvenzantrag hervorgeht, soll ein potenzieller Investor, signalisiert haben, „im Sanierungsverfahren zur Unterstützung zur Verfügung zu stehen“. Vor der Pleite war die Zeit zu knapp, um mit dem Investor Nägel mit Köpfen zu machen.

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