Präsident Weidmann würde "Fuß vom Gas nehmen"

Jens Weidmann will von einem Ende des Bargelds nichts wissen
Weidmann ist kritisch, was Anleihenkäufe angeht.

Was die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) angeht, ist Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, stets kritisch. Der Widersacher von EZB-Chef Mario Draghi wäre dafür, "den Fuß etwas vom Gas zu nehmen", wie er am Donnerstagabend in einer Rede beim Österreichischen Verein für Europapolitik einmal mehr betonte. Es gehe "aber nicht um eine Vollbremsung". Denn noch sei eine expansive Politik gerechtfertigt, um die wirtschaftliche Erholung und den Preisauftrieb im Euroraum zu stützen. Darüber herrsche Einigkeit im EZB-Rat.

Kritisch ist Weidmann auch, wenn es um die Staatsanleihenkäufe der EZB geht, schließlich sind die Euro-Notenbanken mittlerweile die größten Gläubiger der Staaten. "Das kann dazu führen, dass politischer Druck auf das Eurosystem ausgeübt wird, länger an der sehr lockeren Geldpolitik festzuhalten als aus Sicht der Preisstabilität angemessen." Aktuell kaufen die EZB und die Euro-Notenbanken monatlich Staatsanleihen um 60 Mrd. Euro, in der Hoffnung, so den Konjunkturmotor im Gang und die Inflation weit über der Nulllinie zu halten. Aus Sicht Weidmanns sind diese Käufe ein "Notfallinstrument". Seine Deflationsangst hält sich in Grenzen.

Bargeld

Jene, die zu seinem Vortrag in die OeNB gekommen sind, scheinen andere Fragen zu beschäftigen. Etwa die befürchtete schrittweise Abschaffung des Bargelds, von der Weidmann auf Nachfrage nichts wissen will: "Der EZB-Rat hat ein klares Bekenntnis zum Bargeld gegeben."

Auch den Eindruck, dass man bei der Bank nichts mehr für sein Geld bekommt, will er entkräften. Früher seien zwar oft die Nominalzinsen höher gewesen, was am Konto gut aussah. Die Zinsgewinne seien aber von hohen Inflationsraten aufgefressen worden. Bis Jahresende erwartet Weidmann übrigens eine niedrige Teuerungsrate – denn der Ölpreis ist gesunken.

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