Quelle-Erbin kämpft um ihr Vermögen

Der Eingang des Bankhauses Sal. Oppenheim in Köln am Mittwoch (21.07.2010). Sal. Oppenheim war lange die erste Adresse unter den Privatbanken in Europa. Mit dem Kölner Geldhaus waren tadelloser Ruf und äußerste Diskretion verbunden. Millionäre vertrauten der Bank gern ihr Vermögen zwecks Vermehrung an. Foto: Oliver Berg dpa/lnw (zu dpa-Korr "Privatbank Sal. Oppenheim ist noch nicht überm Berg"?vom 22.07.2010) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Das Bankhaus Sal. Oppenheim war die erste Adresse für Deutschlands Superreiche, bis es sich verspekulierte. Die Quelle-Erbin verlor dabei ihr Geld.

Der Prozess Madeleine Schickedanz gegen ihre Anlageberater hat begonnen. Dabei geht es um 1,9 Milliarden Euro, die sie zurückhaben will. Und es geht um einen Wirtschaftskrimi: Wegen der Arcandor-Pleite (früher KarstadtQuelle) ging Europas größte Privatbank Sal. Oppenheim pleite, und damit verloren viele Superreiche viel Geld. In Köln ermitteln fünf Staatsanwälte, sechs Polizisten, drei Wirtschaftsreferenten und vier Steuerfahnder in der Sonderkommission „Byzanz“. Byzanz steht als Synonym für Dekadenz. „Da dachten wir“, sagt ein Justizsprecher, „das passt doch wunderbar“. Insgesamt wird es rund 14 zivil- und strafrechtliche Prozesse gegen die ehemaligen Privatbanker geben, die gierig waren und sich verzockt haben.

Quelle-Erbin kämpft um ihr Vermögen
ARCHIV - Madeleine Schickedanz, Tochter des Quellefirmengründers (Archivfoto vom 25.10.2003). Die medienscheue Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz (65) hält sich in der Diskussion um die Zukunft von Arcandor im Hintergrund. Dennoch spielt sie eine Schlüsselrolle, denn der «Pool Madeleine Schickedanz» ist zweitgrößter Aktionär des Handels- und Touristikkonzerns, der 1999 durch die Fusion von Karstadt und Quelle entstanden war. Foto: Peter Roggenthin dpa (zu dpa-Korr. "Madeleine Schickedanz hat Schlüsselrolle bei Arcandor" vom 08.06.2009) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Das Leben von Deutschlands Superreichen ist plötzlich öffentlich. Es geht um Familien wie Oetker, Dumont Schauburg, Deichmann oder Douglas.

Schuld daran ist, wenn man so will, der längst verstorbene Chef der noblen Privatbank, Alfred Freiherr von Oppenheim. Der fand, dass man mit reinen Bankgeschäften nicht genug Gewinn erwirtschaftet und baute mit einem sehr jungen, sehr gewieften Baumeister ein zweites Standbein auf.

"Josef und seine gierigen Millionäre"

Josef Esch aus Troisdorf bei Köln, heute 54 Jahre alt, verstand sich darauf, Immobilien samt Steuersparmodellen zu verkaufen. 2002 betreute seine zur Hälfte zu Oppenheim gehörende Vermögensverwaltung die zwölf reichsten Familien Deutschlands mit einem Gesamtvermögen von 15 Milliarden Euro. Auch der ehemalige Bertelsmann- und spätere KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff vertraute sein Geld Josef Esch an. Der gab ihm dafür seine Privatflieger und eine „nur bescheidene“ 33 Meter lange Yacht in St. Tropez und verlangte dafür später Millionen. Dabei: Am „Cap d’Antibes seien 100 Meter Minimum“, sagten Middlehoff-Freunde im Prozess gegen Esch. Der Ex-Manager und sein Vermögensverwalter haben sich verglichen.

Esch, der vom Typus her gar nicht zu den Superreichen und Aristokraten passt, machte sich unentbehrlich. Er regelte alles, egal, ob eine Dachrinne auf dem legendären Gestüt Schlenderhan der Barone von Ullmann verstopft war, ein Arzt gebraucht wurde oder ein Kind in der Schule Probleme hatte. Wenn stimmt, was Zeit und Süddeutsche über „Josef und seine gierigen Millionäre“ berichten, dann zeigt sich, dass „Geld, Gier und Größenwahn“ gepaart mit Lebensuntüchtigkeit im goldenen Käfig eine hochexplosive Mischung ergeben. Laut Zeit ist nun jeder mit jedem zerstritten, es ohrfeigen sich Adelige, es ziehen feine Ladys beim Friseur übereinander her.

Die 69-jährige Madeleine Schickedanz und andere steckten immer mehr Geld in den maroden Arcandor-Konzern, in der Hoffnung mit den wertvollen Innenstadt-Kaufhaus-Immobilien Milliarden zu machen. Doch alles ging schief: Madeleine Schickedanz ist für ihre Begriffe verarmt und die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim ruiniert. Einer der jetzt Beschuldigten soll gesagt haben: „Am Ende geht es mir wie Al Capone – vielfacher Mörder, aber drangekriegt haben sie ihn wegen der Steuer.“

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