Lebensmittel per Boten: Wie Diskonter Penny online wachsen will

Bereits seit dem Frühling 2024 arbeitet Penny bei Online-Bestellungen mit dem Essenszusteller Foodora zusammen.
Nun will die Diskonter-Kette Penny noch stärker Lebensmittellieferungen setzen. Während das Unternehmen, das zur Rewe-Gruppe gehört, am deutschen Heimatmarkt seine Liefertätigkeiten aktuell wegen gesunkener Nachfrage seit der Coronapandemie zurückfährt, werden die Kapazitäten hierzulande ausgebaut.
Von 51 der insgesamt 319 Penny-Filialen aus werden Kunden mit Lebensmitteln beliefert. 2026 sollen noch neun weitere hinzukommen.
Liefergebiet soll in den kommenden Jahren wachsen
Neben den meisten Landeshauptstädten - Penny liefert überall außer in Bregenz, Innsbruck und Eisenstadt - gehören auch kleinere Städte wie Traun oder Klosterneuburg zum Liefergebiet. In Zukunft wolle man "noch näher an Kunden in ganz Österreich kommen" und Lieferzeiten verkürzen, teilt Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher dem KURIER mit.
Der Fokus liegt auf dem Quick-Commerce, also der Sofortlieferung von Lebensmitteln durch Foodora-Fahrer. Mit späteren Lieferungen innerhalb eines festgelegten Lieferfensters hat man bei Penny keine guten Erfahrungen gemacht.
E-Commerce für Lebensmittel funktioniert nicht gut
„Wir haben gelernt, dass E-Commerce in Österreich nicht gut funktioniert. Deswegen sind wir auf Quick-Commerce umgeschwenkt“, sagt Niko Karras, Mitglied der Penny-Geschäftsführung und zuständig für den Vertrieb. Die Zusammenarbeit mit Foodora funktioniere dabei sehr gut.

Foodora Österreich-Chef Alexander Gaied mit den Penny-Geschäftsführern Johannes Greller und Niko Karras (v.l.n.r.).
Auch beim Essens-Lieferdienst zeigt man sich zufrieden mit der Partnerschaft. "Wir brauchen Ketten wie Penny wegen ihres Angebots und die Ketten brauchen uns wegen unserer Infrastruktur“, sagt Dragan Milovanovic, Leiter der Quick-Commerce-Sparte bei Foodora Österreich, dem KURIER.
Erst 2024 hat Foodora die eigenen Zustelllager für Lebensmittel geschlossen. Trotzdem sei der Umsatz mit Lebensmittel-Lieferungen bei Foodora im vergangenen Jahr um 300 Prozent gewachsen. Und das obwohl die meisten Österreicher lieber in den Supermarkt gehen, anstatt Nahrungsmittel online zu bestellen.
85,3 Prozent kaufen ihre Lebensmittel im stationären Handel, so eine Studie von Holistic Consulting und der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Das Hauptmotiv ist für Viele, dass sie vor allem frische Produkte wie Obst, Gemüse oder Backwaren gerne eigenhändig auswählen möchten.
Neben den Rewe-Supermärkten bieten auch andere Lebensmittelhändler die Lieferung an die Haustür an.
So etwa das von drei Salzburgern gegründete Unternehmen Alfies, dessen Liefergebiet Wien, Graz und das jeweilige Umland umfasst. Alfies hat selbst mehrere Lager in Österreich. Der Umsatz war 2024 mit rund 30 Millionen Euro stabil zum Jahr zuvor. Im vergangenen Winter expandierte das Unternehmen erstmals und liefert seither auch in Zürich (Schweiz) Lebensmittel an Kunden.
In Wien und der umliegenden Gegend ist neben Alfies auch der Online-Supermarkt Gurkerl tätig, der zur tschechischen Rohlik-Gruppe gehört. Gurkerl hat erst im Herbst 2024 ein neues Logistikzentrum in Wien eröffnet. Die Zahl der Bestellungen hat sich seither verdoppelt und beträgt aktuell rund 100.000 pro Monat.
Ähnlich wie bei der Zusammenarbeit zwischen den Rewe-Ketten und Foodora funktionieren die Lebensmittellieferungen beim Diskonter Hofer. Dieser arbeitet mit dem Dienstleister Roksh zusammen, dessen Mitarbeiter Bestellugnen als persönliche Einkäufer einsammeln und zustellen.
Der Diskonter Lidl bietet keine Lieferung seiner Lebensmittel an. Und auch die Supermarktkette Spar stellte mit Ende August 2025 die Hauszustellung in Wien ein. Medienberichten zufolge seien zu hohe Logistik-Kosten der Grund gewesen. In Salzburg beendete das Unternehmen den Lieferservice bereits im Juli. Online-Bestellungen zur Abholung sind weiterhin möglich.
Anders ist es bei den Spar-Express-Shops, etwa in Tankstellen. Einige davon stellen - ähnlich wie die Rewe-Ketten - Lebensmittel über Foodora zu.
Nur zwei Prozent der Einkäufe über Schnelllieferdienste
Über Schnelllieferdienste werden nur etwas mehr als zwei Prozent der Einkäufe getätigt. Für Alexander Gaied, Geschäftsführer von Foodora Österreich, ist dieser geringe Anteil kein Hindernis. Er will künftig den Fokus seines Unternehmens noch stärker auf Lebensmittel-Lieferungen setzen, neben dem Kerngeschäft der Essenslieferungen.
„Wir haben den Vorteil, dass unsere Kunden von Anfang an die Intention haben, sich etwas liefern zu lassen. Sie kennen uns von den Lieferungen aus der Gastronomie“, sagt Gaied dem KURIER. Offen zeigt er sich auch für die Zusammenarbeit mit anderen Handelsketten, denn "Exklusivität gibt es nicht".
Auch der Rewe-Konzern, zu dem Penny auch etwa Billa und Bipa gehören, arbeitet nicht exklusiv mit Foodora. So können Billa-Lebensmittel etwa über den Lieferdienst so schnell wie möglich geliefert werden, gleichzeitig bietet Billa aber die Lieferung über den eigenen Webshop an.
Die Lieferung erfolgt dabei nicht sofort, sondern innerhalb eines ausgewählten Zeitfensters. Seit Dezember 2024 bietet Billa die hauseigene Lieferung nur noch in Wien und dem Umland an. Man habe am Land kein Wachstumspotenzial gesehen, hieß es damals von Rewe.
Foodora wächst auch im ländlichen Bereich
Der Essenslieferdienst Foodora wiederum verzeichnet in den ländlichen Gebieten ein starkes Wachstum, wie das Unternehmen mitteilt.
Das liege auch an der fehlenden Konkurrenz. "Für andere Anbieter zahlen sich die Logistikkosten außerhalb der Großstadt nicht aus, weil die Auslastung fehlt. Wir haben die Infrastruktur und die Auslastung auch in kleineren Gemeinden“, sagt Milovanovic.
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