Personalproblem bei ÖBB: 1500 Verschieber und 1300 Lokführer gesucht

Personalproblem bei ÖBB: 1500 Verschieber und 1300 Lokführer gesucht
Einstiegsgehälter sind die Crux: „Junge Leute gehen für ein solches Gehalt nicht Schicht arbeiten“. Neuer Termin für KV-Verhandlungen.

Die Bahn sucht rund 1300 Lokführer und 1500 Verschieber. Ob mit Erfolg hängt vom Einstiegsgehalt ab. Nach dem Eisenbahner-Warnstreik am Montag rollt der Bahnverkehr wieder. Doch auf Schiene ist sprichwörtlich nichts. Die Eisenbahner-Gewerkschaft Vida rechnet kurzfristig mit einem neuen Verhandlungstermin seitens der Arbeitgeber. Die Gremien des Fachverbands Schienenverkehr tagen heute, Mittwoch.

Personalproblem bei ÖBB: 1500 Verschieber und 1300 Lokführer gesucht

Im Güterverkehr haben die ÖBB rund 30 Konkurrenten.

Das bisherige Angebot, die Löhne um etwa drei Prozent zu erhöhen, hatte die Gewerkschaft um Roman Hebenstreit als „Frechheit“ abgelehnt. Mittlerweile haben sich die Gemüter beruhigt. Doch für die Gewerkschafter geht es im Grunde um viel mehr: langfristig um eine Anhebung der Einstiegsgehälter. Bei den ÖBB werden bis 2020 rund 1200 Mitarbeiter in Pension gehen, die Suche nach neuem Personal ist schwierig. In den nächsten Jahren sucht die Bahn rund 10.000 neue Mitarbeiter. Das entspricht einem Viertel des gesamten Belegschaft.

Personal abgeworben

„Die ÖBB bekommen die Leute am Markt nicht und die, die kommen, gehen wieder. Es gibt teilweise eine relativ hohe Fluktuation“, sagt ein ÖBB-Mitarbeiter. „Die Eisenbahner-Verträge liegen unter dem Metaller-Kollektivvertrag. Die Metaller werben der Bahn die Leute ab, weil die mehr Geld bieten.“ Das betreffe vor allem die Werkstätten, die Bautechnik und den IT-Bereich. Auch habe ein Lokführer ein Brutto-Einstiegsgehalt von etwa 2000 Euro.

„Die junge Leute gehen für ein solches Gehalt nicht Schicht arbeiten“, sagt ein Insider. „Es müssen attraktivere Bedingungen geschaffen werden.“ Als abschreckendes Beispiel gilt die Deutsche Bahn. Ihr fehlen 5800 systemrelevante Mitarbeiter, davon gut tausend Lokführer und Techniker für die Wartung der Züge. In Deutschland geht die Hälfte des Bahnpersonals in zehn Jahren in die Rente. Die Lage ist so prekär, dass Mitarbeiter für die Werbung eines neuen Kollegen 1500 Euro Prämie erhalten.

Auch in Österreich könnte sich die Lage zuspitzen. „Das Generationenmanagement besteht de facto aus der Altersteilzeit-Regelung, einem Haufen Absichtserklärungen und Tausenden Powerpoint-Folien“, sagt ein Kenner. „Lokführer, Verschieber und Ausbildner zählen zu den Berufen, bei deren unzureichender Nachbesetzung der Bahnbetrieb zumindest streckenweise stillstehen wird.“

Jobs doch attraktiv

Personalproblem bei ÖBB: 1500 Verschieber und 1300 Lokführer gesucht

ÖBB Postbus sucht 2300 Fahrer

Die ÖBB bestätigen den hohen Personalbedarf. Die Rekrutierung wird seit Sommer 2018 einheitlich organisiert. Gesucht werden: 1500 Verschub-Mitarbeiter, 1300 Lokführer, 850 Fahrdienstleiter, 600 Zugbegleiter und 230 Wagenmeister. Dazu kommen noch 2300 Postbus-Lenker. Das Brutto-Einstiegsgehalt eines Lokführers (in Ausbildung) betrage laut ÖBB 25.868 Euro jährlich, nach der abgeschlossener Ausbildung 31.716 Euro. Dazu kommen leistungsorientierte Nebenbezüge und eine um 25 Prozent höhere Bewertung der Nachtarbeit.

Neue Gespräche

Bis morgen werden die Arbeitgeber, auf Basis der heutigen Gespräche im Gremium, der Gewerkschaft einen neuen Vorschlag übermitteln. Bereits für Samstag werden die Arbeitgeber zu einer neuen Verhandlungsrunde einladen.„Wir werden unser Angebot adaptieren und der Gewerkschaft in Teilbereichen entgegenkommen. Das haben wir auch schon am Montag in den Verhandlungen versucht, sind aber vor dem Hintergrund des Streiks in den Gesprächen nicht mehr wirklich zum Sozialpartner durchgedrungen", sagt Schienenverkehr-Verhandler Thomas Scheiber. "Aber eines muss klar sein: Jetzt geht es ums Eingemachte - aus unserer Sicht muss es uns jetzt gelingen, die Verhandlungen auf Sozialpartner-Ebene zu einem Abschluss zu bringen, um nicht das Heft des Handelns aus der Hand zu geben. Denn das würde uns alle schädigen: die gesamte Branche, die Sozialpartnerschaft an sich und nicht zuletzt die Schiene selbst gegenüber der Straße.“ 

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