Plastik-Ersatz: Verrotten ohne Rückstände

Plastik-Ersatz: Verrotten ohne Rückstände
Stärke statt Kunststoff. Die Agrana produziert eine Alternative zu den Plastiksackerln, die ab 2020 verboten sind.

Für den Stärke und Zuckerkonzern Agrana ist das Verbot der Plastiksackerl ab 2020 eine doppelte ökonomische Chance. Die Agrana liefert an die Papierindustrie Stärke für die Papier- und Kartonproduktion. Die Nachfrage nach Stärke steigt daher mit der Menge der erzeugten Papiersackerl.

Eine weitere umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Plastiksackerl sind Biokunststoffe. Diese haben aber diverse Nachteile. Der Bio-Anteil ist oft nur gering. Einige sind nicht reißfest genug. Außerdem sind Biokunststoffe meistens nur in industriellen Anlagen kompostierbar. Das kann bei der Entsorgung ein Problem sein. Plastiksackerl wurden ja verboten, weil sie nicht verrotten.

Nun hat die Agrana ein Patent für thermoplastische Stärke angemeldet, das sich für die Herstellung von Sackerl für das Abpacken von Obst und Gemüse sowie Tragetaschen eignet. Hergestellt wird der Plastik-Ersatz aus Stärke, die aus Mais gewonnen wird. Weitere mögliche Produkte sind Verpackungs- und Mulchfolien oder Spritzguss-Kunststoffe, etwa für das Befestigen von Rebstöcken im Weinbau.

Thermoplastische Stärke ist außerdem ohne technische Anlagen zu Hause kompostierbar. Bei Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius beträgt die biologische Abbauzeit ein halbes Jahr. „Es bleiben keine Mikroplastikrückstände zurück“ , betont Agrana-Generaldirektor Johann Marihart. Außerdem habe das neue Produkt eine deutlich bessere -Bilanz als Kunststoffprodukte. Thermoplastische Stärke sei zwar teurer, aber „die Konsumenten werden den Unterschied nicht bemerken“.

Kein Grund zur Klage

Die Klage der Kunststoff-Industrie, dass die Umstellungsfrist zu kurz sei, kann Marihart nicht nachvollziehen. Er spricht zwar von einer „verständlichen Reaktion“, die Umstellung sei aber in der vorgegebenen Zeit „problemlos möglich“. Warum es in der Kunststoffindustrie Lagerbestände geben soll, die über ein Jahr reichen, entzieht sich seiner Kenntnis. Die Agrana sei jedenfalls in der Lage, die für die Umstellung benötigten Mengen zu erzeugen.

Die Agrana hat nicht vor, das Granulat aus thermoplastischer Stärke selbst zu verarbeiten. Derzeit laufen Gespräche mit diversen Unternehmen, die die Produktion künftig übernehmen sollen.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit von thermoplastischen Stoffen sind die mit Luft gefüllten Kunststoffpolster, wie sie beim Paketversand verwendet werden. Die Luftpolster sollen eine Beschädigung der Ware beim Transport verhindern. Die Nachfrage ist wegen des Internethandels gestiegen. Auch dazu laufen Gespräche zwischen Agrana und Internethändler Amazon.

Andreas Anzenberger

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