Georg Pölzl: In der Hochsaison liefern wir 1,3 Millionen Pakete täglich

Georg Pölzl
Mehr Logistikzentren, andere Fahrzeuge, mehr Personal: 700.000 Pakete liefert die Post jeden Tag aus. Mit der Paketflut kamen viele Veränderungen

Seit 2009 schon ist Georg Pölzl Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor der Österreichischen Post AG. Der Absolvent der Montanuni Leoben und ehemalige McKinsey-Manager gehört zu den längstdienenden Generaldirektoren der Post. Nicht immer läuft alles friktionsfrei, für den Datenskandal etwa zahlte die Post 2019 eine 9,5-Millionen-Euro-Strafe.

Über den Schwenk zum Paket-Logistiker und welche Veränderungen das mit sich bringt, spricht er in der A1-Business-Lounge in unserem Freiluft-Studio im Auersperg.

KURIER: Die Post bringt allen was – seit ein paar Jahren sind das vor allem Pakete, viel weniger Briefe.

Georg Pölzl: Den Rückgang der Briefe sehen wir schon seit 2008 durch die Digitalisierung. Parallel gibt es diese enorme Zunahme des Paketvolumens, nochmals verstärkt durch die Bestellungen in der Pandemie.

KURIER Talk mit Georg Pölzl

Der Schwenk vom Brief zum Paket verändert die gesamte Organisation.

Es hat die gesamte Logistikkette verändert, von der Einlieferung über die Verteilzentren bis zur letzten Meile, wo wir größere Autos benötigen. Wir brauchen mehr Zusteller und die müssen anders agieren.

Das Logistikzentrum Inzersdorf wird gerade vergrößert. Suchen Sie nach wie vor nach neuen Standorten für Logistikzentren?

Wir haben mehrere neu gebaut und wir benötigen zudem auch mehr Zentren. Seit 2018 haben wir die Sortierkapazität verdreifacht. Wir haben aktuell Bauprojekte in der Realisierung. Ich darf daran erinnern, dass wir täglich 600.000 bis 700.000 Pakete zustellen. In der Hochsaison sogar 1,3 Millionen täglich.

Paketverteilerzentrum

Die Post hat einen Fuhrpark von 10.000 Fahrzeugen. Ein Viertel ist schon elektrisch. Schaffen Sie angesichts dieser Mengen die CO2-freie Zustellung bis 2030?

Es ist alles im Plan. Seit Beginn des Jahres kaufen wir nur noch Elektrofahrzeuge. In Wien und Graz sind wir bereits in der Briefzustellung CO2-frei. Bis 2025 schaffen wir das in Wien komplett.

Sie haben zehn Töchter im Ausland. Eine davon in der Türkei. Dort ist es gerade besonders schwierig, politisch und wirtschaftlich. Das belastet die gesamte Bilanz. Belastung ist immer relativ. Aber Belastung heißt noch nicht, dass wir dort mit Verlusten kämpfen. Das ist nämlich überhaupt nicht der Fall. Wir hatten im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis aus der Türkei und in kürzester Zeit das zurück verdient, was wir dort an Aufwendungen hatten. Heißt: Das Türkei-Abenteuer ist bislang ein sehr, sehr erfolgreiches. Aber stimmt schon, derzeit ist es schwierig.

Georg Pölzl

Die Bedingungen werden sich so bald nicht ändern. Wie wird man künftig damit umgehen?

Ich sehe dem positiv entgegen. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit der Aras Kargo in der Türkei auch weiterhin Gewinne erwirtschaften.

Das Konzernergebnis ist im 1. Quartal 2022 gesunken. Nicht nur wegen der Aras.

Es war solide, das Quartal war nur deswegen schwierig, weil wir uns mit einem sehr erfolgreichen Jahr 2021 vergleichen müssen.

Auch die Aktie schwächelt. Warum ist es trotzdem eine gute Idee, Post-Aktien zu kaufen. Wie viele halten Sie?

Die Post ist ein zuverlässiges Unternehmen und zahlt hohe Dividenden. Ich selbst halte ungefähr doppelt so viele Aktien, wie ich müsste. Oder sogar noch mehr. Und ich bin zufrieden damit.

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