Pandora: Erweiterung des Bettelarmbandes

Niels Møller: In Wien hätte er für einen 27 Quadratmeter großen Shop 1,2 Mio. Ablöse zahlen sollen.
Der dänische Schmuckhersteller will den Österreich-Umsatz verdoppeln und sucht Franchisenehmer.

Der dänische Schmuckhersteller Pandora hat im Vorjahr den Umsatz um 40 Prozent auf umgerechnet 600 Millionen Dollar gesteigert. In Österreich verkaufen 137 Juweliere Schmuck von Pandora, dazu kommen 13 Pandora-Shops von Franchisepartnern sowie zwei, die vom Konzern selbst geführt werden (in Klagenfurt und im Outletcenter Pandorf).

KURIER: Ist am österreichischen Markt überhaupt noch Platz für mehr Pandora-Verkaufsstellen?

Niels Møller: Natürlich, die Kaufkraft ist da. Wir haben derzeit 13 Concept Stores (Anm.: Läden, in denen ausschließlich Pandora verkauft wird) – diese Schiene wollen wir ausbauen. Wir sehen Platz für 25 Läden.

Die Juweliere werden sich aber nicht sehr freuen, wenn Sie ihnen jetzt mit eigenen Läden Konkurrenz machen ...

Das ist natürlich ein Spannungsfeld. Wir bieten Juwelieren und Franchisepartnern an, die neuen Läden selber zu führen. Wollen sie es nicht, machen wir es eben selbst. Unser Ziel ist es, binnen drei Jahren 18 Geschäfte in Österreich zu haben. Binnen der nächsten drei Jahre wollen wir den Umsatz in Österreich verdoppeln.

Wie viel Startgeld braucht man eigentlich als Franchisepartner?

Rund 350.000 Euro, davon 180.000 bis 200.000 für das Warenlager.

Klingt nicht nach einem Betrag, den in der jetzigen Wirtschaftslage viele locker machen ...

Die Investitionslust der Franchisenehmer ist derzeit begrenzt. Man braucht auch ein Eigenkapital in Höhe von 50.000 Euro.

Wo suchen Sie Standorte?

Wir haben zum Beispiel in Wien vier Geschäfte, unsere Marktstudien sehen Platz für zehn. Natürlich möchten wir in die Kärntner Straße, aber das große Problem sind die hohen Ablösen.

Ein Beispiel?

Zuletzt wurde uns ein 27 Quadratmeter großes Geschäft angeboten, für das wir 1,2 Millionen Ablöse hätten zahlen sollen. Das gibt es nur in Österreich. In Deutschland kennen wir das gar nicht, und in Holland hat sich das Thema auch erledigt.

Wie das?

Mit der Wirtschaftskrise konnten sie keine Ablösen mehr verlangen. Früher haben unsere Franchisepartner in Holland bis zu 400.000 Euro Ablöse gezahlt. Im Vorjahr haben wir dort sechs Läden eröffnet, und wir mussten für kein einziges Geschäftslokal eine Ablöse bezahlen.

Zu hoffen, dass das in Wien auch so kommt, wird aber nicht reichen, oder?

Wir versuchen, bestehende Läden zu akquirieren, also die Geschäftsleute zu einem Umstieg auf Pandora zu bewegen.

Wie haben sich die Umsätze in Österreich 2014 entwickelt?

Wir hatten ein Plus von 13 Prozent. Aber in Wien und Parndorf haben wir natürlich gespürt, dass weniger russische und chinesische Touristen gekommen sind. Generell entwickelt sich der Branchenumsatz in Österreich seit 2008 negativ.

Lange Zeit haben Juweliere geklagt, dass Pandora mit der Lieferung nicht nachkommt. Sind die Engpässe behoben?

Wir haben unsere Produktion in Thailand stark ausgebaut und allein in einem Quartal 2014 zusätzlich 700 Leute aufgenommen. Ein weiteres Werk ist in Planung, die Produktionsengpässe sind behoben. Wir produzieren 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Pandora ist mit Charms, also Anhängern für Armbänder und Ketten, schnell groß geworden. 2010 war es mit der Sammelleidenschaft der Kunden und den Umsatzzuwächsen plötzlich vorbei. Übersättigung oder selbst gemachte Fehler?

Wir haben zu der Zeit zu teure Stücke, wie Ringe um 2000 Euro, auf den Markt gebracht. Alles in Gold und mit echten Diamanten, aber einfach zu teuer für unsere Zielgruppe.

Bringen die Ringe den erwünschten Erfolg?

Ja, sie holen stark auf und haben weltweit schon einen Umsatzanteil von mehr als 135 Millionen Euro erreicht. In Österreich ist ihr Anteil sogar zweistellig.

In Deutschland hat Pandora die Zahl der Händler erst stark zurück gefahren und jetzt bauen Sie wieder aus. Warum?

Wir hatten 2500 Händler in Deutschland, das waren viel zu viele. Binnen drei Jahren haben wir auf 900 reduziert. Wir arbeiten nur noch mit Partnern zusammen, die auch an die Marke glauben. Und wir werden die Zahl unserer eigenen Filialen in Deutschland verdoppeln.

Nehmen die Probleme mit Plagiaten ab?

Nein, wir verfolgen allein in Deutschland ein paar Dutzend Fälle. Es geht um Distributeure, die in China und Thailand produzierte Fälschungen auf den Markt bringen. Man kann davon ausgehen, dass eine Handvoll Hersteller diese Kanäle beliefert.

Sie verkaufen in mittlerweile 90 Ländern Schmuck. Ist der Geschmack auf der ganzen Welt gleich?

Ja, die Top-Seller sind überall gleich.

Konzern Pandora, gegründet 1982 in Kopenhagen, wird seit Oktober 2010 an der Börse in Kopenhagen gehandelt. Der Konzern beschäftigt 11.000 Mitarbeiter, davon 7800 in Thailand, wo der Konzern seinen Schmuck herstellt. Dieser wird in 80 Ländern verkauft. 2014 stieg der Jahresumsatz um 32,5 Prozent auf umgerechnet 1,6 Milliarden Euro.

Niels Møller Der Däne Niels Møller ist seit März 2013 Chef von Pandora Zentral- und Westeuropa. Er ist verheiratet und hat mit seiner Frau fünf Kinder.

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