Problemschüler bekommen Job-Coaches

Problemschüler bekommen Job-Coaches
Um Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen, wird ab 2012 an Schulen ein eigenes Frühwarnsystem eingerichtet. Schwer Vermittelbare werden speziell gefördert.

Je früher, desto besser: Bevor Unternehmen eine größere Anzahl an Jobs abbauen, müssen sie die geplanten Kündigungen vorab beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) melden. Der Sinn: Arbeitspolitische Maßnahmen können sofort eingeleitet werden, die Dauer der Arbeitslosigkeit wird dadurch verkürzt. Was sich bei Jobverlust bewährt hat, wird nun auf den Jobeinstieg ausgeweitet. Damit Arbeitslosigkeit bei Schulabgängern erst gar nicht entsteht, wird frühzeitig gegengesteuert.

Ab Jänner 2012 gibt es zunächst in Wien und der Steiermark ein verbindliches Frühwarnsystem an den Schulen, das sukzessive auf ganz Österreich ausgeweitet werden soll. Beim Projekt "Jugendcoaching", das zwischen Sozial- und Unterrichtsministerium bereits ausverhandelt ist, werden auch die Klassenlehrer in die Plicht genommen. Ein Jahr vor Beendigung der Schulpflicht müssen sie laut Plan darüber informieren, ob ein Schüler bereits eine Lehrstelle in Aussicht hat, eine weiterführende Schule besuchen wird oder nur schwer am Arbeitsmarkt vermittelbar sein wird.

Begleitung

Problemschüler bekommen Job-Coaches

Im Rahmen des Jugendcoachings werden die Jugendlichen dann - je nach Bedarf bis zu einem Jahr lang - von Experten begleitet, um sie jobfit zu machen. Dabei geht es um bisherige AMS-Maßnahmen wie Berufsorientierung oder Jobcoaching ebenso wie um soziale Belange (schwierige familiäre Verhältnisse, Suchtproblematik) in Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern oder Psychologen. Ein Schwerpunkt wird dabei auf Jugendliche mit Migrationshintergrund gelegt, wo sowohl die Arbeitslosigkeit als auch Nichterwerbstätigkeit höher ist als bei Nicht-Migranten. Knapp 20 Prozent aller unter 15-Jährigen Österreicher haben Migrationshintergrund.

"Möglichst alle Schüler sollen vor Abschluss der Pflichtschulzeit wissen, welche weitere Ausbildung sie besuchen", sagt Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Er will mit der Maßnahme einen ersten Schritt in Richtung Ausbildungspflicht für Jugendliche bis 18 Jahre setzen. Der Hintergrund: Jährlich brechen 10.000 Jugendliche ihre Ausbildung ab und haben dadurch schlechte Karten am Arbeitsmarkt.

Die Wirtschaftskammer begrüßt das verbindliche Jugendcoaching an Schulen: "Das Schlechteste ist, wenn die Jugendlichen in ein Betreuungsloch fallen. Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger die Job-Integration", weiß WKO-Bildungsexperte Alfred Freundlinger.

AMS Wien: Migranten sollen noch intensiver betreut werden

Zwei Drittel aller Arbeitslosen unter 25 Jahren in Wien haben Migrationshintergrund, bei den Erwachsenen ist es fast jeder Zweite. Spät, aber doch will das AMS Wien sich daher noch stärker um diese Zielgruppe kümmern und weitet die Maßnahmen aus. Die Betreuung arbeitsloser Migranten soll noch individueller und praxisbezogener ablaufen, kündigt AMS-Wien-Vize-Chefin Inge Friehs gegenüber dem KURIER an. Unter anderem geht es um eine Aufwertung der Deutsch-Kurse durch praxisnahe Konversations-Trainings sowie modulare Qualifizierungen, die von eigenen "Case Managern" begleitet werden. "So kann etwa eine Ausbildung in Einzelteilen bis zur Facharbeiterprüfung erledigt werden", erläutert Friehs.
Zwei Millionen Euro will das AMS für diese Maßnahmen zusätzlich bereitstellen. "Unsere Vermittlungsangebote lassen sich nicht so einfach mit der Gießkanne verteilen", so die Erkenntnis der AMS-Expertin.
Für die Übergangsphase von der Schule zum Beruf bietet Wien bereits in zwei Bezirken das mobile Beratungsprojekt "C'mon 14" an. Dies soll nun zum Jugendcoaching ausgebaut werden. "Es geht darum, früher mit der Berufsorientierung anzusetzen. Wenn die Jugendlichen erst nach der Schule zu uns kommen, geht wertvolle Zeit verloren", sagt Friehs.

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