Preisschlacht und turbulente Szenen bei Kika und Leiner

Kunden drängten durch die Drehtür bei Kika in Wien-Ottakring
Lange Warteschlangen und Kunden, die in Streit geraten: Der Totalabverkauf bei Kika und Leiner sorgte für chaotische Szenen.

Als die Wiener Kika-Filiale in der Ottakringer Sandleitengasse pünktlich um 9.30 Uhr öffnet, will jeder der Erste sein. Schon 15 Minuten vor Öffnung warten rund 40 Personen vor dem Eingang.

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Als man die Kunden hereinlässt, bleibt die Drehtüre mehrmals stecken. Im Hintergrund beobachten auch Passanten die turbulenten Szenen.

Nachdem die Signa Retail Holding von Investor René Benko die Möbelhäuser an die Supernova-Gruppe verkauft hat, sind 23 von insgesamt 40 Filialen von einer Schließungswelle betroffen. Den Kaufpreis von 500 Millionen Euro will man offiziell nicht bestätigen.

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Fest steht, dass 1.900 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. An den betroffenen Standorten startete am Fenstertag der Totalabverkauf, was für einen regelrechten Ansturm sorgte.

In Wien ist deshalb Schnäppchenjäger Marco extra zeitig aufgestanden: „Von Insolvenzen liest man heutzutage leider regelmäßig. Bei so einer Gelegenheit findet man jedoch sicher eine Kleinigkeit.“

Preisschlacht unter Kunden

Die prekäre Situation der Mitarbeiter habe er beim Einkauf im Hinterkopf. „Die Leute sind arm. Manchmal bleibt aber leider nichts anderes mehr übrig. Es ist ein Dilemma, die Wirtschaft ist nirgendwo mehr sicher.“

Preisschlacht und turbulente Szenen bei Kika und Leiner

Leiner Amstetten

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Kika Stockerau

Warteschlange vor dem Eingang

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Polizeieinsatz

Polizeipatrouillen stehen im Amstettner Gewerbegebiet im Einsatz

Kaum geöffnet, sind bereits alle Einkaufswagen vergriffen. Im Geschäft sind immer wieder Durchsagen zu hören, die Rabatte anpreisen.

30 Prozent auf lagernde Waren und sogar 80 Prozent auf Einzelstücke sorgen bei manchen für erhitzte Gemüter. Zwei ältere Männer geraten in Streit, ihre Ehefrauen gehen dazwischen.

Ein anderes Paar, Alfred und Brigitte, will nur Gutscheine einlösen, bevor diese ablaufen.

„Wir wären so oder so hergekommen, das hat mit der Insolvenz nichts zu tun. Es ist eine Frechheit, was hier passiert. Da sollte die Finanzaufsicht genauer hinschauen. So viel Gewinn machen und dann die Leute im Regen stehen lassen, ist eine bodenlose Gemeinheit.

Die beiden hätten schon lange nicht mehr so viele Leute in der Filiale gesehen. „Manche kaufen jetzt Dinge, weil es günstig ist. Aber brauchen sie diese Sachen wirklich?“, fragt Brigitte skeptisch.

Teuerung befeuert Schnäppchenjagt

Zu Impulskäufen habe man sich trotz Rabatten nicht hinreißen lassen. Ihre Zurückhaltung hänge mit der Teuerung zusammen: „Früher hätte man was mitgenommen. Momentan kauft man aber nur das Nötigste, auch bei Lebensmitteln.“

Auch Elisabeth hat sich auf den Weg gemacht, weil sie von der Insolvenz gehört hat und Geld sparen will: „Ich habe mir aber eine Einkaufsliste geschrieben. Jeder schaut auf sein Geld.“

Andrea, die einmal im Monat bei Kika frühstück, befürchtet so bald keine Besserung für die Beschäftigten: „Der Ansturm ist arg. Ich kaufe vielleicht eine Kleinigkeit, aber mir tut jeder Einzelne, der hier beschäftigt ist, leid. Was da passiert, ist ein Verbrechen. Leider habe ich das Gefühl, das wird noch nicht das Letzte gewesen sein.“

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