Pflanzenschutz: Unverdaulich für Schädlinge

Pflanzenschutz: Unverdaulich für Schädlinge
Multikraft aus Oberösterreich setzt auf Mikroorganismen zum Schutz vor Ernteausfällen

Die Agentur für Ernährungssicherheit hat die Weinbauern heuer vor dem Traubenwickler und der amerikanischen Rebzykade (Scaphoideus titanus) gewarnt. Die Rebzykade überträgt die gefährliche Weinkrankheit „Goldgelbe Vergilbung der Rebe“. Der Klimawandel mit seinen Wetterkapriolen sorgt dafür, dass die Warnungen vor Schädlingen zunehmen und völlig neue auftreten. Nicht nur im Weinbau, sondern in der gesamten Landwirtschaft.

Wachsender Markt

Gleichzeitig steigt auch der Anteil der Biowinzer und Biobauern, die konventionelle Pflanzenschutzmittel nicht verwenden dürfen. Immer mehr Substanzen werden von der EU verboten. Der Markt für alternativen Pflanzenschutz wächst und wird auch in den kommenden Jahren weiter wachsen.

Davon profitieren Unternehmen wie Multikraft mit Sitz in Pichl bei Wels. 95 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen mit Mikroorganismen für die Landwirtschaft. „Es geht darum, die Pflanzen so zu stärken, dass sie keine Krankheiten bekommt“, erläutert der Geschäftsführer von Multikraft , Lukas Hader. Effektive Mikroorganismen sind eine flüssige Mischkultur aus Milchsäurebakterien, Fotosynthesebakterien und Hefen. Mit deren Hilfe soll verhindert werden, dass bei der Umstellung auf umweltfreundliche Substanzen die Ernte-Erträge massiv sinken.

Ein Weg dorthin sind chemische Prozesse, die der Fäulnisbildung im Weinbau und dem Schädlingsbefall vorbeugen. Es geht dabei um Mikroorganismen, die von den Schädlingen nicht verdaut werden können. Die Häufigkeit der Anwendung hängt von der Witterung ab. Bei Nässe ist ein Durchgang pro Woche notwendig. Laut Hader sind „die Kosten nicht höher als bei der Anwendung von Pestiziden“. Neben der Behandlung der Blätter werden von Multikraft auch Produkte zur Bonderverbesserung oder zum besseren Anwurzeln der Jungpflanzen angeboten.

Wobei der Weinbau nur ein kleiner Teil des Geschäftsmodells von Multikraft ausmacht. Es gibt ein breites Spektrum an Produkten für den Ackerbau und für den Garten, sowohl für Blumen als auch für Gemüse. Die Käufer sind nicht nur Biobauern. „Wir haben mehr konventionelle Kunden als Biokunden“, weiß Hader.

Projekt Zuckerrübe

Derzeit läuft ein Projekt mit dem österreichischen Zucker-, Frucht- und Stärkekonzern Agrana. Es geht dabei um den Schutz der Zuckerrüben. Heuer gab es massive Ernte-Ausfälle wegen Schädlingsbefall. Es wurden ganze Felder vernichtet. Manche Rübenbauern mussten zwei mal die Saat ausbringen.

Ein weiterer Geschäftszweig ist Tierfutter. Da Antibiotika-Zusätze im Tierfutter seit 2006 generell verboten sind, ist Multikraft auch in diesem Bereich aktiv. Mikroorganismen sollen das Immunsystem der Tiere stärken.

Sämtliche Produkte, die Multikraft anbietet, werden vom Unternehmen selbst entwickelt. Die 1977 in Oberösterreich gegründete Firma beschäftigt rund 50 Mitarbeiter. Ursprünglich gab es nur zehn Partner-Händler. Mittlerweile sind es etwa 900 im deutschsprachigen Raum. Exportiert wird in 25 Länder. In Australien und Italien wurden Tochtergesellschaften gegründet.

Kommentare