Pflegekräfte: Fünf Wege aus der Personalnot

Gewerkschaft fordert 35-Stunden-Woche für Pflegekräfte
Die Branche schlägt Alarm: Mindestens 40.000 zusätzliche Pflegekräfte werden benötigt, wenn die "Babyboomer" alt werden.

Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen wird in den kommenden 30 Jahren um zwei Drittel mehr Personal benötigen als jetzt. Bis 2050 – wenn die geburtenstärksten Jahrgänge ins Greisenalter kommen – werden zumindest 40.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt, schätzt die Sozialwirtschaft Österreich, die Arbeitgeber im Pflegebereich vertritt. Selbstständige Personenbetreuer(innen) im Rahmen der 24-Stunden-Pflege sind hier nicht miteingerechnet.

"Schon jetzt gibt es in allen Bundesländern einen Personalmangel", berichtet Walter Marschitz, Geschäftsführer der Sozialwirtschaft Österreich. Die Abschaffung des Pflegeregresses dürfte die Lage bald verschärfen, weil mit einer erhöhten Nachfrage nach Heimplätzen zu rechnen ist. "Ich schließe nicht aus, dass es kurzfristig zu einem Versorgungsengpass kommen könnte", sagt Marschitz. Um einen drohenden Pflegenotstand abzuwehren, fordern Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter folgende Maßnahmen:

1. Verstärkt ausbilden: Wer mehr Personal will, muss es auch ausbilden. Aber wer macht’s? Es herrscht Kompetenzwirrwarr. Trotz Personalnot sind die Ausbildungsplätze für diplomiertes Pflegepersonal limitiert und zu spitalslastig. Die Länder würden nur für ihre Spitäler, nicht aber für die Langzeitpflege ausbilden, kritisiert Marschitz. Umschulungen und Initiativen für mehr Männer in Pflegeberufen müssen forciert werden.

2. Beruf verbessern: Der Pflegeberuf soll attraktiver werden, neue Berufsbilder (zuletzt Pflegeassistenz) sollen dazukommen. "Pflege braucht Zeit und keine Stechuhr", fasst es Volkshilfe-Chef Erich Fenninger zusammen. Die Gewerkschaft fordert eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden. Ein psychisch derart anstrengender Beruf sei in einer 40-Stunden-Woche nicht zu schaffen. Eine 35-Stunden-Woche könnte die Personalnot aber noch verschärfen. Pflegepersonal soll von bürokratischen Aufgaben entlastet werden.

3. Mehr bezahlen: Die Gehälter in der Langzeitpflege sollen jenen für Pflegepersonal im Krankenhaus angeglichen werden. Derzeit liegt das Einstiegsgehalt für diplomiertes Krankenpflegepersonal etwa in Salzburg um 292 Euro pro Monat über dem KV in der Sozialwirtschaft.

4. Heime entlasten: Um den stationären Bereich zu entlasten, braucht es noch mehr Tageszentren und mobile Pflege. Für die 24-Stunden-Betreuung zu Hause werden noch mehr ausländische Pflegekräfte benötigt. "Wir werden das Rekrutierungsgebiet ausweiten müssen", so Marschitz.

5. Neue Finanzierung: Der zusätzliche Finanzbedarf wird auf jährlich 200 Mio. Euro geschätzt, allerdings noch ohne Berücksichtigung der Demografie. Aber woher nehmen? Die Sozialwirtschaft fordert eine Mittelaufstockung im Pflegefonds. Die Finanzierung will die Gewerkschaft durch eine "moderate Erbschaftssteuer" sichern, eine Alternative wäre die Pflegeversicherung.

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