Postler sollen in Schulen zum Einsatz kommen

Postler sollen in Schulen zum Einsatz kommen
Franz Nigl ist seit zwei Jahren Personalchef bei der Post. Ein Gespräch über seine Strategie, Personalabbau und neue Jobs.

Die Post sucht zahlreiche neue Mitarbeiter – und will Altgediente abbauen: Personalchef Franz Nigl will bis 2014 rund 500 Mitarbeiter abbauen und zahlt 10.000 Euro Trennungsprämie. Gleichzeitig verhandelt er mit dem Beamtenministerium  den Einsatz von Postlern in Schulen. Im Gegenzug sucht Nigl Teamleiter in Postfilialen, Verkäufer und Logistik-Mitarbeiter. Pläne für die Einführung einer Zeitaufzeichnung bei Briefträgern sorgen aber für Aufregung.

KURIER: In Ihrer Vergangenheit war Personalaufbau nicht Ihr Thema. Haben Sie Ihren Fokus geändert?
Franz Nigl: Ich habe jetzt eine andere Aufgabe, hier ist der Aufbau genauso wichtig wie Restrukturierung und Reduktion. Meine Werte­einstellung ist aber gleichgeblieben: Personal ist das wichtigste Gut.

Franz Nigl kann auch etwas anderes, als er bisher zeigte?
Ich wurde in der Vergangenheit an den Fähigkeiten gemessen, wie man Mitarbeiter reduziert. Das ist auch für die Post von Bedeutung, aber nicht in dem Ausmaß wie bei den anderen Unternehmen. Die Ausrichtung geht stark in Richtung Soft Skills: Wir haben einen Leitbildprozess gestartet, Führungskräfteentwicklung, Frauenförderung.

Diese Programme landen gern in der Schreibtischlade.
Das stimmt, die Gefahr besteht. Wir arbeiten intensiv an der Umsetzung. 1500 Führungskräfte wurden vergangenes Jahr geschult.

Welche Mitarbeiter suchen Sie konkret?
Überwiegend im Zustell- und Logistik-Bereich, da haben wir auch eine hohe Fluktuation. Im Filialnetz, da ist der Job mit Matura­niveau gehobener, suchen wir eine dreistellige Zahl, weil wir auch hier neues Personal hineinbekommen wollen. Wieso konnte man nicht jene beschäftigen, die man abgebaut hat?

Glauben Sie, dass ein Zusteller, der die Gewichte nicht mehr tragen kann, in einer Filiale arbeiten kann?
Ich weiß es nicht. Nein. Das ist rein von der Ausbildung her ein so großer Unterschied, da können Sie eine Umschulung vergessen. Zudem haben sich die Anforderungen stark geändert. Die Post ist nicht mehr wie vor zehn Jahren: Wir haben die elektronische Post, gehen aktiv an die Kunden heran, haben einen neuen Vertrieb.

Postler sollen in Schulen zum Einsatz kommen

Der neue Post-Kollektivvertrag (KV): Wie viel billiger ist der im Gegensatz zum alten? Man spricht von 30 Prozent .
Man muss unterscheiden: Posten, wo es einen KV gibt, aber marktüblich bezahlt wird, etwa bei IT-Technikern. Beim Zusteller ist es richtig: Der KV-neu ist 30 Prozent billiger als der alte. Aber sehen Sie sich unser Flugblatt an, da steht das Gehalt des Filialleiters mit 1800 bis 2200 Euro – da sehen Sie genau unsere Kostensätze.

Funktioniert Ihr interner Arbeitsmarkt? Laut Studie sind drei Viertel mit ihrer Arbeitssituation zufrieden, jeder Zweite will nicht wechseln.
Unsere Mitarbeiter wechseln eher nicht. Die Mobilität muss man langsam entwickeln, sie hat sich schon erhöht, auch aus der Not heraus: Wenn wir ein Postamt schließen, bleibt nur die Wahl, woanders hinzufahren. Briefzusteller wechseln eher nicht intern, in der Verwaltung gibt es mehr Mobilität.

Postler gehen zur Polizei, Postler sollen auch in Schulverwaltungen, so will es Ministerin Heinisch-Hosek. Ihre Mitarbeiter müssen Tausendsassa sein – überall einsetzbar.
Ja, das funktioniert. Ein Beispiel: Mit 1. 4. wechselt ein Mitarbeiter in die HAK/HASCH nach Steyr und wird dort Hauswart. Wir haben bisher zwei Wechsel in Schulen gehabt, insgesamt 330 zum Bund.

Die Telekom zahlt fünf Jahre lang die Gagen für Bedienstete, die zur Polizei gehen. Wie lange zahlen Sie?
Unser Vertrag mit dem Bund sieht eine Refundierung bis 30. 6. 2014 vor. Mit einer zusätzlichen Mobilitätsprämie von 10.000 Euro brutto fürs Wechseln.

10.000 Euro – ein Anreiz?
Wenn Sie das mit dem vergleichen, was die Telekom zahlt, ist das viel weniger.

Sind auch viel weniger gegangen?
Nein.

Ist Abwanderung ein Erfolg für Sie?
Erfolg ist es, wenn wir unsere Ziele erreichen: Personal sozial verträglich zu reduzieren, um die Zukunft abzusichern. Trotz der Aufwendungen, die damit verbunden sind, ist es eine wirtschaftlich vertretbare Maßnahme, daher sehe ich das als Erfolg. Auch wenn es nur 330 sind und nicht 500.

500 sind Ihr Ziel ?
Wir arbeiten daran, wir haben ja noch Zeit bis 2014. Das Innenministerium, das Finanzministerium, die Justiz sind ermächtigt, Personal von uns zu übernehmen. Möglicherweise bald auch das Unterrichtsministerium.

Wie viel Nachdruck wird geübt, um Menschen zu versetzen? Stichwort: Mobbing.
Mobbing bei Versetzungen: Das ist völliger Nonsens. Ich gehe jedem Mobbing-Vorwurf nach. Viel wird unter Mobbing subsumiert, das gar keines ist. Man sollte mit diesen Begrifflichkeiten sehr sorgfältig umgehen. Es ist jedenfalls nicht in dem Ausmaß der Fall, wie es immer kolportiert wird. Zu sagen, es gibt keine Probleme, wäre aber auch nicht ehrlich.

Zu Ihrer Rolle als Personalchef: Sie sind seit zwei Jahren in dieser Position, gelten als umstritten, haben den Ruf als Reduzierer. Wie wurden Sie hier aufgenommen?
Sehr positiv. Georg Pölzl war bestens über mich informiert, er hat eine klare Strategie, so klar habe ich das bisher nie gehabt. Was in den Zeitungen über mich steht, ist nur bedingt richtig.

Sie gelten als Experte für die Auflösung von Beamtenverträgen – weshalb man Sie offenbar geholt hat.
Da müssen Sie den Herrn Pölzl fragen. Unsere Zusammenarbeit ist auf beidseitigen, positiven Niederhall gekommen.

Was ist Ihr oberstes Ziel?
Einen guten Job zu machen.

Was haben Sie nach zwei Jahren erreicht?
Ich habe einen sehr großen Beitrag leisten können bei der Reduktion und beim Aufbau des Unternehmens. Es macht einen Riesenspaß.

Im vergangenen Jahr gab es nur drei APA-Meldungen mit Ihrem Namen – und das waren alte ÖBB-Geschichten. Warum so ruhig?
Ich arbeite lieber im Hintergrund, ich habe gelernt bei der ÖBB.

Kann es sein, dass Sie sich bald auf einen neuen Post-Chef einstellen müssen?
Das tue ich dann, wenn es einen neuen gibt. Auch hier wird viel geschrieben, das nicht seine Richtigkeit hat.

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