Premiere: ORF holt sich Finanzierung über Anleihe

Im ORF-Zentrum am Küniglberg sollen künftig alle Wiener ORF-Standorte zusammengefasst werden.
Für Sanierung und Zubau am Küniglberg - Verzinsung soll bei rund 2,5 Prozent liegen.

Der ORF wagt sich für die Finanzierung der Sanierung des Standortes Küniglberg auf völlig neues Terrain. Der Staatssender geht erstmals auf den Kapitalmarkt und wird noch heuer eine Anleihe in der Größenordnung von rund 100 Millionen Euro platzieren. Die Verzinsung ist fix und wird bei rund 2,5 Prozent liegen. Als Laufzeit der endfälligen Anleihe sind 20 bis 30 Jahre angepeilt. Gemanagt wird die Emission von der Bank Austria.

Richard Grasl, Kaufmännischer Direktor des ORF, ist zuversichtlich, "dass wir die Anleihe bei den Investoren erfolgreich platzieren können". Er verweist auf die Bewertung "AA–" durch die Rating-Agentur Euler Hermes. Eine Einstufung, welche selbst die meisten Top-Unternehmen in Österreich nicht schaffen. Hat freilich auch mit dem staatlichen Hintergrund des ORF zu tun.

Dank des Top-Ratings kommt die Anleihen-Finanzierung kostengünstiger als Bankkredite. Die Anleihe soll nicht an kleine Sparer verkauft werden, sondern an Großinvestoren und institutionelle Anleger. Durchaus möglich, dass 2018/19 eine weitere Tranche begeben wird.

Als Alternativen wären Bankkredite oder auch eine Leasing-Finanzierung in Frage gekommen. Einige Monate lang analysierte und sondierte die ORF-Geschäftsführung die günstigste Finanzierungsform, auch mit Hilfe von externen Experten. Die Ausschreibung erfolgt dann EU-weit.

Die Zustimmung des Stiftungsrates dürfte Formsache sein. ORF-General Alexander Wrabetz und Grasl schickten den Antrag am Freitag ab.

Die Sanierung des ORF-Zentrums am Küniglberg sowie der geplante Zubau sind in Summe mit rund 300 Millionen Euro Baukosten kalkuliert. Nach jahrelangen Diskussionen und heftigen Querelen hatte der Stiftungsrat beschlossen, am Standort zu bleiben. Die Stadt Wien hatte im Mediencluster in Neu Marx ein Areal für einen Neubau angeboten.

Verkauf von Wertpapieren

Rund ein Drittel der Baukosten wird über Eigenmittel finanziert. Dafür wird der ORF rund ein Drittel seiner Wertpapiere abschichten. Das Unternehmen sitzt auf Wertpapieren im Volumen von rund 300 Millionen Euro. Ein großer Teil davon ist dem Sozialkapital zugerechnet.

Den Anteil an den Lotterien will der ORF behalten. Zumindest für die nächste Zeit. Durchgerechnet hält der ORF sechs Prozent am äußerst profitablen Lotto, der Cash-Cow des Casinos-Austria-Konzerns. Um die Gruppe matchen sich derzeit bekanntlich gerade Novomatic und zwei tschechische Oligarchen. Die Lotterien sind einer der größten Werbekunden des ORF.

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