Die Zukunft der insolventen Signa-Gruppe ist nach wie vor unklar. Wie berichtet benötigen die Töchter Signa Prime Selection und Signa Development Selection eine Geldspritze in Höhe von rund 150 Millionen Euro.
Da sich aber die Alt-Aktionäre nicht aufraffen konnten, diese Summe zur Verfügung zu stellen, sollen die beiden Signa-Töchter nun jeweils einen Massekredit zur Verfügung gestellt bekommen. Dazu tagten am Dienstag und Mittwoch Gläubigerausschüsse. Doch über den Inhalt der Beratungen wurde eigenartigerweise „Stillschweigen“ vereinbart, was zu Spekulationen über den Ausgang der Verhandlungen führt. Dabei hätte Signa mit mehr Transparenz punkten können.
Werden die Massekredite tatsächlich gewährt, können Signa Prime und Signa Development ihre Projektgesellschaften zumindest zum Teil finanzieren und auch Projekte fertigstellen. Ein solcher Bankkredit, der von der Insolvenzmasse aufgenommen wird, ist vorrangig, und muss zurückgezahlt werden, bevor man die Forderungen der übrigen Gläubiger bedient. Die Rückzahlung der Massekredite dürfte dann durch Erlöse aus dem Verkauf von Immobilien erfolgen.
Vorläufige Insolvenzverfahren
Indes zerbröselt das Firmenreich der Signa weiter und weiter. Mittlerweile musste die Gruppe mehr als 50 Pleiten verzeichnen. Zuletzt traf es am Mittwoch die Signa SFS Austria GmbH mit 23 Millionen Euro Schulden, die neunte Pleite in Österreich. Eine Häufung gab es zwischen 18. und 23. Jänner in Deutschland. Insgesamt 35 Insolvenzen entfielen auf Töchter der Signa Prime und zwei auf die Signa Development. Es handelt sich um Besitz- und Projektgesellschaften in Deutschland.
„Es dreht sich dabei um vorläufige Insolvenzverfahren und es besteht die Möglichkeit, dass man sich mit den Gläubigern noch einigt, ohne dass man in ein Problem oder in eine Liquidation gerät“, sagt Insolvenzexperte Gerhard Weinhofer von Creditreform. „Es ist eine Art Chapter-11-Verfahren und es bedeutet nicht, dass die ganze Signa-Gruppe kollabiert. Wenn die Signa Prime und die Signa Development frisches Kapital erhalten, kann man ein vorläufiges Insolvenzverfahren wieder rückgängig machen.“ Da in Deutschland die Insolvenzantragspflichten strenger als in Österreich sind, müssen dort Insolvenzen früher angemeldet werden, sonst schlittern die Geschäftsführer in Haftungen.
255 Millionen Euro
Unter den vielen Pleiten ist die Asset Grundbesitz GmbH in Köln. Zu ihr gehören etliche aktive und frühere Standorte der Signa-Handelskette Galeria Karstadt Kaufhof, wovon acht pleite sind. Die Asset Grundbesitz GmbH hat (2021) 25 Millionen Euro Umsatz geschrieben, was zugleich auch dem Gewinn entsprach. Doch aufgrund eines Gewinnabführungsvertrages musste sie den Betrag an zwei Muttergesellschaften übertragen.
Was dabei irritiert, ist, dass die Asset Grundbesitz (2021) noch über 255 Millionen Euro an Kapitalrücklagen verfügte. Das kann am Ende nur bedeuten, dass diese mittlerweile aufgebraucht sind.
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