Freifinanzierte Mietwohnungen statt zu teures Eigentum

Freifinanzierte Mietwohnungen statt zu teures Eigentum
Trendumkehr beim Wohnungsbau in Ballungszentren. Mehr Leerstand wegen hoher Preise.

Vor allem in Wien wird nach wie vor kräftig in den Bau von neuen Eigentumswohnungen investiert. Schließlich soll die Einwohnerzahl der Bundeshauptstadt bis 2030 auf etwa zwei Millionen stiegen. Es wird daher mehr Wohnraum gebraucht. Da kann dann ja wohl nichts schiefgehen mit dem Bau neuer Eigentumswohnungen.

Ob alle Investoren die erhofften hohen Renditen werden lukrieren können, ist allerdings fraglich. "Es gibt viele neue Developer", so der Leiter des Bereichs Immobilien der Bank Austria, Reinhard Madlencnik. Neu ist meist das Gegenteil von erfahren.

Wegen der hohen und noch weiter steigenden Grundstückspreise sind 320.000 Euro für eine 80 Eigentumswohnung in eher durchschnittlicher Lage durchaus üblich. Das Käuferpotenzial für Wohnungen in dieser Preisklasse oder darüber ist vor allem in Zeiten sinkender Realeinkommen begrenzt. Madlencnik hält es daher für durchaus wahrscheinlich, dass es in Zukunft mehr leer stehende Eigentumswohnungen geben wird. Es gebe zwar keine Blase, aber eine "Überbewertung", lautet seine Sprachregelung.

Eine Studie der österreichische Nationalbank kam zum selben Schluss: Eigentumswohnungen in Wien seien um 23 Prozent überbewertet. Die bisher permanenten Preissteigerungen könnten zu einem Ende kommen.

Anpassung

Der Immobilienexperte der Bank Austria spricht von einer "Anpassung der Preise" zwischen Eigentums- und freifinanzierten Mietwohnungen. Derzeit sei davon allerdings noch nichts zu bemerken. "Wir sind in einer Zwischenphase."

Madlencnik geht davon aus, dass künftig weniger Eigentumswohnungen und mehr freifinanzierte Mietwohnungen gebaut werden. Bei den Mietwohnungen sei die Gefahr von Leerstehungen deutlich geringer, weil sie leichter finanzierbar sind. Wenn sich mehr Familien nach der Alternative freifinanzierte Mietwohnung umschauen, ist in diesem Bereich mit steigenden Preisen zu rechnen. Damit steigt auch der Anreiz für Investitionen. Auch die deutsche Regierung habe sich mit gutem Grund dafür entschieden, Neubauten von der Mietpreisbremse auszunehmen.

Die Gesamtinvestitionen in den heimischen Markt für kommerzielle Immobilien könnten 2014 laut Schätzung der Bank Austria mit 2,7 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert erreichen. Etwa die Hälfte entfällt auf ausländische Investoren. Für die besonders finanzkräftigen Staatsfonds ist Österreich jedoch nicht interessant. Für sie ist der heimische Markt viel zu klein.

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