Personalnot bei der Post: Büropersonal soll Packerln schupfen

Die Post rüstet sich für die Packerlflut vor Weihnachten. Und greift zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Wegen des akuten Personalmangels appelliert das Post-Management dieser Tage an die Solidarität innerhalb der Belegschaft. Im Sinne des Gedankens „Zusammen bringt man mehr zusammen“ sollen in den vier Wochen vor Weihnachten, konkret vom 28. November bis 23. Dezember 2022, mehr als 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verwaltungsbereich in den Post-Filialen, Logistikzentren und in der Zustellung aushelfen.
„Mindestens“ 16 Stunden bis zu einer Woche sollen sie eingesetzt werden, heißt es in einem Management Summary, das dem KURIER vorliegt. Der Standort kann selbst ausgewählt werden. Die Post richtete dafür ein eigenes Anmeldesystem ein.

Teilnahmepflicht?
Für Aufregung unter den Postlern sorgt der fett gedruckte Vermerk „Teilnahme verpflichtend“ ganz unten im Dokument. Führungskräfte müssten die Einsätze koordinieren, die Regelarbeit werde dafür zurückgestellt, die „Verrechnung von Überstunden ist nicht vorgesehen“.
Dass administratives Personal nun als Lückenbüßer für verfehlte Personalpolitik des Managements herhalten müsse, stößt einigen Beschäftigten sauer auf. Zwar habe es eine ähnliche Aktion namens „Team Christkind“ auch schon in den vergangenen Jahren gegeben, allerdings sei diese stets auf freiwilliger Basis erfolgt und auf wenige Bereiche, etwa die Unternehmenszentrale, beschränkt gewesen. Da aushelfende Kollegen aber mitunter etwas verloren im Weg herumgestanden sind, wären sie nicht wirklich eine Hilfe gewesen, schildert ein Insider dem KURIER.
Post-Sprecher Markus Leitgeb ist um Beruhigung bemüht. Die Teilnahme sei nicht verpflichtend, betont er auf Anfrage mehrmals. Vielmehr gehe es um die Stärkung des Zusammenhalts innerhalb der Post-Belegschaft, um das „gelbe Herz“ der Postler. Schon in den vergangenen Jahren sei die Aktion vor Weihnachten gut angenommen worden. Post-Betriebsrat Richard Köhler will von einer Verpflichtung auch nichts wissen: „Wir müssen uns die Details noch anschauen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagt er.
Es dürfe keineswegs der Eindruck entstehen, dass in den anderen Post-Abteilungen zu wenig zu tun und damit genug Zeit für andere Tätigkeiten sei.

Post-Gewerkschafter Richard Köhler
Mehr Leute einstellen
Dienstrechtlich ist es unter bestimmten Bedingungen sehr wohl möglich, Personal für eine bestimmte Zeit woanders im Unternehmen einzusetzen. Das hänge aber vom jeweiligen Dienstvertrag ab. „Die paar Hundert Kollegen werden den Mehrbedarf an Arbeitskräften vor Weihnachten aber bei Weitem nicht ausgleichen können“, betont der Belegschaftsvertreter. Statt nur Personal im Unternehmen umzuschichten, müsste dringend zusätzliches eingestellt werden.
Schon jetzt seien die Beschäftigten in vielen Post-Filialen völlig überlastet, weil sie die Abwicklung des Klimabonus’ umgehängt bekommen hätten. „Uns wurde dafür mehr Personal versprochen, aber gekommen ist es nicht“, sagt Köhler. Die Folge seien Überstunden und auch Abgänge gebe es. Übrigens sollen die postinternen Aushilfskräfte zwar in der Filiale aushelfen, aber keinen direkten Kundenkontakt haben, stellt Leitgeb klar. Dafür braucht es dann doch gut geschultes Personal.
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