Poker-Plattform zockte Kunden ab

Poker-Plattform zockte Kunden ab
Das von US-Poker-Stars geführte Unternehmen Full Tilt Poker basierte auf einem riesigen Schneeballsystem. Über 400 Millionen Dollar wurden veruntreut.

Die US-Pokerwelt wird derzeit von einem gewaltigen Skandal erschüttert. Im Zentrum der Aufregung steht die Online-Plattform Full Tilt Poker. Laut Anklageschrift des US-Justizministeriums sollen die Betreiber der Webseite - darunter auch mehrere bekannte Pokerspieler wie Howard Lederer, Christopher Ferguson und Rafael Furst - ihre Taschen jahrelang mit Geldern von loyalen Kunden vollgestopft haben. Eigentümer und Vorstandsmitglieder haben demnach seit dem Start der Seite im April 2007 insgesamt rund 440 Millionen Dollar (322 Millionen Euro) veruntreut, lautet der Vorwurf.

"Full Tilt Poker war kein legales Poker-Unternehmen, sondern ein globales Pyramidenspiel", zitiert die New York Times den zuständigen New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara, dessen Büro am Dienstag Klage gegen die Webseite und ihre Betreiber eingereicht hat. Spieler und Öffentlichkeit seien von Beginn an belogen und hintergangen worden, was die Sicherheit der eingezahlten Gelder betrifft. Diese wurden laut Anklage nicht wie versprochen auf sicheren Konten "zwischengelagert", sondern einfach an den Eigentümer und einige Mitglieder des Vorstands ausbezahlt.

Schneeballsystem

Poker-Plattform zockte Kunden ab

Den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge soll Full Tilt Poker am 31. März nur etwa 60 Millionen Dollar auf der Bank gehabt haben. Gleichzeitig saß das Unternehmen aber auf einem Schuldenberg von mehr als 400 Millionen Dollar, die als Zahlungen an die Spieler-Community ausständig waren. Trotz der drohenden finanziellen Pleite wurden Vorstandsmitglieder und einige Poker-Profis mit Sonderzahlungen in der Höhe von zehn Millionen Dollar pro Monat belohnt.

"Dem Vorstandsvorsitzenden von Full Tilt Poker, Ray Bitar, war der Bedarf an neuen Einzahlungen nach dem 15. April 2011 sehr wohl bewusst", heißt es in der vorgelegten Anklageschrift. Zum Beweis legt Staatsanwalt Bharara eine interne Mail Bitars vor, die auf den 12. Juni 2011 datiert ist und in dem dieser seine Sorge darüber äußert, dass es zu einem "Sturm auf die Bank" kommen könnte, den das Unternehmen zu keiner Zeit finanziell abfedern könne.

Für die internationale Pokerszene ist der Betrugsfall von Full Tilt Poker ein weiterer herber Rückschlag. Erst im April dieses Jahres hatte die US-Regierung nach einer eingehenden Prüfung beschlossen, mehreren Seiten wegen des Verstoßes gegen das Betrugs- und Geldwäschegesetz den Stecker zu ziehen. Bis zu diesem Zeitpunkt galten die USA als weltweit größter Markt für Online-Poker, gefolgt von Deutschland.

Kommentare