Pensionen: Frauen erhalten um 40 Prozent weniger als Männer

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OECD-Vergleich: Nur in Japan ist der Unterschied zwischen Frauen- und Männerpensionen höher.

Der Anteil der betrieblichen und privaten Pensionen ist in Österreich laut OECD-Daten im internationalen Vergleich weiter niedrig, die erste staatliche Säule dominiert. Frauen erhalten in Österreich rund 40 Prozent weniger Pensionseinkommen als Männer, nur in Japan ist die Pensionsschere größer. Auch bei Firmenpensionen und privaten Pensionen hinken Frauen hinterher.

Dies geht aus dem IHS-Policy-Brief zum jüngsten OECD-Bericht "Pension Markets in Focus 2019 " hervor, der heute von IHS-Chef Martin Kocher und Martin Sardelic, Chef des Pensions- und Vorsorgekassenanbieters Valida, präsentiert wurde.

Demnach ist der relative Unterschied im durchschnittlichen Pensionseinkommen aller drei Säulen - gesetzlich, betrieblich und privat - nur in Japan höher als in Österreich. Es gibt kein OECD-Land, in dem Frauen höhere Pensionseinkommen haben als Männer. Im OECD-Durchschnitt beträgt der Unterschied 26 Prozent, am geringsten ist er in Estland mit 5 Prozent.

Bei der Verringerung der Pensionsschere zwischen Frauen und Männern gehe es unter anderem um Erwerbskarrieren, die Möglichkeit Beruf und Familie in Einklang zu bringen und auch das Pensionssplitting, so Kocher. Derzeit gibt es in Österreich ein Pensionssplitting, das nur freiwillig und nur mit gemeinsamen Kindern möglich ist.

Gefordert wird vielfach ein automatisches Pensionssplitting. Zuletzt hat Juliane Bogner-Strauß, Chefin der ÖVP-Frauen, an Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) appelliert, dieses "so schnell wie möglich" umzusetzen.

Kocher verwies heute auf eine verhaltensökonomische Lösung des Problems, die das IHS vor einiger Zeit genannt hatte. Im Moment müsse man sich aktiv um ein Splitting bemühen. Man könnte das umdrehen, dass ein Antrag gestellt werden müsse, damit kein Pensionssplitting erfolge.

Das würde einen starken Effekt haben. Man müsste sich das genauer anschauen, nicht in allen aber in den meisten Fällen würde das den Frauen zugutekommen.

Einen Geschlechterunterschied gibt es in Österreich auch im nicht-staatlichen System: So liegt etwa der Anteil der Männer im erwerbsfähigen Alter, die durch eine betriebliche und private Vorsorge abgedeckt sind, bei 26 Prozent, bei den Frauen sind es nur 18 Prozent. Über eine private Altersvorsorge verfügten 15 Prozent der Männer und 10 Prozent der Frauen.

Eine betriebliche Pensionsversicherung hatten 2014 bei den Männern 13 Prozent, bei den Frauen 8 Prozent. Nur 3 Prozent Pensionistinnen und knapp 10 Prozent der Pensionisten verfügen über eine Zusatzpension. Firmenpensionen sind in typischen männerdominierten Berufen und Branchen stärker vertreten.

Von einer Stärkung der Firmenpensionen insgesamt würden auch Frauen profitieren, hieß es heute. Mit einem Generalpensionskassenvertrag könnten neben einer generellen Erhöhung der Anteile der zweiten und dritten Säule auch mehr Frauen einen Anspruch auf Firmen bekommen, so Sardelic. Eine Stärkung der betrieblichen Vorsorge würde auch das sogenannte EET-System bringen, bei dem die Besteuerung nicht in der Anfangsphase, sondern bei Pensionsauszahlungen erfolgt.

Längerfristig würde sich dies auch für den Staat positiv auswirken, so Kocher unter Verweis auf eine frühere IHS-Studie. Eine Diversifikation über die Säulen hinweg müsse nicht unbedingt zu mehr Individualisierung des Pensionssystems führen.

Sardelic forderte heute vor Journalisten auch eine Förderung für Bezieher von niedrigen Einkommen unter der Einkommensteuer-Grenze. Insgesamt sei das Bild im internationalen Vergleich bezüglich der betrieblichen Vorsorge unverändert.

Laut IHS machte das Anlagevermögen der kapitalgedeckten Pensionsvorsorge 2018 einen BIP-Anteil von 5,5 Prozent aus, im Jahr 2008 waren es 4,3 Prozent. Österreich lag damit an viertletzter Stelle. Am höchsten ist der Anteil in Dänemark, am geringsten in Griechenland. Entgegen dem OECD-Trend hat sich laut IHS-Policy-Brief das betriebliche Pensionsvermögen im letzten Jahrzehnt nicht erheblich erhöht.

Die Beiträge der Pensionskassen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) lagen 2018 bei 0,3 Prozent (2008: 0,4 Prozent) und damit an drittletzter Stelle.

Eine längere Liegedauer der Beträge in den Vorsorgekassen würde Zusatzpensionen stärken. Es gehe bei der privaten Vorsorge immer um eine Ergänzung zur gesetzlichen Pension. Sardelic betonte auch die Langfristigkeit von Firmenpensionen sowohl bei Kundenbeziehungen als auch bei der Veranlagung.

Das erste Quartal sei heuer wegen Corona für den Veranlagungserfolg schwierig gewesen, das zweite Quartal dann besser, so der Valida-Chef. In Summe sei das heurige Jahr jedenfalls schwierig. Die Pensionskassen hätten bei den Erträgen aber immer wieder aufgeholt.

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