"Pakt" gegen Lebensmittel-Verschwendung

"Pakt" gegen Lebensmittel-Verschwendung
Umweltministerium unterzeichnet Vertrag mit Handelsketten, um Abfallmenge zu reduzieren. Greenpeace ist skeptisch.

Schon vor zwei Jahren beschlossen die Vereinten Nationen, die weltweite Lebensmittel-Verschwendung bis 2030 zu halbieren. Auch Österreich bekennt sich zu diesem Ziel, setzt bei der Umsetzung aber auf Freiwilligkeit.

Umweltminister Andrä Rupprechter unterzeichnete am Mittwoch einen "Pakt gegen die Verschwendung" mit den führenden Handelsketten Spar, Rewe, Hofer, Lidl und MPreis sowie Branchenvertretern des Lebensmitteleinzelhandels. Die Auflagen für den Pakt, der mit eigenem Werbe-Logo versehen wurde, sind marginal: Die Händler müssen übrig gebliebene Lebensmittel sozialen Einrichtungen oder der Tier-Verfütterung zur Verfügung stellen und ihr Personal zur Reduktion von Abfällen schulen. Beides geschieht ohnehin schon. "Kooperationen mit Sozialeinrichtungen gehören schon fast zum Standard", betonte etwa Lidl-Manager Simon Lindenthaler.

Fünf weitere Maßnahmen sind freiwillig und werden zum Teil ebenfalls schon umgesetzt: Mehr Angebote von Obst und Gemüse mit optischen Fehlern (z. B. "Wunderlinge"-Aktion von Rewe); Verkauf von Brot vom Vortag (z. B. bei Hofer); weniger 1+1-Gratis-Aktionen; verbilligter Abverkauf von Waren mit knappen Mindesthaltbarkeitsdatum, die Reduktion des Angebots an Frischwaren vor Ladenschluss.

Kreative Ideen

Auch kreative Ideen sind gefragt. So liefert der Tiroler Supermarkt MPreis Altbrot an eine Bierbrauerei und an einen Schnapsbrenner, der daraus einen Gin namens "Herr Friedrich" herstellt. Einige Nahversorger bieten kreative Restl-Kochrezepte an. "Wichtig ist, dass die Lebensmittel auf dem Teller und nicht im Abfall landen. Dafür braucht es nicht immer Gesetze", betonte Rupprechter. Er hofft, dass sich auch der Großhandel anschließt. Alle drei Jahre soll es einen Bericht über den Erfolg des Paktes geben. Wie "messbar " dieser ist, bleibt fraglich.

Die Umweltorganisation Greenpeace begrüßt die Aktion, hält sie aber für nicht ausreichend. "Es fehlen vor allem Maßnahmen gegen die derzeit oft realitätsfremden Mindesthaltbarkeitsdaten sowie zur Reduktion von Abfällen am Feld", so Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster.

Details zum Pakt finden Sie auf der Homepage des Lebensministeriums.

Überfluss

Österreichische Haushalte werfen bis zu 157.000 Tonnen jährlich an angebrochenen und original verpackten Lebensmitteln in den Müll, obwohl diese zum Teil noch genießbar wären. Das sind pro Haushalt Lebensmittel im Wert von 300 Euro.

Lebensmittelhandel

Im Lebensmittelhandel fallen 74.000 Tonnen Bruch (Abschreibungen) und 35.600 Tonnen an Retouren an. Dazu kommen 61.000 Tonnen Lebensmittel-Abfall aus Großküchen, 45.000 Tonnen in der Gastronomie und 50.000 Tonnen in der Hotellerie.

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