Die Post wird nun zum Mobilfunkanbieter

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Die Post lässt einen jahrelangen Vertrag mit der Telekom Austria auslaufen und will künftig als eigenständiger Mobilfunk-Anbieter den Markt aufmischen.
  • Die Post beendet den A1-Vertriebsvertrag und wird ab Frühling 2026 selbst Mobilfunkanbieter im A1-Netz.
  • Der Einstieg in das Mobilfunkgeschäft ist Teil der Strategie der Post, Dienstleistungen über den Postsektor hinaus anzubieten.
  • Österreich hat über 30 virtuelle Mobilfunkanbieter, wobei Hofer Telekom (HoT) der größte ist.

Die Post bringt Schwung in den heimischen Mobilfunkmarkt. Sie lässt den jahrelangen Vertrag mit der Telekom Austria (A1) über den Vertrieb von A1-Produkten mit Jahresende auslaufen und steigt nächsten Frühling selbst als virtueller Anbieter (MVNO) in den Markt ein

Sie bleibt A1 dabei aber treu, denn genutzt wird für das Mobilfunkangebot das Netz von A1. Man habe sich nach einer Ausschreibung für den Bestbieter entschieden, sagte Post-Vorstandschef Walter Oblin am Donnerstag.

Der Einstieg in das Mobilfunkgeschäft ist Teil der Post-Strategie, mehr als nur Postdienstleistungen anzubieten. Neben Finanzdienstleistungen über die bank99 und dem Einzelhandel über shöpping.at passe die Telekommunikation gut zur Post, sagte Oblin.

Laut Daten der Telekom-Behörde RTR gibt es in Österreich derzeit mehr als 30 virtuelle Anbieter, die sich in eines der drei österreichweiten Mobilfunknetze einmieten. Mit Abstand größter virtueller Anbieter ist Hofer Telekom (HoT) im Netz von T-Mobile, gefolgt von spusu im Netz von Hutchison Drei.

Gemeinsame Vergangenheit

Post und Telekom haben eine gemeinsame Vergangenheit. Vor der Aufspaltung 1998 waren beide Teil der staatlichen Post und Telekom Austria AG (PTA), die Nachfolgeorganisation der 1887 gegründeten k.k. Post- und Telegraphenverwaltung (PTV). An beiden, inzwischen börsennotierten, Unternehmen ist die Staatsholding ÖBAG beteiligt.

Post zum Jahresauftakt mit leichtem Umsatzplus

Die teilstaatliche Österreichische Post ist trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds relativ stabil ins Jahr 2025 gestartet. Im ersten Quartal stieg der Konzernumsatz um 0,7 Prozent auf 763,6 Mio. Euro, das operative Ergebnis (EBIT) sank hingegen gegenüber dem 1. Quartal 2024 um 7,6 Prozent auf 48,4 Mio. Euro. Der Gewinn je Aktie verringerte sich um 4,5 Prozent auf 0,56 Euro, teilte das börsennotierte Unternehmen am Donnerstag mit.

Die Post bekommt zu spüren, dass die Menschen derzeit weniger Geld ausgeben. "Wir spüren eine Konsumzurückhaltung und eine starke Volatilität im E-Commerce, auch bei asiatischen Volumina, die im letzten Jahr sehr stark für Wachstum gesorgt haben", sagte Post-Chef Walter Oblin in einer Pressekonferenz.

MEDIENTERMIN ÖSTERREICHISCHE POST AG "SELBSTBEDIENUNGSOFFENSIVE FÜR WIEN": OBLIN

Besserung ist laut Oblin vorerst nicht in Sicht, im Gegenteil: "Die Insolvenzwelle im österreichischen Handel ist vermutlich noch nicht zu Ende." Durch Pleiten wie zuletzt jene der Möbelkette Kika/Leiner verliert die Post auch Umsätze im Geschäft mit Flugblättern.

Im Paket- und Logistikbereich legte der Umsatz um 3,8 Prozent auf 418,3 Mio. Euro zu. Damit stammt bereits mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Konzernerlöse aus diesem Segment. Besonders gut entwickelten sich die Märkte in Österreich (+6,4 Prozent) und der Türkei (+10,9 Prozent), während in Südost- und Osteuropa ein Rückgang von 11,8 Prozent verbucht wurde - bedingt durch Sondereffekte im Vorjahresquartal. Im klassischen Brief- und Werbegeschäft schrumpften die Erlöse um 5,1 Prozent auf 299,5 Mio. Euro.

Integration des ING-Privatkundengeschäfts abgeschlossen

In der Division Filiale & Bank stieg der Umsatz um 3,1 Prozent auf 48,7 Mio. Euro. Dabei wurde laut Post die Integration des ehemaligen ING-Privatkundengeschäfts in die bank99 mit der Migration des IT-Kernbankensystems abgeschlossen. Ein Meilenstein sei auch die erstmalige Bewertung durch Moody's mit dem Rating Baa2 gewesen.

Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) lag mit 101,6 Mio. Euro um 1,8 Prozent unter dem Wert des ersten Quartals 2024, aber über jenem von 2023. Das Periodenergebnis sank um 4,8 Prozent auf 39,6 Mio. Euro.

Gewinnziel für 2025 bestätigt

Für das Gesamtjahr hält der Vorstand an seinem Ziel fest, ein EBIT von rund 200 Mio. Euro zu erreichen. Voraussetzung seien ein stabiler wirtschaftlicher Ausblick und keine erheblichen Belastungen durch regulatorische oder handelspolitische Entwicklungen. Die Investitionen (CAPEX) sollen wie in den Vorjahren bei 150 bis 160 Mio. Euro liegen.

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