Polit-Kandidat für Staatsholding?

Eveline Steinberger-Kern
Bei der ÖBIB könnte es eine Überraschung geben. Energie-Unternehmerin Eveline Steinberger-Kern neu im Aufsichtsrat der Bank Austria.

Auch im Aufsichtsrat der Bank Austria beginnt die Männerbastion zu bröckeln. Dieser Tage sind die Energie-Managerin Eveline Steinberger-Kern und Marina Natale, Chief Financial Officer der italienischen Mutter UniCredit, eingezogen. Mit den Betriebsrätinnen Barbara Wiedernig und Michaela Vrzal sitzen jetzt vier Frauen im 17-köpfigen Kontrollgremium von Österreichs größer Bank. Zwar noch eine bescheidene Quote, aber immerhin ein Anfang.

Die Frau von ÖBB-Chef Christian Kern legte ihren Sitz als unabhängige Verwaltungsrätin bei conwert zurück. Ihr dürfte das Chaos in und um den börsenotierten Immobilienkonzern gereicht haben. Sie begann ihre Karriere im Verbund, wechselte als Geschäftsführerin in den Klima- und Energiefonds und war bei Siemens für das Energiegeschäft in Österreich und Osteuropa zuständig. Heute ist sie selbstständig und erarbeitet mit ihrer „The Blue Minds Company“ innovative Energie-Lösungen. Die Top-Managerin wird in der Bank Austria sicher keine Aufsichtsrätin abgeben, die nur brav abnickt.

Spannend wird die Nachfolge von Rudolf Kemler, Interims-Geschäftsführer der neuen Staatsholding ÖBIB. Die Ausschreibungsfrist ist abgelaufen, es sollen sich etliche qualifizierte Bewerber gemeldet haben. Mit dem Casting der Kandidaten ist der Head-Hunter Korn Ferry beauftragt. Entscheiden wird VP-Finanzminister Hans Jörg Schelling, der Ministerrat muss zustimmen.

Die Karten für den als Favorit gehandelten ÖBIB-Beteiligungsmanager Günter Leonhartsberger dürften inzwischen nicht mehr so gut stehen. Die SPÖ will niemanden aus der ÖBIB (vormals ÖIAG), sondern einen personellen Neustart. Die ÖVP hält sich bedeckt.

Leonhartsberger entspricht nämlich nicht ganz dem Anforderungsprofil. Er hätte die erwünschte Ausbildung und Führungserfahrung, muss aber bei der geforderten „sehr guten Kenntnis der politischen Rahmenbedingungen“ passen. Der anerkannte Manager hat mit Politik nichts am Hut.

Fragt sich, wozu Polit-Erfahrung überhaupt notwendig sein soll. Der ÖBIB-Chef ist im Gegensatz zur Machtfülle der vorherigen ÖIAG–Vorstände eine Art Generalsekretär und Erfüllungsgehilfe des Finanzministers. Offenbar wird aber von ihm erwartet, Themen politisch gut verkäuflich aufzubereiten. Was einen Kandidaten aus der Polit-Ecke befürchten lässt. Mitglieder eines Ministerkabinetts kämen allerdings nicht in Frage, heißt es. Das wäre wohl etwas zu dreist.
Keine Chancen dürfte ein weiterer, interner Bewerber haben – Walter Jöstl, für Private Equity zuständig. Jöstl wurde von Kemler in die ÖIAG geholt und gilt als enger Freund seines Noch-Chefs. Die beiden sollen gerne gemeinsam urlauben.

Jöstl war zuvor kurzfristig Vorstand der Spot. Die Firma erhielt Millionen-Honorare von der Telekom und steht im Zentrum von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Solange die Telekom-Gelder flossen, war Jöstl zwar noch nicht an Bord, aber ein Pluspunkt ist das Spot-Engagement kaum.

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