„Österreich ist ein kleinteiliger Markt, es rechnet sich für kleinere Anbieter oft nicht“, sagt Robert Löw, Vorstandschef der Österreich-Tochter Liechtensteinische Landesbank (LLB). Großbanken mit einer eigenen Private Banking-Sparte würden sich hierbei leichter tun.
Sein eigenes Institut kommt auf 3.500 Bestandskunden. Zu diesen kommen heuer 1.500 hinzu. Denn die LLB hat im Vorjahr den Österreich-Ableger der Zürcher Kantonalbank (ZKB) übernommen. Das ist bereits der dritte Zukauf seit dem Eintritt in den heimischen Markt 2009. Im Jahr 2018 wurde die Semper Constantia übernommen und später die Credit Suisse Österreich. Die Töchter von UBS, Vontobel und Julius Bär haben sich auch bereits wieder aus Österreich verabschiedet.
Ähnliche Geschäftskultur
Die ZKB verwaltete hier auch nur ein Vermögen von 3,5 Milliarden Euro, die LLB immerhin knapp 39 Milliarden. „Die ZKB war an oberster Stelle unserer Wunschliste“, sagt LLB-Aufsichtsratschefin Natalie Flatz im KURIER-Gespräch. Man habe schon seit Jahren zusammengearbeitet; dies sei neben dem Kaufpreis, der nicht genannt wird, und einer ähnlichen Geschäftskultur, ausschlaggebend für den Zuschlag gewesen.
Für die ZKB-Kunden, die laut Löw „überwiegend positiv“ auf die Übernahme reagiert hätten, soll sich wenig ändern. „Sie werden automatisch im ersten Quartal integriert.“ Das E-Banking der LLB biete mehr, es liege auf Augenhöhe mit großen Banken.
Und während die ZKB vor allem in Westösterreich präsent war, ist es die LLB im Osten. „Wir haben nur ein kleines Büro in Salzburg“, sagt Löw. Daher werde der Hauptsitz der Kantonalbank in der Mozartstadt erhalten bleiben, während in Wien die Kollegen ins Haus der LLB beim Juridicum ziehen werden.
Von den 112 ZKB-Mitarbeitern wird laut Flatz ein relativ kleiner Teil über einen Sozialplan abgebaut. Denn im Backoffice gebe es Überschneidungen, da ein Gutteil der Tätigkeiten kostensparend von Vaduz aus erledigt werde. Vom dreiköpfigen ZKB-Vorstand werde Chef Christian Nemeth in den LLB-Vorstand einziehen, zuständig für Asset Management. „Das hat eine zentrale Bedeutung“, sagt Flatz.
Denn mit Übernahme der Semper Constantia kamen in Österreich das Investmentfonds- und Immobiliengeschäft hinzu. „Ein Drittel des Vermögens in Österreich steckt in Immobilien. Als Bank müssen wir eine Meinung dazu haben“, sagt Löw.
Apropos Immobilien: Viele Eigentümer würden sich in dem Bereich nicht auskennen, zudem gebe es bei Erbschaften oft verschiedene Interessen der Begünstigten. Für diese Fälle habe die LLB ein eigenes Expertenteam, so Löw. Zudem stünden bei komplexen Vermögensstrukturen Family Office Services zur Verfügung.
„In den nächsten 20 Jahren wird in Österreich die Hälfte des Vermögens übertragen“, sagt Löw. Der Markt für Private Banking werde daher weiter wachsen. „Wir sind immer auf der Suche nach Übernahmeobjekten“, peilt Flatz weiteres Wachstum im deutschsprachigen Raum an.
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